Nawalny tritt in Hungerstreik

  01 April 2021    Gelesen: 752
Nawalny tritt in Hungerstreik

Der russische Oppositionelle Alexej Nawalny klagt in Haft über zunehmende Schmerzen – darf aber keinen Arzt sehen. Nun will er die Nahrungsaufnahme verweigern, um die benötigte medizinische Versorgung zu erhalten.

Der inhaftierte russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hat verkündet, in den Hungerstreik getreten zu sein. Er will so seine medizinische Behandlung erwirken. Nawalny klagt seit mehreren Tagen über starke Schmerzen im Rücken, die auf die Beine übergegangen seien. Eine medizinische Behandlung bliebe ihm aber bisher verwehrt, sagen seine Anwälte.

»Ich habe den Hungerstreik erklärt, um zu fordern, dass das Gesetz befolgt wird und der Arzt zu mir kann, den ich konsultieren möchte. Ich liege also hungrig da, aber vorerst mit zwei Beinen«, heißt es in einem Post auf Nawalnys Instagram-Profil am Mittwoch.

Der Account wird während der Haft nicht von ihm selbst, sondern von Mitarbeitern und Vertrauten verwaltet. In der Strafkolonie IK-2 in der Kleinstadt Pokrow 100 Kilometer östlich von Moskau, in der Nawalny eingesperrt ist, darf er bisher nur Besuch von seinen beiden Anwälte empfangen.

Der Kremlkritiker klagt seit einigen Tagen über starke Rückenschmerzen. Er schilderte zudem, dass die Schmerzen auf die Beine ausstrahlen würden. In seinem rechten Bein habe er Lähmungserscheinungen und könne damit nicht mehr auftreten. Gegen die Schmerzen hatte er nach Angaben von Mitstreitern nur wenige Schmerztabletten bekommen.

»Nun, was soll ich tun?«, heißt es in Nawalnys neuem Post, der mit der Frage beginnt, warum Häftlinge in den Hungerstreik treten. Statt medizinische Hilfe zu erhalten, werde er zusätzlich immer noch durch Schlafentzug gequält, nach wie vor achtmal pro Nacht geweckt, heißt es weiter.

Der Kremlkritiker liege nun auf dem Bett, mit einer Bibel in der Hand. »Mit einer Bibel, weil es das einzige Buch ist, das ich in den letzten drei Wochen bekommen konnte.«

Nawalny war von der Gefängnisbehörde als »fluchtgefährdet« eingestuft worden, weshalb in der Strafkolonie ständig seine Anwesenheit überprüft wird. Dies hatte er bereits nach seiner Ankunft in der Strafkolonie auf Instagram beschrieben: »Nachts wache ich jede Stunde davon auf, dass neben meinem Bett ein Mann in Jacke steht. Er filmt mich mit der Kamera und sagt: ›2.30 Uhr, Verurteilter Nawalny. Kontrolle gemäß Register der Fluchtgefährdeten. Ist am Ort‹«.

Nach Berichten über Nawalnys schlechten Gesundheitszustand hatten Mitglieder einer staatlichen Kommission für Menschenrechte von Inhaftierten ihn in seiner Haft besucht. Diese meldeten trotz der Beschwerden wenig Grund zur Sorge. Das Bein des Oppositionellen schmerze, er habe um ein Schmerzmittel gebeten, heißt es in einem Bericht des Gremiums, aus dem eine russische Zeitung zitierte. »Er kann weiterhin allein gehen.«

spiegel


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