Zwei Drittel der Todesopfer in Seoul sind Frauen

  30 Oktober 2022    Gelesen: 760
  Zwei Drittel der Todesopfer in Seoul sind Frauen

Mindestens 153 Menschen sterben bei einem Massengedränge in Seoul. Die allermeisten Opfer sind jung und weiblich. Weitere Todesfälle könnten folgen. Ausgelöst wurde die Tragödie womöglich durch riesige Partylaune nach der Pandemie, ein Gerücht und rutschige Abfälle.

Bei der Halloween-Tragödie in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul sind nach Angaben der Rettungskräfte vor allem Frauen ums Leben gekommen. "Die allermeisten Toten und Verletzten sind zwischen 18 und 30 Jahre alt", teilte die Feuerwehr mit. Zudem gibt es mit knapp 100 toten Frauen deutlich mehr weibliche Opfer als männliche. Die Rettungskräfte vermuten, dass dies auf den vergleichsweise fragilen Körperbau vieler Frauen zurückzuführen ist.

Nach neuesten Angaben kamen bei dem Massengedränge in der Nacht zu Sonntag (Ortszeit) mindestens 153 Menschen ums Leben. Mindestens 80 weitere Besucher wurden verletzt, mehr als ein Dutzend von ihnen schwer. Unter den Toten befinden sich 22 Ausländer. Sie stammen aus China, dem Iran, Russland, den USA, Frankreich, Australien, Vietnam, Usbekistan, Norwegen, Kasachstan, Sri Lanka, Thailand und Österreich.

3580 Vermisstenmeldungen

Das Massengedränge hatte sich im Stadtteil Itaewon ereignet, der für sein ausschweifendes Nachtleben bekannt ist. Mutmaßlich 100.000 überwiegend junge Menschen sollen sich zum Zeitpunkt des Unglücks in den schmalen, mit Bars und Clubs gefüllten Gassen aufgehalten haben. Nachdem das Halloween-Fest in den vergangenen beiden Jahren aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallen war, soll der Andrang dieses Mal besonders groß gewesen sein. "In Itaewon ist es jedes Jahr extrem voll, aber dieses Jahr war es einfach nur verrückt", schrieb eine Frau auf ihrem Instagram-Account.

Nach wie vor wissen viele Menschen in Südkorea nicht, ob ihre Liebsten ebenfalls zu den Opfern gehören. Wie CNN berichtet, haben die zuständigen Behörden mindestens 3580 Vermisstenmeldungen erhalten. Schon zuvor hatten sie gewarnt, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigen könne.

"Schicht aus 15 Menschen"

Augenzeugen zeichnen ein fürchterliches Bild der Ereignisse. "Es gab so viele Menschen, die herumgeschubst wurden, und ich wurde in der Menge eingeklemmt und konnte zuerst auch nicht heraus", sagte der 30-jährige Jeon Ga-eul. Er habe das Gefühl gehabt, dass früher oder später ein Unfall passieren würde.

Demnach begann das tödliche Gedränge gegen 22.20 Uhr Ortszeit. Ausgelöst wurde es laut lokaler Medienberichte womöglich durch das Gerücht, ein prominenter Youtuber sei ebenfalls auf dem Weg zu einem Club in dem beliebten Ausgehviertel. Das habe noch einmal zusätzliche Menschen angezogen, heißt es. Auf dem Boden hätten zudem rutschige Abfälle gelegen, auf den einige Besucher der Feierlichkeiten ausgerutscht seien. Dadurch seien sie gestürzt und andere seien über sie hinweg gelaufen.

"Die Leute wurden in der schmalen Gasse so eng zusammengedrückt, dass die Rettungskräfte sie nicht herausziehen konnte", erklärte ein US-Soldat, der in Südkorea stationiert ist und das Fest ebenfalls besuchte, der Nachrichtenseite CNA. Demnach konnten er und zwei Kameraden sich gerade noch rechtzeitig auf einen erhöhten Vorsprung retten. "Die Menschen haben sich gestapelt", gibt er seine Wahrnehmung wieder. "Zwischenzeitlich sah es aus wie eine Schicht aus 15 Menschen."

Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa


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