Die massiven russischen Raketenangriffe haben die ukrainische Energieinfrastruktur nach britischer Einschätzung heftig getroffen. "Obwohl ein großer Teil der Raketen erfolgreich abgefangen wurde, steht die Ukraine vor einem erheblichen Rückgang der aus ihrem nationalen Netz verfügbaren Leistung", teilte das Verteidigungsministerium in London mit. "Dies wird sich auf den Zugang von Zivilisten zu Kommunikation, Heizung und Wasserversorgung auswirken", hieß es unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse.
Bei den Angriffen vom 15. November habe es sich vermutlich um die bisher schwerste Attacke an einem Tag gehandelt. Russland habe am Dienstagnachmittag bis zu 80 Langstreckenraketen abgefeuert, vor allem gegen Energieinfrastruktur im ganzen Land. Die Geschosse seien aus der Luft, von der See und von Land aus gestartet worden. Die Zerstörung der nationalen Infrastruktur in der Ukraine sei zu einem Kernbestandteil des russischen Kriegs geworden, hieß es in London. Setze Russland aber die Attacken in dieser Größenordnung fort, habe das erheblichen Einfluss auf seine Reserven an konventionellen Marschflugkörpern.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.
"Russischer Terror gegen Zivilbevölkerung geht weiter"
Heute Morgen wurden in der Ukraine mehrere Städte nach Behördenangaben erneut mit russischen Raketen beschossen. Im gesamten Land galt Luftalarm. In der zentralukrainischen Großstadt Dnipro seien zwei Infrastrukturobjekte getroffen worden, teilte die Gebietsverwaltung mit. Beschuss wurde ebenfalls aus der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer gemeldet. Auch über Kiew waren Explosionen zu hören, die von Flugabwehrfeuer stammten. Zwei russische Marschflugkörper sowie zwei Kampfdrohnen seien abgeschossen worden, teilte die Stadtverwaltung mit.
Oleksandra Matwijtschuk, Leiterin des mit dem Friedensnobelpreis 2022 prämierten "Center for Civil Liberties", schrieb auf Twitter: "Der russische Terror gegen die Zivilbevölkerung geht weiter. Seit mehr als einer Stunde haben wir Luftalarm in Kiew." Sie hoffe, niemand sei getötet worden oder habe sein Zuhause verloren. Ihre Pläne für den Morgen seien ruiniert. "Aber wir gewöhnen uns daran, in totaler Unsicherheit zu leben."
Quelle: ntv.de, shu/fzö/dpa
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