Lehrer sprengt sich auf Spielplatz in die Luft

  29 März 2016    Gelesen: 866
Lehrer sprengt sich auf Spielplatz in die Luft
Über 70 Menschen sterben am Ostersonntag in einem Park im pakistanischen Lahore, darunter auch 35 Kinder. Hunderte werden verletzt. Der Selbstmordattentäter wird als muslimischer Religionslehrer identifiziert. Sein Ziel: Christen.
Nach einem verheerenden Taliban-Anschlag auf einen Park voller Familien im pakistanischen Lahore mit mehr als 70 Toten geht das Militär massiv gegen die Extremisten vor. Es gab Razzien in mehreren Großstädten und erste Festnahmen.

Ein 28 Jahre alter Selbstmordattentäter hatte am Ostersonntagabend nahe einem Spielplatz einen noch mit Schrauben und Muttern versetzten Sprengsatz gezündet. Neben ihm starben nach neuen Polizeiangaben mindestens 72 Menschen - darunter 35 Kinder. Zudem seien etwa 350 Menschen verletzt worden. Nasrullah Chadha, leitender Beamter des Polizeibezirks am Park, sagte in der Millionenmetropole Lahore, die Behörden hätten noch keinen vollständigen Überblick über die Opfer. Man sei dabei, die von Kliniken geschickten Listen zusammenzufügen.

Der Sprecher der Streitkräfte, General Asim Bajwa, berichtete von Festnahmen unter "verdächtigen Terroristen und Helfern". Zudem sei eine riesige Menge Munition sichergestellt worden. Razzien habe es nicht nur in Lahore, sondern auch in den Großstädten Multan und Faisalabad gegeben. Weitere Offensiven gegen Terroristen in der seit längerem recht ruhigen Provinz stünden bevor.

Attentäter war Lehrer

Nach Medienberichten wurden drei Verwandte des Täters festgenommen. Er wurde als ein 28-jähriger Mann namens Muhammad Yousaf Farid aus Süd-Punjab identifiziert. Nach Medienberichten war er Lehrer an einer Religionsschule. Warum sich ein Lehrer absichtlich in der Nähe eines Kinderspielplatzes in die Luft sprengt, wurde bisher nicht geklärt. Der junge Mann brachte etwa 20 Kilogramm Sprengstoff zur Detonation. Sein Sprenggürtel sowie ein Rucksack mit Explosivstoffen war nach Polizeiangaben zusätzlich noch mit Schrauben und Muttern gefüllt. Die schossen unter dem Druck der Explosion wie Schrapnell durch den Park und verletzten Menschen in einem weiten Umkreis.

Zu der Tat bekannte sich die pakistanische Taliban-Gruppe Jamaat ul-Ahrar. Zu Journalisten sagte ein Sprecher der Gruppe, die Tat richte sich sowohl gegen die Regierung, die ihre Militäroffensiven gegen die Taliban in den vergangenen 15 Monaten verstärkt hatte, als auch gegen Christen.

Im Park waren an diesem Abend besonders viele christliche Familien. Sie hatten dort Ostern gefeiert. Nach Angaben der Polizei sollen unter den Opfern 15 Christen sein.

Weinende Frauen über kleine Särge

Aus vielen Ländern sowie von den Vereinten Nationen und vom Papst kamen scharfe Verurteilungen. "Das heilige Osterfest ist von einem abscheulichen Attentat mit Blut befleckt worden, das viele unschuldige Menschen in den Tod gerissen hat, größtenteils Familien der christlichen Minderheit", sagte Franziskus. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sprach in Berlin von einem "abscheulichen Anschlag".

Auch die in England lebende pakistanische Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai, die bei einem Taliban-Anschlag im Jahr 2012 selbst schwer verletzt worden war, verurteilte die Tat. Der Anschlag lähmte das Leben in der Sieben-Millionen-Stadt Lahore.

Bilder der ersten Begräbnisse zeigten Frauen weinend über kleinen Särgen. Eine dreitägige Trauerzeit wurde angesetzt. Schulen blieben geschlossen. Der pakistanische Ministerpräsident Nawaz Sharif rief dazu auf, die Streitigkeiten in der Gesellschaft zu begraben, um dem Terrorismus mit Stärke entgegenzutreten.

Seitdem im Dezember 2014 pakistanische Taliban in einer Schule in Peshawar 136 Kinder getötet hatten, hat die Armee ihre Operationen gegen Extremisten massiv erweitert. Die Zahl der Anschläge und ihrer Opfer ging 2015 auch um rund die Hälfte stark zurück. Doch allein in den vergangenen Wochen gab es drei große Anschläge. Ende Januar hatten Taliban eine Universität in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa angegriffen und mehr als 20 Menschen getötet, darunter 17 Studenten. Mitte März sprengten Extremisten einen Bus mit Regierungsangestellten in die Luft. 16 Menschen starben.

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