Die russischen Streitkräfte sind nach ukrainischen Angaben in die Kleinstadt Kreminna im Gebiet Luhansk einmarschiert. "In der Nacht konnte der Feind bis Kreminna vorstoßen, nur festsetzen konnte er sich dort nicht. Die Kämpfe direkt in der Stadt halten an", teilte der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, auf seiner Facebook-Seite mit.
Kreminna sei neben der Stadt Rubischne, um die seit eineinhalb Monaten erbittert gekämpft werde, derzeit der größte Krisenherd, so Hajdaj. Russische Panzertechnik sei in großem Umfang in die Stadt eingefahren. Zudem berichtete Hajdaj über den massiven Beschuss der Stadt, durch den mehrere Wohnhäuser und ein Sportkomplex beschädigt worden seien. Der ukrainische Generalstab hatte in seinem Lagebericht zuvor mitgeteilt, dass die russischen Angriffe abgewehrt worden seien.
Die Angaben können derzeit nicht unabhängig geprüft werden. Allerdings geht auch der britische Geheimdienst in seiner Lageeinschätzung davon aus, dass der Vormarsch der russischen Truppen in der Ostukraine langsamer vorangehe als geplant. Der heftige Kampf um die Hafenstadt Mariupol stellten die russischen Truppen laut des Berichts auf eine harte Probe und haben viele Ressourcen gebunden. Russische Kommandeure müssten besorgt sein über die Zeit, die notwendig sei, um Mariupol zu unterwerfen.
Russland: 100 militärische Ziele beschossen
Trotz der in Mariupol stark in Anspruch genommen Ressourcen berichteten die russischen Streitkräfte, dass sie in der Nacht mehr als 100 Ziele beschossen haben, an denen ukrainische Militärtechnik und Truppen konzentriert waren. "Die Heeresflieger haben acht Panzer und andere gepanzerte Fahrzeuge vernichtet sowie bis zu einer Kompanie an Mannstärke", teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, mit.
Seinen Angaben zufolge haben die russischen Luftabwehrkräfte zudem drei ukrainische Kampfflugzeuge, zwei MiG-29 nahe der Stadt Isjum und eine Su-25 nahe Awdijiwka, abgeschossen. Russische Iskander-Raketen hätten derweil vier militärische Zeughäuser vernichtet. Die Berichte können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.
Wegen der anhaltenden Angriffe können nach ukrainischen Angaben den zweiten Tag in Folge keine Menschen aus umkämpften und belagerten Städten evakuiert werden. "Für heute, den 18. April, wird es leider keine humanitären Korridore geben", teilte die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk auf Telegram mit. Die Verhandlungen über die Korridore mit der russischen Armee seien "langwierig und komplex", insbesondere in Bezug auf die verwüstete Stadt Mariupol, die größtenteils unter der Kontrolle Moskaus steht. "Die russischen Besatzer blockieren und bombardieren immer wieder humanitäre Routen. Daher wurde aus Sicherheitsgründen beschlossen, keine Korridore zu öffnen", erklärte Wereschtschuk.
Kiew musste die Evakuierung über Fluchtkorridore bereits mehrmals unterbrechen, zuletzt am Sonntag. Die ukrainischen Behörden haben die Menschen in der südöstlichen Donbass-Region aufgefordert, nach Westen zu fliehen, um einer befürchteten groß angelegten russischen Offensive zur Einnahme der Region zu entgehen.
Quelle: ntv.de, spl/dpa/rts/AFP
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