Schalke weicht vor dem Hass nicht zurück

  07 Mai 2021    Gelesen: 3695
  Schalke weicht vor dem Hass nicht zurück

Drei Partien haben die Fußballer des FC Schalke 04 noch zu spielen, ehe sie sich aus der 1. Bundesliga verabschieden müssen. Und alle Profis sind bereit, diese letzten Meter des Abschieds noch mitzugehen. Das ist nach der Krawallnacht vom 21. April nicht selbstverständlich.

Beim FC Schalke 04 reden sie wieder über Fußball. Und das ist eine gute Nachricht. Denn die Profis und die Trainer des Gelsenkirchener Bundesligisten haben so ein Thema abgeschüttelt, dass sie zuletzt mächtig aufgewühlt hat: die völlig inakzeptablen Attacken einiger Fans in der Nacht zum 21. April. Nach der Pleite bei Arminia Bielefeld, die den Schalker Abstieg aus der Bundesliga nach einem sehr langen Leidensweg endgültig besiegelt hatte, war es bei der Rückkehr an der heimischen Arena zu gewaltsamen Übergriffen gekommen.

Auf Videos, die im Internet verbreitet wurden, waren sogar Szenen einer Hetzjagd zu sehen. In Nachrichten, die über Whatsapp verbreitet wurden, sollen sich einige Beteiligte an ihren Taten regelrecht euphorisiert haben. Es war tatsächlich eine Nacht der Schande auf Schalke.

"Wir haben eine Woche gebraucht, um das zu verarbeiten", sagt Coach Dimitrios Grammozis nun vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr bei Sky und im Liveticker bei ntv.de) bei der TSG 1899 Hoffenheim. "Wir konnten nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Aber nach einer Woche haben wir versucht, wieder den Turnaround zu schaffen. Ich bin froh, dass wir uns nun wieder auf den Fußball konzentrieren können."

Es war eine Nacht, die nachhallte. Eine Nacht, die gewaltige Konsequenzen hätte nach sich ziehen können. Denn der neue Sportvorstand des Klubs, Peter Knäbel, hatte den Fußballern freigestellt, ob sie nach der Eskalation noch einmal für "Königsblau" auflaufen wollen. Nun, wo das erste Spiel nach dem Abstieg ansteht - zwischendurch war das Spiel gegen Hertha BSC wegen mehrerer Coronafälle bei den Berlinern abgesagt worden - ist aber klar: Kein Spieler zieht sich zurück. Es ist ein bemerkenswertes und keineswegs selbstverständliches Zeichen der Solidarität mit dem Verein. Es ist auch ein Zeichen, dass die Spieler weiter die Verantwortung für das tragen, was sie dem Klub über anderthalb Jahre zugemutet haben.

"Man kann sich vorstellen, dass die Jungs nach den Geschehnissen sehr aufgewühlt waren. Ich kann aber zu 100 Prozent bestätigen, dass keiner zu uns gekommen ist, um zu sagen, dass er nicht spielen möchte. Alle sind motiviert, alle geben Vollgas", sagte Grammozis. Auch der Trainer war übrigens Opfer der Übergriffe geworden: "Wie andere habe auch ich etwas abbekommen. Aber ich nehme das nicht persönlich. Die Leute, die da waren, stehen nicht stellvertretend für Schalke 04", kommentierte er.

Wer an diesem Wochenende spielt, das sagt Grammozis nicht. Natürlich nicht. Wer macht das schon. Aber er gibt zumindest einen kleinen Einblick in die aktuelle schwierige Gemengelage - und in das ganze Geflüster rund um die Aufstellung. "Wir müssen schauen, dass wir in den letzten drei Spielen nichts herschenken." Dabei will er nicht nur auf die Profis setzen, die auch in der kommenden Zweitliga-Saison beim FC Schalke noch eine Rolle spielen: "Jeder hat seine eigene Meinung. Der eine sagt, jetzt musst du die Jungen spielen lassen, die in der nächsten Saison auf jeden Fall da sind. Der andere sagt, gib den Jungs eine Plattform, die verkauft werden sollen. Wir müssen eine gute Mischung finden."

Die gab's immerhin im Hinspiel. Das ging mit 4:0 (!) an Schalke. Es war einer von nur zwei Siegen in dieser Saison. Es war übrigens der Sieg, der verhinderte, dass die Gelsenkirchener den traurigen und historischen Negativrekord der Berliner Tasmania einstellten.

Quelle: ntv.de, tno


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