In der Wohnung der Schwester des angeblichen Chefkriminellen seien persönliche Gegenstände des italienischen Doktoranden Giulio Regeni sichergestellt worden. Auf einem mitgelieferten Foto zu sehen war dann auch eine rote Umhängetasche des zu Tode Gefolterten, davor lagen ausgebreitet Reisepass, Handy, Portemonnaie, Kreditkarte, Sonnenbrille, Armbanduhr und sein Studentenausweis von der britischen Cambridge-Universität.
"Wir pochen darauf – wir wollen die Wahrheit wissen", entgegnete Italiens Außenminister Paolo Gentiloni erbost auf Twitter. 24 Stunden später ließ das Kairoer Innenministerium die dubiose Bandentheorie wieder fallen.
Westliche Diplomaten und ägyptische Menschenrechtler vermuten, dass der 28-jährige Wissenschaftler von ägyptischen Geheimdienstlern zu Tode gequält worden ist und das Regime nun mit allen Mitteln versucht, den Fall zu vertuschen. Laut Obduktionsbericht wurde der junge Mann, dessen übel zugerichtete Leiche am 3. Februar halb nackt in einem Autobahngraben nahe der Hauptstadt gefunden wurde, acht Tage lang bestialisch misshandelt.
Ein außenpolitisches und wirtschaftliches Desaster
Die Mörder schnitten ihm die Ohren ab, drückten brennende Zigaretten auf seiner Haut aus, rissen ihm Finger- und Fußnägel heraus, traktierten seine Genitalien mit Elektroschocks und brachen ihm Rippen, Beine und Schultern. Schockiert sprach Innenminister Angelino Alfano von "unmenschlicher und animalischer Gewalt".
Und so entwickelt sich der Fall Regeni immer mehr zu einem außenpolitischen und wirtschaftlichen Desaster für Ägypten, woin dem seit der Machtübernahme durch Ex-Feldmarschall Abdel Fattah al-Sissi willkürliche Verhaftungen, systematische Folter und politisch motivierte Morde mittlerweile beinahe täglich geschehen.
Am Montag veröffentlichte die italienische Zeitung Corriere della Sera eine Namensliste mit 533 Ägyptern, die in den letzten acht Monaten von Sicherheitskräften verschleppt wurden und von denen 396 bisher nicht wieder aufgetaucht sind. Das Europäische Parlament verlangte in einer Resolution erneut den Stopp aller Waffenlieferungen nach Kairo und betonte "mit tiefer Sorge, dass der Fall Giulio Regeni kein Einzelfall ist, sondern im Zusammenhang mit Folterungen, Todesfällen in Haft und Verschleppungen steht."
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