Thunberg habe eine aufrüttelnde Rede gehalten, sagte Merkel am Rande der UN-Generalversammlung am Dienstag in New York gegenüber den Journalisten. Es sei in ihr aber nicht ausreichend zum Ausdruck gekommen, „in welcher Weise Technologie, Innovation gerade im Energiebereich, aber auch im Energieeinsparbereich und Möglichkeiten eröffnen, die Ziele zu erreichen“. Die Bundesregierung wolle solche Möglichkeiten nutzen, so die Bundeskanzlerin. Sie selbst messe Innovation und Technologie eine sehr große Bedeutung bei: „Und das ist ein Widerspruch zu dem, was ich da gestern gehört habe.“
Dass sie sich die Vorwürfe Thunbergs zu Herzen genommen habe, wollte Merkel nicht dementierten: „Jeder aufmerksame Mensch hört zu und fühlt sich damit auch angesprochen. Das ist selbstverständlich.“ Dennoch habe sie „mit Überzeugung auch unser Vorgehen deutlich gemacht“ - sowohl, was die internationale Verantwortung angehe als auch, was das nationale deutsche Klimaprogramm betreffe. Man werde sehr sorgsam überprüfen, ob „wir unsere Ziele erreichen können“. Wenn man sie nicht erreiche, müsse nachgeschärft werden. „Aber mit der Erreichung dieser Ziele leisten wir einen Beitrag zur Umsetzung des Pariser Abkommens“, sagte Merkel.
Die Schwedin Thunberg hatte den Staats- und Regierungschefs bei der Eröffnung des UN-Klimagipfels am Montag schwere Vorwürfe gemacht. Die wissenschaftlichen Vorhersagen zum Klimawandel seien seit Jahrzehnten mehr als deutlich. „Wie könnt Ihr es wagen, zu glauben, dass man das lösen kann, indem man so weitermacht wie vorher - und mit ein paar technischen Lösungsansätzen?“
Merkels Stellungnahme zur 16-jährigen Aktivisten hat sich in den letzten sieben Monaten offenbar radikal verändert. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar hatte Merkel noch indirekt nahegelegt, die Klimaschutzproteste deutscher Schüler seien irgendwie Teil russischer „hybrider Kriegsführung“. Auf der Sommerkonferenz im Juli gab Merkel zu, dass Greta Thunberg und ihre Klimabewegung die Politik der Bundesregierung vorangetrieben hätten, und zeigte sich generell begeistert von der Klimabewegung. Das von der Bundesregierung kürzlich beschlossene Klimapaket stößt aber weiter auf Kritik. Umweltbehörden, Wissenschaftlern und selbst Teilen der großen Koalition gehen die Pläne nicht weit genug.
dpa/lk/tm
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