Knapp elf Wochen nach Kriegsbeginn sind die prorussischen Separatisten in der Ostukraine nach Militärangaben aus Moskau bis an die Verwaltungsgrenzen des Gebiets Luhansk vorgedrungen. Die Kleinstadt Popasna, die bis vor kurzem noch schwer umkämpft war, sei nun "gesäubert" von ukrainischen "Nationalisten", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow. Russland hatte immer wieder erklärt, die Region Luhansk solle komplett der ukrainischen Kontrolle entrissen werden.
Der Luhansker Gouverneur Serhij Hajdaj bezeichnete diese Aussagen hingegen als "Fantasie". Die ukrainischen Soldaten hätten sich zwar aus Popasna zurückziehen müssen, aber die Russen hätten die Verteidigung keinesfalls durchbrochen, schrieb er im Nachrichtendienst Telegram. Laut dem Gouverneur besteht die Gefahr, dass in Lunhansk eine Straßenverbindung zwischen Lyssytschansk und Bachmut durch die Russen gekappt werde.
In der Region Luhansk im Osten der Ukraine gab es dem Gouverneur zufolge in den vergangenen 24 Stunden bis zum Morgen 22 Angriffe. Die russischen Streitkräfte hätten am Vortag tagsüber massiv die Region beschossen. Am Morgen waren in mehreren ukrainischen Regionen Sirenen zu hören, die vor Luftangriffen warnten, darunter in Lukansk, Charkiw und Dnipro. Insgesamt habe Russland in der Nacht in verschiedenen Teilen der Ukraine insgesamt mehr als 400 Ziele mit Raketen und Artillerie angegriffen, hieß es. Im südukrainischen Gebiet Mykolajiw seien fünf Lager mit Militärausrüstung zerstört worden. Dabei seien bis zu 380 ukrainische Kämpfer getötet worden, sagte Konaschenkow. Diese Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.
Russland: Kontrollieren bereits 93 Prozent des Luhansker Gebiets
Zuletzt hatte Russlands Verteidigungsministerium Ende März Daten zu Geländegewinnen im Donbass vorgelegt: Damals sollen 93 Prozent des Luhansker Gebiets unter russischer Kontrolle gestanden haben und etwas mehr als die Hälfte des Gebiets Donezk.
Russland hat am 24. Februar einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine begonnen und ihn unter anderem mit der vermeintlichen "Befreiung" der Ostukraine von "Neonazis" begründet. Internationale Beobachter halten das aber nur für einen Vorwand - für Russlands eigentliches Ziel, die Ukraine zu zerstören.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa/rts
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