Atmosfair streicht CO2-Kompensation für Kreuzfahrten

  10 Oktober 2019    Gelesen: 784
Atmosfair streicht CO2-Kompensation für Kreuzfahrten

Wenn Kreuzfahrer klimabewusster urlauben wollen, können sie den CO2-Ausstoß ihrer Reise kompensieren und für Klimaschutzprojekte spenden. Doch einer dieser Anbieter macht das nicht mehr mit.

Dass Kreuzfahrten die Umwelt in einem besonders hohen Maß belasten, wissen inzwischen auch viele Passagiere. Manche von ihnen wollen das bei den Seereisen ausgestoßene CO2 ausgleichen - und zahlen deshalb Beiträge an Organisationen, die diese wiederum in Klimaschutzprojekte investieren.

Auch Atmosfair hat bisher diese Art der CO2-Kompensation für Kreuzfahrten der Reederei Aida Cruises angeboten - tut dies allerdings nicht mehr, wie die Bonner Non-Profit-Organisation bestätigte. Atmosfair begründet den Schritt damit, dass die Kreuzfahrtbranche nicht genug dafür tue, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens umzusetzen. Zunächst hatten touristische Fachmedien darüber berichtet.

"Wir sind nach der Kooperation mit Aida zu der Überzeugung gekommen, dass der Eigenbeitrag der Branche nicht stimmt", sagt Dietrich Brockhagen, der Geschäftsführer von Atmosfair. Ambition und Geschwindigkeit der bislang von den Reedereien ergriffenen Maßnahmen reichten für die Paris-Ziele nicht aus.

Es gebe technisch reife Klimalösungen wie synthetisch erzeugtes LNG als Kraftstoff, die die Branche nicht aufgreife. "Da wirkt dann die CO2-Kompensation wie vorgeschoben", sagt Brockhagen. Für die Zusammenarbeit mit der Rostocker Reederei ist Atmosfair stark kritisiert worden.

Emissionen und andere Probleme

Aida Cruises teilt auf Anfrage mit, sich zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens zu bekennen. Man investiere in Lösungen für einen emissionsneutralen Betrieb der Flotte. Das Unternehmen verweist unter anderem auf die "Aida Nova", das weltweit erste Kreuzfahrtschiff mit Flüssiggas-Antrieb (LNG). Zwei Schwesterschiffe folgen. Brockhagen argumentiert hingegen, fossiles LNG verursache nur etwa 20 Prozent weniger CO2 als Schiffsdiesel oder Schweröl.

Die Kreuzfahrt steht in der Kritik. Dabei geht es unter anderem um

die Umweltfolgen der Schiffsemissionen,
eine Überlastung der Häfen und Küstenstädte
und schlechte Arbeitsverhältnisse.
Dennoch ist die Reiseform bei Deutschen beliebt, die Gästezahlen steigen.

Wie viel CO2 und andere Klimagase der einzelne Urlauber auf einer Kreuzfahrt verursacht, ist nicht leicht zu berechnen, erklärt das Portal Cruisetricks.de. Die Reedereien Aida und TUI Cruises wiesen zwar Durchschnittswerte pro Tag und Passagier aus. Diese jedoch auf einzelne Schiffe oder Reisen herunterzurechnen, sei kaum möglich. Daher sind auch die Beträge, die Urlauber als Kompensation zahlen, je nach Anbieter und Klimarechner teils sehr unterschiedlich.

Atmosfair ist nicht die einzige Organisation für CO2-Kompensation. Ein anderer Anbieter ist etwa Myclimate, der auf seiner Website einen Klimarechner für Kreuzfahrten bereitstellt. Mittels einiger Angaben wie unter anderem zur Größe des Schiffs und der Reisedauer sollen Urlauber einen anteiligen CO2-Ausstoß ermitteln können. Daraus ergibt sich dann die Kompensationszahlung.

spiegel


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