Die Bundesregierung hat Vorwürfe des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Mord im Kleinen Tiergarten deutlich zurückgewiesen. Ein Sprecher des Justizministeriums sagte, der Regierung sei "kein Auslieferungsersuchen der russischen Seite bekannt".
Putin hatte beim Ukrainegipfel in Paris Anfang der Woche behauptet, Russland habe seit Jahren die Auslieferung des späteren Mordopfers Zelimkhan Khangoshvili gefordert, da man diesen wegen der Beteiligung an Terroranschlägen in Moskau vor Gericht habe stellen wollen. Deutsche Ermittler zeigten sich von dem Vorwurf verblüfft, bisher jedenfalls war von solchen Versuchen Moskaus nichts bekannt.
Regierungssprecher Steffen Seibert rief Russland am Mittwoch erneut zur Kooperation bei den Mordermittlungen auf.
Bundesanwaltschaft sieht Anhaltspunkte für Verwicklung des russischen Staats
Zuletzt hatte der russische Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, mit einem Kooperationsangebot an die Ermittler für Irritationen gesorgt. Die Zusage des Botschafters, in dem hochpolitischen Fall zusammenarbeiten zu wollen, sorgte bei Beamten der Bundesregierung für ungläubiges Kopfschütteln. Seit dem Mord im Kleinen Tiergarten versuchen sie auf allen Kanälen, Informationen aus Russland zu bekommen, liefen bislang aber immer wieder vor die Wand.
Der Georgier Khangoshvili, den Putin zuletzt als Terroristen und Feind Russlands darstellte, war Ende August im Berliner Tiergarten mit Schüssen in Kopf und Körper getötet worden.
Kurz darauf war ein Verdächtiger festgenommen worden, als er versuchte, die mutmaßliche Tatwaffe in einen Fluss zu werfen. Der Mann sitzt derzeit in Untersuchungshaft.
Inzwischen hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen an sich gezogen und mitgeteilt, dass es Anhaltspunkte für einen Mord im Auftrag staatlicher russischer Stellen oder der Tschetschenischen Republik gebe. Russland wies umgehend jede Verwicklung in den Mordfall zurück. Der Getötete war im Tschetschenienkrieg aufseiten antirussischer Separatisten aktiv.
Tags: