USA: Öl- und Gasförderung lösen immer mehr Erdbeben aus

  31 März 2016    Gelesen: 1161
USA: Öl- und Gasförderung lösen immer mehr Erdbeben aus
Menschengemachte Erdbeben bedrohen Millionen Menschen in den USA: In die Tiefe gepumptes Abwasser der Öl- und Gasförderung lässt vormals erdbebenfreie Gebiete immer öfter erschütern.
Geoforscher warnen vor der Gefahr von Erdbeben, die durch menschliche Aktivitäten verursacht werden. Wissenschaftler der US-amerikanischen Geologiebehörde USGS legten am Montag eine Karte vor, die neben Gefahrenzonen von natürlichen Erdbeben auch menschengemachte Erschütterungen in den USA einbezieht.

Der Studie zufolge sind rund sieben Millionen Menschen in mittleren und östlichen Regionen der USA von stärkeren Erdstößen bedroht, die größtenteils keine natürliche Ursache haben. Mittlerweile gibt es demnach in ehemals erdbebenarmen Regionen - etwa in Oklahoma - so viele Erschütterungen wie im Erdbebenstaat Kalifornien.

Als Hauptursache für die Beben nennen die Forscher die Entsorgung von Abwässern aus Ölförderung und Erdgasförderung - dem sogenannten Fracking - in tiefen Bodenschichten.

Während das Fracking selber keine heftigen Beben auslöse, könne die Verklappung der Förderflüssigkeit gefährlich werden: In den USA werden im Gefolge der Öl- und Gasförderung große Mengen verschmutzter Abwässer durch Hunderte Meter tiefe Bohrlöcher ins Erdinnere gepumpt. Dadurch steigt der Druck im Boden.

Durch die erstmalige Einbeziehung menschengemachter Auslöser sei die Risikoeinschätzung für Beben in Teilen der USA "deutlich gestiegen", erklärte Mark Petersen, der Leiter der Studie. In Staaten wie Oklahoma, Kansas, Texas und Colorado seien in den vergangenen fünf Jahren stärkere Erschütterungen und daraus resultierende Schäden festgestellt worden.



In den mittleren Vereinigten Staaten wurden nach Angaben der Studie von 1973 bis 2008 im Jahresdurchschnitt 24 Erdbeben der Stärke 3 oder höher gemessen. Die Zahl sei kontinuierlich gestiegen, auf zuletzt 1010 Beben im Jahr 2015. Der bisher schwerste Erdstoß in der Nähe von Bohrlöchern wurde 2011 im US-Staat Oklahoma mit einer Stärke von 5,7 gemessen.]

Seit 20 Jahren pressen Firmen dort Abwasser in die Erde, das bei der Förderung von Öl und Gas anfällt. Der Schlag der Stärke 5,7 war das heftigste Beben, das jemals durch Abwasser ausgelöst worden sei, schrieben Forscher im Fachblatt "Geology".

Ursache sei eine Kettenreaktion gewesen: Nur 200 Meter entfernt von der Stelle, wo das Wasser eingepresst wurde, liegt eine alte Gesteinsnaht, die sogenannte Wilzetta-Störung. Sie habe dem Druck des Abwassers nicht standgehalten, schreiben die Geoforscher.

Beunruhigend sei vor allem die Erkenntnis, dass vergleichsweise kleine Wassermengen starke Beben verursachen könnten: Solche Spannungsänderungen könnten offenbar Kettenreaktionen entlang von Gesteinsnähten auslösen, an deren Ende ein schwerer Schlag stehen könnte, schrieben die Forscher in "Geology".
Derzeit wird das Risiko des sogenannten Frackings diskutiert. Dabei werden große Mengen Flüssigkeit in den Boden gepresst, um Gas zu fördern. Deutsche Forscher hatten empfohlen, Fracking in der Nähe von Untergrundnähten zu verbieten. Andernorts könne die Fördertechnologie gleichwohl ungefährlich sein.

Besonders Regionen, die zuvor kaum gebebt hätten, sind Forschern zufolge gefährdet. Fernab von Erdplattengrenzen blieben die Gebiete ruhig, weil sie vom Gleichgewicht profitierten, das den Boden stabilisiere. Stünden in solchen Gebieten alte Gesteinsnähte vor dem Bruch, genüge das Einpumpen von Wasser, um sie zu überspannen - und beben zu lassen.

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