Schlechte Luftqualität zwingt erste Spielerin zur Aufgabe

  15 Januar 2020    Gelesen: 657
Schlechte Luftqualität zwingt erste Spielerin zur Aufgabe

Beim Tennisturnier in Melbourne ist es zu mehreren Spielabbrüchen gekommen. Eine Spielerin litt unter Atemproblemen. Die Bedingungen sorgen bei Offiziellen und Teilnehmern für Diskussionen.

Die klimatischen Bedingungen stellen die Teilnehmer der Australian Open traditionell vor große körperliche Herausforderungen. In diesem Jahr wird die Diskussion über die Gesundheit der Spieler noch intensiver geführt. Denn zu der ohnehin intensiven Hitze rund um das Turnier in Melbourne kommt in diesem Jahr eine deutliche Verschlechterung der Luftqualität durch die anhaltende Brandkatastrophe im Land. Nun hat Dalila Jakupovic als erste Spielerin ihr Match wegen eines Hustenanfalls aufgegeben.

Im zweiten Satz gegen die Schweizerin Stefanie Vögele sank die Slowenin auf die Knie und klagte über Atemprobleme. Danach konnte die Nummer 180 der Weltrangliste ihre Qualifikationspartie für die Hauptrunde am Dienstag nicht fortsetzen.

"Es war wirklich schlimm. So etwas habe ich noch nie erlebt, ich hatte wirklich Angst, dass ich kollabiere", sagte Jakupovic anschließend. "Darum bin ich runter. Weil ich nicht mehr laufen konnte."

Die deutsche Tennisspielerin Laura Siegemund und die ehemalige Weltranglistenerste Maria Scharapowa beendeten ihr Match beim Einladungsturnier in Melbournes Stadtteil Kooyong nach knapp zwei Stunden ebenfalls vorzeitig. "Ich habe gemerkt, dass ein bisschen Husten hochkam am Ende des zweiten Satzes. Ich dachte, ich bin krank", sagte die russische Spielerin. Siegemund hatte den ersten Durchgang im Tiebreak gewonnen, im zweiten stand es 5:5. Der Abbruch erfolgte durch die Organisatoren.

Melbourne hat derzeit "schlechteste Luftqualität weltweit"
In Australien wüten seit Wochen Buschbrände, etwa 11,2 Millionen Hektar Land sind betroffen. 28 Menschen wurden bereits Opfer der Katastrophe, Tausende sind obdachlos. Brett Sutton, der oberste Gesundheitsbeauftragte des Bundestaats Victoria, in dem Melbourne liegt, hatte die Luftqualität der Stadt als die "schlechteste weltweit" bezeichnet. Seine Umweltschutzbehörde stufte die Situation für die Bewohner Melbournes als "gefährlich" ein, die örtliche Regierung hatte ihnen geraten, möglichst wenig Zeit draußen zu verbringen und körperliche Anstrengung zu vermeiden.

Die Veranstalter hatten zunächst alle Trainingseinheiten für den Tag wegen der schlechten Luftqualität abgesagt und die Qualifikationsspiele um eine Stunde nach hinten verschoben.

Turnierdirektor Craig Tiley verteidigte die Entscheidung, die Qualifikationsspiele fortzuführen. "Zwischen dem Zeitpunkt der Unterbrechung und der Fortsetzung der Spiele hat es eine Verbesserung der Bedingungen gegeben", sagte der 58-Jährige. Er berief sich auf Messungen der Luftqualität auf dem Gelände und Ratschläge der medizinischen Abteilung. Man werde die Teilnehmer keiner Gefahren aussetzen, betonte Tiley.

Eine Turniersprecherin sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Organisatoren hätten die Bedingungen nach Rücksprache mit dem Meteorologischen Dienst als sicher eingestuft, und die Teilnehmer hätten eingewilligt zu spielen.

Die Teilnehmer des Tennisturniers hatten sich schon vor dem Beginn der Spiele besorgt darüber geäußert, dass das Turnier unter diesen Bedingungen abgehalten wird. Die Luxemburgerin Mandy Minella kritisierte, dass die Qualifikationsspiele nach der Verschiebung fortgesetzt wurden. Dabei gehe es nicht nur um die Bedingungen für die Spieler, sondern alle Mitarbeiter des Turniers.

Der US-Profi Noah Rubin bemängelte die Kommunikation seitens der Veranstalter, die die drastisch verschlechterte Luftqualität gegenüber den Teilnehmern nicht thematisiert hätten.

Auch Vorjahressieger Novak Djokovic, Vorsitzender der ATP-Spielervereinigung, hatte bereits zuvor seine Bedenken wegen der Buschbrände geäußert und auf mögliche gesundheitliche Folgen für Teilnehmer hingewiesen. Sogar eine Verlegung hatte er zur Diskussion gestellt.

Vergangene Woche hatten die Veranstalter bekannt gegeben, dass das Turnier im "unwahrscheinlichen Fall extremer Rauchbedingungen" auf die drei überdachten Stadien und acht Hallenplätze des Melbourne Parks beschränkt würde.

spiegel


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