Russen werfen angeblich Phosphorbomben auf Asowstal

  15 Mai 2022    Gelesen: 570
Russen werfen angeblich Phosphorbomben auf Asowstal

"Die Hölle ist auf die Erde gekommen." Ein Video zeigt, wie ein Feuerregen auf das Asow-Stahlwerk niedergeht. Die Aufnahmen sollen belegen, dass das russische Militär Phosphorbomben einsetzt. Zudem kursieren Bilder von einem verstörenden Symbol als Reaktion auf den ukrainischen ESC-Sieg.

Russland hat das Asow-Stahlwerk in der Hafenstadt Mariupol nach ukrainischen Angaben mit Phosphorbomben beschossen. "Die Hölle ist auf die Erde gekommen. Nach Asowstal", schrieb der Mariupoler Stadtratsabgeordnete Petro Andrjuschtschenko auf Telegram. Solche Brandbomben entzünden sich durch Kontakt mit Sauerstoff und richten verheerende Schäden an.

Andrjuschtschenko veröffentlichte dazu ein Video mit Luftaufnahmen, auf denen ein Feuerregen zu sehen ist, der auf das Stahlwerk niedergeht. Auf den bislang nicht überprüfbaren Aufnahmen unklarer Herkunft war zudem Artilleriebeschuss der Industriezone zu sehen. Phosphorwaffen sind völkerrechtlich nicht explizit verboten; allerdings ist ihr Einsatz laut einer Waffenkonvention von 1980 gegen Zivilisten und in städtischen Gebieten geächtet. Sie können schwerste Verbrennungen sowie Vergiftungen verursachen.

Wie die "Frankfurter Rundschau" schreibt, entsteht bei der chemischen Reaktion von weißem Phosphor mit Sauerstoff eine bis zu 1300 Grad Celsius heiße Flamme. Bei Hautkontakt verursache der Stoff schmerzvolle und schwere Verbrennungen zweiten und dritten Grades. Die Chancen auf eine Heilung seien schlecht. Aufgrund ihrer Giftigkeit ist laut Zeitung umstritten, ob Phosphorbomben als chemische Waffen eingestuft werden sollten. Nimmt ein Erwachsener den Stoff direkt auf, seien bereits 50 Milligramm nach kurzer Zeit tödlich. Der Tod trete nach fünf bis zehn Tagen ein.

Verteidiger wollen sich nicht ergeben

Andrjuschtschenko veröffentlichte neben den besagten Videosequenzen zudem Bilder, die Aufschriften auf Bomben zeigen. Demnach soll das russische Militär damit auf den Sieg der Ukraine beim Eurovision Song Contest (ESC) reagiert haben. Es ist bislang nicht klar, woher diese Fotos stammten.

Auf den mutmaßlichen Bomben war demnach auf Russisch zu lesen: "Kalusha, wie gewünscht! Auf Azovstal" und auf Englisch "Help Mariupol - Help Azovstal right now" (auf Deutsch: Helft Mariupol - Helft Azovstal sofort) mit dem Datum 14. Mai. Der Sänger der beim ESC siegreichen Band Kalusha Orchestra hatte auf der Bühne in Turin diese Worte in einem Appell gesagt.

In Hasskommentaren war zu lesen, die Phosphorbomben seien der russische Gruß zum ESC-Sieg. Russische Medien berichteten in der Nacht zwar von dem Sieg, anders als in den Vorjahren durfte das Staatsfernsehen die Show aber nicht zeigen. Russland ist wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine vom ESC ausgeschlossen worden.

In dem Stahlwerk haben sich nach ukrainischen Angaben rund 1000 Verteidiger von Mariupol verschanzt. Sie lehnen russische Aufforderungen ab, sich zu ergeben. In den russischen Hasskommentaren war mit Blick auf den Beschuss des Stahlwerks auch zu lesen, die Kämpfer hätten nun genug Zeit gehabt, aus der Industriezone herauszukommen. Die ukrainische Regierung hatte erklärt, alles für die Rettung der Verteidiger von Mariupol zu tun.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP


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