Ukraine will Deutschland Atomstrom liefern

  24 Juni 2022    Gelesen: 606
Ukraine will Deutschland Atomstrom liefern

Der deutsche Energie-Notstand weckt die Hilfsbereitschaft der Ukraine: Man könne mit heimischem Atomstrom aushelfen, verspricht Energieminister Galuschenko und präsentiert bereits technische Details zur Machbarkeit. Die Loslösung von Russland sei für Berlin eine "Herkulesaufgabe".

Der ukrainische Energieminister German Galuschenko hat Deutschland die Lieferung von Atomstrom angeboten. Seit dem 16. März habe die Ukraine ihr Energienetz mit dem Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber synchronisiert - "damit kann die Ukraine zum Outsourcer von Strom für Deutschland werden", schrieb Galuschenko in einem Gastbeitrag für die "Wirtschaftwoche". Dadurch entstehe "eine Art Versicherungspolster in Zeiten witterungsbedingt rückläufiger Erzeugung aus Solar- und Windkraftanlagen".

Deutschland und die Ukraine könnten dabei von den unterschiedlichen Zeit- und Klimazonen profitieren. Der Zeitunterschied zwischen Kiew und Berlin betrage eine Stunde, womit sich auch die Stromverbrauchsspitzen der beiden Länder um eine Stunde unterscheiden würden, schrieb Galuschenko weiter. Dies ermögliche es Deutschland, "ukrainischen Strom billiger einzukaufen, wenn die Nachfrage nach ihm zurückgeht oder es einen erheblichen Überschuss an grüner Erzeugung gibt". Die Ukraine wiederum könne deutsche Windenergie in Überschusszeiten kaufen.

Atomstromanteil in Ukraine bei 50 Prozent

Die Abkehr von russischer Energie sei für Deutschland "eine gigantische Herausforderung" und sie werde "immer drängender", schrieb der Minister in der "Wirtschaftswoche" weiter. "Doch die Ukraine kann Deutschland bei dieser Herkulesaufgabe unterstützen." Die Kernenergie macht in der Ukraine laut Minister mit mehr als 50 Prozent einen zentralen Bestandteil der kohlestofffreien Energieerzeugung aus.

In Deutschland hat die Debatte über längere Laufzeiten für die heimischen Atomkraftwerke gerade erst begonnen. Während die Bundesregierung eine verlängerte Nutzung der deutschen AKW bislang ausschließt, forderte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder ein Umdenken. Vorschläge wie Fahrverbote oder die Absenkung von Temperaturen, sozusagen "kalt duschen", seien "für ein Wirtschaftsland wie uns nicht machbar", sagte der CSU-Politiker am Mittwoch im Deutschlandfunk. Deutschland habe einen Gasnotstand für den Winter "und wir bekommen noch eine Riesen-Stromlücke dazu, wenn wir die Kernenergie abschalten". Die deutschen Meiler müssten laufen, "bis diese Krise gelöst ist".

Quelle: ntv.de, mau/AFP


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