Europäisches Einheitspatent kommt – nach fast 50 Jahren Verhandlung

  25 November 2020    Gelesen: 601
  Europäisches Einheitspatent kommt – nach fast 50 Jahren Verhandlung

Die Planungen begannen bereits in den Siebzigerjahren: Nach langem Ringen kommt endlich das europäische Einheitspatent. Leider gilt es nicht in allen EU-Staaten, zwei Länder scheren aus.

Geschwindigkeit ist wirklich keine Erfindung der EU, aber immerhin: Nach jahrzehntelangem Vorlauf soll nun endlich das europäische Einheitspatent starten. Unternehmen können dann Erfindungen bald einfacher und billiger EU-weit schützen.

Das teilte die EU-Kommission mit. Deutschland muss dafür allerdings noch den Weg frei machen. Das Bundesjustizministerium teilt mit, die Ratifizierung solle noch dieses Jahr abgeschlossen werden. Bereits am Donnerstag berät der Bundestag abschließend, Mitte Dezember dann der Bundesrat.

Ein einheitlicher europäischer Patentschutz ist bereits seit Mitte der Siebzigerjahre in Planung. Weil sich die EU als Ganzes nicht einigen konnte, wollen 25 der 27 EU-Staaten es nun im Rahmen einer sogenannten Verstärkten Zusammenarbeit einführen. Nur Spanien und Kroatien machen nicht mit. Für die EU-Kommission ist das Einheitspatent zentraler Punkt einer neuen Strategie zum Schutz geistigen Eigentums, die am Mittwoch in Brüssel vorgestellt wurde.

Bundesverfassungsgericht hatte gebremst
Die wichtigste Neuerung: Nach Erteilung durch das Europäische Patentamt kann ein Patent zum Einheitspatent erklärt werden, was die mühsame nationale Zertifizierung in jedem einzelnen EU-Land erspart. Das kann nach Angaben der EU-Kommission die Kosten um bis zu 32.000 Euro senken. Die Gebühren zur Erneuerung eines Einheitspatents für zehn Jahre sollen von etwa 30.000 auf 4700 Euro sinken. Die EU-Kommission erhofft sich von der Vereinfachung und Kostensenkung einen Innovationsschub und einen leichteren Austausch von Wissen im Binnenmarkt.

In Deutschland hatte das Bundesverfassungsgericht die Ratifizierung der Vereinbarung zum Einheitspatent gestoppt. Konkret geht es um die Zustimmung zu dem vorgesehenen Einheitlichen Patentgericht. Karlsruhe hatte das dafür notwendige Gesetz für ungültig erklärt, weil es nicht mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit verabschiedet worden war. Bei der Abstimmung im April 2017 waren nur etwa 35 der mehr als 600 Abgeordneten anwesend.

Wie eine Sprecherin des Bundesjustizministeriums der Nachrichtenagentur dpa sagte, steht das Gesetz wortgleich am Donnerstag in zweiter und dritter Lesung im Bundestag zur Abstimmung. Man gehe davon aus, dass die Zwei-Drittel-Mehrheit zustande komme. Die Befassung im Bundesrat ist für den 18. Dezember vorgesehen. Danach fehlt noch die Ausfertigung durch den Bundespräsidenten.

Kommt alles zustande, könnte nach Angaben der EU-Kommission 2021 die »Periode provisorischer Anwendung« des Einheitspatents beginnen. Ab 2022 soll das neue System voll funktionsfähig sein.

spiegel


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