Bitterfeld ist nicht das deutsche Tschernobyl

  22 März 2016    Gelesen: 956
Bitterfeld ist nicht das deutsche Tschernobyl
Brutale fünf Wochen musste Mohamed Mahjoubi auf das Wiedersehen mit Günther Jauch warten. Das hat seine bescheidenen Geografiekenntnisse nicht gestärkt. "Bitterfeld als das deutsche Tschernobyl zu bezeichnen, da mahne ich", wirft Jauch ein. Und wer ist dieser Portugiese Schwalbinho?
So sehr leiden wenige Kandidaten von "Wer wird Millionär?" abseits der Kameras. "Es war sehr, sehr schwer. Ich hatte sehr, sehr viele schlaflose Nächte. Albträume", schilderte ein sichtlich mitgenommener Kandidat die vergangenen Wochen. Während Überhangskandidaten normalerweise nur einige Tage auf den nächsten Auftritt warten müssen, brachten diverse Specials und Doppelfolgen Mohamed Mahjoubi ganze fünf Wochen Auszeit. "Am schlimmsten war es heute Nacht", sagte der Angestellte der Stadt Köln. Er hatte geträumt, gleich bei der ersten Frage einen Blackout zu haben. "Guck nach unten: war splitternackt. Guck dann hoch, zu Ihnen ... dann war da E.T. Es ist kein Scherz … Ich bin klitschnass aufgewacht." Ab da konnte es eigentlich nur besser werden.

Jauch machte sich jedenfalls auf einiges gefasst. "Sie sind ein gefährlicher Kandidat", meinte der RTL-Moderator mit Blick auf die bislang "makellose" Bilanz des Juristen, der am Montagabend mit allen vier Jokern und 8000 Euro auf den heißen Stuhl zurückkehrte. Der Start fiel allerdings ähnlich wie im Traum prophezeit holprig aus. Mahjoubi verbrauchte einen Joker nach dem nächsten. Die vermochten ihm bei der 64.000-Euro-Frage allerdings nicht zu helfen. "Wofür braucht man als deutscher Individualtourist eine Genehmigung des Umweltbundesamtes?". Nach dem 50/50-Joker blieben schließlich eine Reise zur Antarktis oder ein Ausflug nach Bitterfeld übrig.

In Bitterfeld kann man sich frei bewegen

Seit Mahjoubis freimütig erzählter Geschichte, wie er mal in Frankfurt (Oder) statt Frankfurt am Main gelandet ist, wissen wir, dass es der 35-Jährige nicht unbedingt mit geografischen Fakten hat. So überraschte denn seine Frage nicht: "Wo liegt denn Bitterfeld, Herr Jauch?" Der hilfsbereite Moderator hob an zu einer kurzen Geschichte des einstigen Chemiezentrums der DDR mit verseuchten Böden und kranken Menschen. Das erinnerte den Kandidaten spontan an Tschernobyl, wo man bestimmt auch nicht so einfach hinreisen könne. "Tschernobyl: Ja. Bitterfeld als das deutsche Tschernobyl zu bezeichnen, da mahne ich und mahne ich. Das wird der Landschaft, der Stadt und den Menschen nicht gerecht", schalt Jauch milde. "Sie sagen also, in Bitterfeld kann man sich frei bewegen", schloss Mahjoubi, fasste sich ein Herz ("Ich hoffe, meine Verlobte vergibt mir, wenn ich runterfallen sollte") und loggte die korrekte Antwort Antarktis ein.

Die folgende Frage ließ das große Zittern gleich weitergehen. "Welcher Fußballer trug dazu bei, dass sein Land bei der Europameisterschaft 2016 vertreten ist? A) Der Pole Nodbremsky, B) Der Portugiese Schwalbinho, C) der Isländer Sigthórsson, D) der Grieche Elphmeta". Fußballexperte Mahjoubi schoss sich umgehend auf den Isländer ein. Hatte der nicht mal bei Hoffenheim gespielt? Jauch kamen aufrichtige Zweifel. Nach langer Qual gab sich der Kandidat einen letzten Ruck und vertraute seinem ersten Instinkt. Der total falsch war: Mahjoubi hatte an Gylfi Sigurdsson gedacht. Zu seinem Glück aber war dessen Landsmann Kolbeinn Sigthórsson gemeint und C) damit trotzdem richtig.

Bei der Frage für eine halbe Million wollte der Jurist sein Glück nicht noch weiter strapazieren und passte. Schließlich werden zu seiner anstehenden Trauung schlappe 400 Gäste erwartet. "Das wird eine Superhochzeit!", freute sich Jauch für den endlich erlösten Kandidaten.

Dessen Nachfolger Nico Kubach muss nicht ganz so lange warten und kommt nach Ostern am 4. April wieder. Für den Studenten und Aldi-Süd-Angestellten ist die Auszeit vielleicht ein Segen. Denn bis zur 16.000-Euro-Frage erschien der 26-Jährige sehr verunsichert. Obwohl er den Kampf sogar gesehen hatte, ließ sich Kubach bei der 2000-Euro-Frage nach dem Bezwinger Wladimir Klitschkos verunsichern. So kamen die Zuschauer immerhin in den Genuss, die möglichen Antworten Lassie, Flipper, Fury und Bambi von Jauch mit Tierstimmen illustriert zu bekommen. Das ist wieder ganz neuer Stoff für neue Albträume.

Quelle: n-tv.de

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