Betreiber beklagt Folter im AKW Saporischschja

  08 September 2022    Gelesen: 566
  Betreiber beklagt Folter im AKW Saporischschja

Laut dem Betreiber des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja haben die russischen Besatzer Hunderte Beschäftigte inhaftiert oder verschleppt. Auch von Folter und Tötung ist die Rede. Die Vereinten Nationen sind alarmiert. Ihren Angaben zufolge sind bislang insgesamt 1,6 Millionen Ukrainer verschwunden.

Der Präsident der ukrainischen Betreibergesellschaft des Atomkraftwerks Saporischschja hat den russischen Besatzern die Verschleppung, Folter und Tötung von ukrainischen Mitarbeitern vorgeworfen. "Etwa 200 Leute sind bereits inhaftiert worden, von einigen wissen wir nicht, was mit ihnen passiert ist, es gibt keinen Hinweis, wo sie sind", sagte Petro Kotin, Präsident von Energoatom, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Einige Mitarbeiter seien getötet worden, erklärte er und fügte hinzu: "Wir wissen, dass Menschen gefoltert worden sind."

Die russischen Besatzer versuchen dem Energoatom-Chef zufolge herauszufinden, welche Mitarbeiter proukrainisch sind. "Es ist sehr schwierig für unser Personal, da zu arbeiten", sagte Kotin. Doch die Mitarbeiter wüssten, dass es wichtig für die nukleare Sicherheit und für den Brandschutz sei, vor Ort zu bleiben. "Sie erfüllen ihre Pflicht." Nach Angaben von Kotin gibt es auf dem Gelände noch etwa tausend ukrainische Mitarbeiter. In Friedenszeiten arbeiteten in dem größten Atomkraftwerk Europas 11.000 Menschen. Viele hätten die Region verlassen.

Das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine ist seit März von russischen Truppen besetzt. Seit Wochen steht es unter Beschuss, Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für die Angriffe verantwortlich. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte am Dienstag vor einem "nuklearen Unfall" gewarnt und die Einrichtung einer Sicherheitszone rund um das AKW gefordert.

"Filtrationsverfahren" für Ukrainer

Die USA und die Vereinten Nationen (UN) zeigten sich besorgt über Berichte über Inhaftierungen und Verschleppungen von Zivilisten durch Russland. Bis zu 1,6 Millionen Ukrainer, darunter 1800 Kinder, seien demnach durch Russland unrechtmäßig inhaftiert, verhört und aus ihren Heimatorten verschleppt worden, erklärte die UN-Botschafterin der USA, Linda Thomas-Greenfield, bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Diese Praxis sei eine Vorbereitung für eine Annexion ukrainischer Gebiete.

Der Rat habe festgestellt, dass ukrainische Zivilisten in speziellen Lagern einem "Filtrationsverfahren" unterzogen werden, sagte die Leiterin der Abteilung für politische Angelegenheiten der UN, Rosemary DiCarlo. Sie forderte Zugang zu allen inhaftierten Personen. In den kommenden Tagen werde zudem eine Untersuchungsmission nach Olenivka starten, wo im Juli 53 Ukrainer in einem Gefängniskomplex getötet worden sein sollen. Der russische UN-Botschafter Vassily Nebenzia sagte, dass Ukrainer, die nach Russland reisen, "eher ein Registrierungs- als ein Filtrationsverfahren durchlaufen".

Quelle: ntv.de, chf/rts/AFP


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