Verantwortlich dafür ist nach Angaben aus Sicherheitskreisen vor allem die hohe Belastung seit Einführung der Grenzkontrollen mit Schwerpunkt zu Österreich am 13. September 2015. Die meisten Überstunden wurden bei der Bereitschaftspolizei mit rund 880.000 gezählt. Das sind 185 pro Mitarbeiter.
Immer mehr illegale Zuwanderer kommen mit Fernbussen
"Die Bundesregierung hat jahrelang eine Personalpolitik betrieben, die Krisen und Einsatzspitzen unberücksichtigt ließ", kritisiert Irene Mihalic, Sprecherin für innere Sicherheit der Grünen-Bundestagsfraktion. "Dieser Ansatz rächt sich jetzt, und ausbaden müssen das die Beamtinnen und Beamten, die mittlerweile einen riesigen Überstunden-Rucksack mit sich herumtragen."
Mihalic sieht als Folge zum Teil erhebliche gesundheitliche, aber auch soziale und familiäre Belastungen. "Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie sehr schnell die Weichen für eine nachhaltige und demografiefeste Personalpolitik bei der Polizei des Bundes stellt", erklärte die Innenexpertin. Mihalic fordert zudem, dass es für die angefallenen Überstunden einen Freizeitausgleich gibt: "Gemeinsame Zeit mit Familie und Freunden kann man für kein Geld der Welt kaufen."
Vor allem an Bahnhöfen rächt sich die Unterbesetzung
Wie die Antwort der Regierung außerdem nahelegt, mussten aufgrund der hohen Belastung in der Flüchtlingskrise mehrere Bundespolizeireviere vorübergehend geschlossen werden. Demnach waren in den vergangenen drei Monaten insgesamt 29 Reviere nicht durchgehend besetzt. Gründe dafür sind laut Innenministerium die zeitweilige Unterstützung anderer Dienststellen bei dringlichen Einsatzlagen, Abordnungen, ein Personalmangel aufgrund von Dienstunfähigkeiten sowie bauliche Mängel an den Gebäuden.
Für den stellvertretenden Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, ist dies die Folge einer "chronischen Unterbesetzung". Vor allem im bahnpolizeilichen Bereich habe man zeitweise Reviere schließen müssen. "Nach den Übergriffen von Köln drohen Bahnhöfe ohne eine personelle Aufstockung zu Angsträumen zu werden", erklärte Radek.
Der Krankenstand bei der Bundespolizei stieg im vergangenen Jahr leicht an und lag bei 9,94 Prozent. Für das Jahr 2014 wird noch der Wert 9,03 angegeben. Anstiege im Vergleich zum Vorjahr wurden vor allem in Bad Bramstedt (plus 40 Prozent), Koblenz (35 Prozent) und Sankt Augustin (23 Prozent) registriert. In den vergangenen sechs Monaten gingen in den Bundespolizeidirektionen München, Stuttgart und bei der Bereitschaftspolizei insgesamt 25 Überlastungsanzeigen ein.
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