Die US-Börsen haben sich am letzten Handelstag vor dem Osterwochenende mit Aufschlägen gezeigt. Während der Nasdaq deutlicher nach oben zog, blieb der Dow aber etwas zurück. Stützend wirkte das von US-Präsident Joe Biden am späten Mittwoch vorgestellte geplante Infrastrukturpaket. Hinzu kamen überwiegend gute Konjunkturdaten. So stieg der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im März auf ein 37-Jahreshoch. Am Karfreitag bleiben die US-Börsen geschlossen, der Handel wird erst am Montag wieder aufgenommen.
Der Dow-Jones-Index schloss 0,5 Prozent fester bei 33.153 Punkte, der S&P-500 legte um 1,2 Prozent zu und kletterte über die 4.000-Punkte-Marke auf ein Rekordhoch. Für den technologielastigen Nasdaq-Composite ging es um 1,8 Prozent nach oben. Dabei gab es insgesamt 2.585 (Mittwoch: 1.814) Kursgewinner und 751 (1.505) -verlierer. Unverändert schlossen 72 (98) Titel.
Bidens Maßnahmenpaket umfasst neben der Sanierung von Straßen und Brücken auch verstärkte Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie den Ausbau der Breitbandinfrastruktur. Besonders der letztgenannte Punkt dürfte dem Technologiesektor zugutekommen. Einen Wermutstropfen sehen Beobachter darin, dass die Maßnahmen mit Steuereinnahmen finanziert werden müssen, was die Anleger zunächst allerdings nicht sonderlich zu stören scheint angesichts der Aussicht auf eine Belebung der Wirtschaft.
Neue Konjunkturdaten
Wie weit die Erholung vorangekommen ist, zeigten neue Konjunkturdaten: Die vorbörslich veröffentlichten Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe aus der Vorwoche enttäuschten diesbezüglich zwar, denn es wurden mehr Anträge gestellt als in der Vorwoche und auch mehr als erwartet. Die von Markit und ISM veröffentlichten März-Einkaufsmanagerindizes zeigten jedoch eine deutliche Belebung in der US-Industrie. Beim ISM-Index wurden die Erwartungen der Ökonomen erheblich übertroffen.
Im Technologiesektor standen Micron (+4,8 Prozent) und Western Digital (+6,9 Prozent) mit angeblichen Übernahmeplänen im Blick. Jeder der beiden Chiphersteller erwäge ein Übernahmegebot für die japanische Kioxia Holdings (ehemals Toshiba Memory), berichteten informierte Personen. Als möglicher Kaufpreis wurden 30 Milliarden Dollar genannt, die aber nach Meinung von Beobachtern gut investiert wären, weil Größe in der kapitalintensiven Branche von Bedeutung sei. Micron hatte zudem überraschend gute Zahlen und einen optimistischen Ausblick veröffentlicht.
Emergent Biosolutions brachen um 13,4 Prozent ein, nachdem die Qualität einer im Auftrag von Johnson & Johnson (-0,9 Prozent) hergestellten Charge des Covid-19-Impfstoffs "nicht den Anforderungen" entsprochen hat, wie der Pharmariese am Mittwoch mitgeteilt hatte. Zuvor hatte die "New York Times" berichtet, dass wegen Qualitätsmängeln 15 Millionen Dosen des in einem Emergent-Werk hergestellten Impfstoffs entsorgt werden mussten.
Microsoft beliefert US-Armee
Microsoft (+2,8 Prozent) wird für die US-Armee maßgeschneiderte Augmented-Reality-Headsets entwickeln und bauen. Der Auftrag hat einen Gesamtwert von bis zu 21,9 Milliarden Dollar, wie der IT-Konzern in einem Blog-Post mitgeteilt hat. Die Ratingagentur Fitch hat unterdessen die Bonität des Softwarekonzerns wieder auf die bestmögliche Note hochgestuft.
Am Devisenmarkt gab der Dollarindex um 0,3 Prozent nach. Während sich die Stimmen mehren, die den jüngsten Höhenflug des US-Dollar als passend betrachten, machen Analysten beim Euro Potenzial aus. Die Gemeinschaftswährung könnte insbesondere zum Pfund Sterling zulegen. Die Experten von Activtrades begründen diese Sicht mit der Annahme eines substanziellen Zuwachses bei der Impfstofflieferung im zweiten Quartal in die Eurozone. Die Euro-Schwäche in der ersten Periode sei im Wesentlichen Ergebnis der Sorgen über die schleppende Impfkampagne gewesen. In den USA und auch in Großbritannien sei diese viel erfolgreicher verlaufen. Doch dies könnte sich nun ändern, urteilte Activtrades-Analyst Ricardo Evangelista.
Ölpreise ziehen an
Die Ölpreise zogen an, ungeachtet der Meldung, dass die Ölförderländer der Opec und Verbündete sich offenbar darauf verständigt haben, ihre gemeinsame Produktion in den nächsten drei Monaten wieder anzuheben. Die Ölförderer würden darauf setzen, dass mit den Fortschritten der Impfkampagnen weltweit auch die Nachfrage nach Öl wieder anzieht, berichteten mehrere Informanten.
Am Anleihemarkt entfernten sich die Renditen weiter nach unten von ihrem 14-Monatshoch, das sie am Dienstag bei über 1,77 Prozent gesehen hatten, und notierten bei 1,68 Prozent. Es gibt allerdings Befürchtungen, dass das Infrastrukturprogramm eine Überhitzung der Wirtschaft zur Folge haben könnte, wie Charalambos Pissouros von JFD Group anmerkte. Sollte es dazu kommen, dürften die Anleiherenditen steigen, was wiederum die Aktienmärkte belasten würde.
Die sinkenden Anleiherenditen in Verbindung mit dem schwächeren Dollar gaben dem Goldpreis Auftrieb.
n-tv
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