Ein unerwartet starkes Exportwachstum gibt der Erholung der chinesischen Wirtschaft neuen Schwung. Die Ausfuhren stiegen in US-Dollar berechnet im Juli um 18 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, wie der chinesische Zoll in Peking berichtete. Experten hatten eigentlich eine Verlangsamung des Exportwachstums vorhergesagt. Im Vormonat war schon ein ähnlicher Anstieg von 17,9 Prozent verzeichnet worden. Chinas Einfuhren legten im Juli hingegen etwas weniger als erwartet um 2,3 Prozent zu.
Besonders stark entwickelte sich der chinesische Handel mit Russland, der um 37,1 Prozent zulegte. Chinas Einfuhren aus dem - wegen seiner Invasion in die Ukraine mit internationalen Wirtschaftssanktionen belegten - Nachbarland stiegen um 49,3 Prozent. China importiert besonders viel Energie aus Russland. Die chinesischen Ausfuhren wuchsen um 22,2 Prozent. Im Ukraine-Krieg steht die kommunistische Führung an der Seite von Russlands Präsident Wladimir Putin.
Deutschlands Exporteure leiden nach diesen Angaben weiter unter einem Rückgang der deutschen Ausfuhren in die zweitgrößte Volkswirtschaft. Die Importe Chinas aus Deutschland fielen um 6,7 Prozent. Hingegen stiegen die chinesischen Exporte nach Deutschland weiter um 17,6 Prozent. Ähnlich ist der Trend im Handel mit Europa: Chinas Ausfuhren in die Europäische Union stiegen sogar um 23,2 Prozent, während die Einfuhren aus der Gemeinschaft um 7,4 Prozent zurückgingen. Auch Chinas Ausfuhren in die USA stiegen um 11 Prozent, während die Einfuhren amerikanischer Waren - ähnlich wie mit Deutschland und dem Rest der EU - mit einem Minus von 4,5 Prozent rückläufig waren, wie aus den Zolldaten hervorging.
Wachstum hilft in "schwierigem Jahr"
"Chinas Exportwachstum überraschte wieder mit einer positiven Entwicklung", sagte Zhang Zhiwei, Chefökonom von Pinpoint Asset Management, der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Das starke Exportwachstum wird Chinas Wirtschaft in einem schwierigen Jahr weiter helfen, während die heimische Nachfrage schwach bleibt." Das starke Exportwachstum werde auch die Zuversicht in Chinas Währung stärken und helfen, Kapitalabflüsse zu verhindern. Insgesamt erwirtschaftete China im Juli einen Handelsüberschuss von 101 Milliarden US-Dollar.
Die starken Exporte tragen maßgeblich zum chinesischen Wachstum bei, das im zweiten Quartal schwer enttäuscht hatte und nur um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugelegt hatte. Gründe sind die wiederholten Corona-Ausbrüche und die Lockdowns sowie andere Beschränkungen durch Chinas strikte Null-Covid-Strategie. Die Wirtschaft leidet auch unter der bislang größten Krise im Immobiliensektor, der auch immer eine wichtige Triebkraft war.
Eine rückläufige globale Nachfrage und hohe Inflation in anderen Ländern lassen die Unsicherheiten für Chinas Ausfuhren nach Ansicht von Experten steigen, was auch die Erholung in China beeinflussen könnte. Die chinesische Regierung hatte ursprünglich 5,5 Prozent als Wachstumsziel für dieses Jahr vorgegeben, das inzwischen aber zunehmend unrealistisch erscheint. Bei einem Politbürotreffen war jüngst nur noch die Rede davon, das "bestmögliche Ergebnis" für das Wachstum anzustreben. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagte zuletzt nur noch 3,3 Prozent Wachstum für China voraus.
Quelle: ntv.de, mbu/dpa
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