Erste Fahrt im neuen Opel Frontera - Zeug zum Zugpferd

  23 Januar 2025    Gelesen: 73
  Erste Fahrt im neuen Opel Frontera - Zeug zum Zugpferd

Alter Name, neues Auto: Mit dem Opel Frontera lässt der Konzern Geschichte aufleben, wobei der neue rein gar nichts mit dem alten Geländewagen Frontera zu tun hat. Macht nichts, dafür gibt es jetzt viel Auto mit bis zu sieben Sitzen für wenig Geld.

Ehrlich gesagt habe ich mich auf den neuen Frontera gefreut. Nicht, weil ich besonders gerne Geländewagen fahre (der alte Frontera war ein recht kantiger Geländewagen), sondern weil ich als Automobilhistoriker manchmal gerne in alten Opel-Erinnerungen schwelge. Und diese Modellbezeichnung lässt Erinnerungen aufleben. Und da wäre noch ein anderer Grund zur Vorfreude auf die erste kleine Tour mit dem neuzeitlichen Frontera.

Opel hat hier ein ehrliches Auto auf die Räder gestellt. Klar, man kann jetzt endlos diskutieren, ob Fahrzeuge basierend auf der sogenannten Smart-Car-Plattform überhaupt echte Opel sein können. Denn ganz sicher steckt in der ebenfalls unter der Bezeichnung "Common Modular Platform" auch jede Menge PSA, denn der ehemalige Konzern mit den Marken Citroën und Peugeot hatte hier kräftig entwickelt. Mittlerweile gehört Opel genau wie Citroën und Peugeot zu Stellantis - alles eine Familie also. Und ohne Komponenten-Sharing kann eben kein Autohersteller mehr überleben.

Und auch wenn die C-Säule ein bisschen an den Peugeot 208 erinnert, der Frontera ist im Gesamtauftritt doch ein typischer Opel mit seinem schwarzen "Vizor" und den (serienmäßigen) LED-Scheinwerfern samt markanten Tagfahrleuchten. Und dann haben sich die Designer noch einen ganz besonderen Kniff einfallen lassen. Nicht Aluräder sind beim Frontera maximal sexy, sondern die auf Wunsch weiß oder schwarz lackierten Stahlfelgen mit einer Optik, wie man sie vom Kadett D (ab 1980) kannte. Einfach nur cool.

Kompakter Frontera ist Raumwunder

Und innen? Bietet der 4,39 Meter lange Frontera viel Knie- (hinten) sowie Kopffreiheit - logisch bei 1,64 Metern Höhe. An dieser Stelle kommt genau der Punkt: ehrliches Auto. Zum Kurs ab 23.900 Euro bietet der Frontera einfach irre viel Nutzwert. Nicht nur, dass vier Personen kommod in den Urlaub fahren können angesichts exzellenter Geräumigkeit. Denn im Falle aufgestellter Rücksitzlehnen beträgt das Kofferraumvolumen schon 460 Liter. Klappt man sie um, sind es satte 1600 Liter. Auf Wunsch wandert sogar eine dritte Sitzreihe in den Frontera und macht ihn zum Siebensitzer. Außerdem werben die Rüsselsheimer mit einer großen Kofferraumöffnung, da soll sogar die Waschmaschine ohne Probleme hineinpassen.

Die Praktikabilität des Frontera drückt sich aber nicht nur in Form von nackten Zahlen aus. Viele USB-C-Anschlüsse sowie ein elastisches Halteband in der Mittelkonsole (beherbergt Trinkgefäße aller Art) zeugen von einer gewissen Cleverness. Dazu kommt ein gerüttelt Maß an Infotainment. Natürlich fehlen große Bildschirme nicht, auf denen so manche Informationen angezeigt werden können. Klar, hier werden je nach Ausstattung noch einmal 1000 Euro extra fällig. Positiv: Piep- und Vibrationsassistenten lassen sich unter Umgehung des Menüs mittels zweier physischer Tasten links des Lenkrads abschalten.

Jetzt aber genug der Vorrede, es wird gefahren. Und beim ersten Motorstart in dieser Baureihe offenbart sich dann, dass der Frontera doch ein eher simpel gestricktes Auto ist. Statt Taste verlangt ein klassischer Schlitz nach der Einführung eines richtigen Schlüssels mit zugehörigem Schlüsselbart. Wie früher eben. Das ist gewöhnungsbedürftig im Falle des elektrischen Antriebs, da es ja kein klassisches Anlassergeräusch gibt. Bisher war das zumindest in Europa bloß beim Dacia Spring so.

Die Reichweite fällt ordentlich aus

Und der erste Blick wandert bei der elektrischen Version auf die Reichweite-Anzeige. Freilich ist der Akku bis zum Rand gefüllt. Bei 100 Prozent State of Charge zeigt das Display 285 Kilometer. Man darf nicht vergessen, dass im Unterboden bloß 44 kWh schlummern. Da ist vor Antritt des etwaigen Familienurlaubs schon klar, dass der Frontera häufiger an die Ladestation muss.

Es handelt sich übrigens auch in puncto Motorleistung um ein bodenständiges Elektrofahrzeug. Hier gibt es beschauliche 113 PS - die langen jedoch im Alltag, um den mit 1,5 Tonnen eher leichten Stromer in Bewegung zu setzen. Nach 12,1 Sekunden sollen 100 km/h auf dem digitalen Tacho stehen, bis zu 143 Sachen sind drin. Apropos Tempo: Für das Laden von 20 auf 80 Prozent verspricht der Hersteller 26 Minuten. Das hat ntv.de allerdings hier und heute noch nicht nachprüfen können.

Umstieg in den Verbrenner. Der kommt mit dem klassischen Stellantis-Hybridstrang. Im Falle des hier bereitgestellten Testwagens bedeutet das 136 PS Verbrennerleistung (1,2 Liter großer Dreizylinder) plus 28 PS elektrische Power. Dann wäre da noch ein sechsstufiges Doppelkupplungsgetriebe sowie ein mit 0,9 kWh gesegneter Akku, in den die durch Rekuperation erzeugte Energie fließt und sich bei Bedarf wieder abrufen lässt. Hybrid oder Stromer, diese Frage steht im Raum.

Wegen des elektrischen Drehmoments spricht der komplexere Antriebsstrang jedenfalls ähnlich spontan an und überzeugt durchaus, wenngleich die Automatik beim Sortieren ihrer Gänge nicht immer völlig ruckfrei agiert. Mehrleistung bei weniger Gewicht (1,3 Tonnen) führt allerdings zu einem spritzigeren Naturell. So sprintet der stärkere der beiden Hybride binnen 9,5 Sekunden auf 100 km/h und rennt bis zu 190 Sachen. Der Elektriker kennt erst gar keine Übersetzungswechsel, agiert demnach sämiger. Außerdem ist er zumindest bei Stadttempo leiser. Hier gibt es dafür die Ladethematik. Beide Varianten erweisen sich außerdem als hinreichend komfortabel.

Vielleicht hilft der Preis ja bei der Entscheidungsfindung? Der Stromer kostet mit 28.990 Euro über 5000 Euro mehr als der Einsteiger mit Benzin-Hybridantrieb. Das ist schon ein ordentliches Bündel mehr Geld, wenngleich unter 30.000 Euro für einen so erwachsenen Stromer einer Kampfansage gleichkommt. Spannend wird sein, wie Opel die Kunden zum Elektroauto locken wird, denn der Hersteller braucht Verkäufe von Null-Emissions-Fahrzeugen wegen der CO2-Grenzwert-Gesetzgebung.

Und nüchtern betrachtet würde der Verbrenner das Rennen machen, so ehrlich muss man sein. Er ist günstiger und praktischer, denn Tanken geht deutlich schneller als Laden. Allerdings wird noch eine Elektroversion mit 400 Kilometern Reichweite folgen - günstiger wird diese sicherlich nicht. Dass der ansprechend gestylte Frontera mit seinem durchaus attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis antriebsübergreifend Zuspruch erhalten wird, halte ich für ausgemacht. Ab April rollt der Opel mit dem historischen Namen in den Handel.

Quelle: ntv.de


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