Türkei: PKK-Kurier versteckte sich in einem Haus des Gülen-Netzwerks

  08 April 2016    Gelesen: 617
Türkei: PKK-Kurier versteckte sich in einem Haus des Gülen-Netzwerks
Eine aufschlussreiche Entdeckung machten türkische Polizeieinheiten am Mittwoch, als sie in der südosttürkischen Provinz Şanlıurfa einen mutmaßlichen PKK-Terroristen festnahmen, der von mehreren hochrangigen Persönlichkeiten der Organisation als Kurier eingesetzt worden sein soll.
Eine aufschlussreiche Entdeckung machten türkische Polizeieinheiten am Mittwoch, als sie in der südosttürkischen Provinz Şanlıurfa einen mutmaßlichen PKK-Terroristen festnahmen, der von mehreren hochrangigen Persönlichkeiten der Organisation als Kurier eingesetzt worden sein soll.

Der Gefasste soll sich auf einem Anwesen versteckt haben, das als „ışık evi“ (Lichthaus) der umstrittenen Gülen-Bewegung firmiert. Gegen mutmaßliche Angehörige dieser Bewegung laufen Untersuchungen, da sie im Verdacht stehen, Teil einer Vereinigung zu sein, die im Bereich des Terrorismus und der organisierten Kriminalität tätig sei – und versuche, die Regierung zu stürzen.

Einer Erklärung des Gouverneursamtes von Şanlıurfa zufolge habe die Polizei einen Hinweis darauf erhalten, dass der hochrangige Terrorist M.E. an weitere PKK-Mitglieder im Bezirk Kızıltepe in der südosttürkischen Provinz Mardin eine Note senden wolle und ein weiterer Terrorist, der als H.Ş. identifiziert wurde, als Überbringer dienen soll.

Dieser konnte jedoch zusammen mit der Note, die er zu schlucken versuchte, noch vor seinem Eintreffen im Bezirk gefasst werden. Bevor H.Ş. sich auf den Weg machte, soll er in dem Gebäude gelebt haben, das von dem „Gülen-Netzwerk (FETÖ/PDY) als „Lichthaus“ genutzt worden sein soll, heißt es in der Erklärung.

In dem Gebäude wurden Dokumente im Zusammenhang mit PKK neben Büchern von Fethullah Gülen gefunden. Auch fünf weitere Bewohner des „Lichthauses“ wurden festgenommen. Sie bestritten jedoch, H.Ş. gekannt zu haben. Dieser sei lediglich durch andere als „älterer Bruder“ im Sinne der Struktur innerhalb der Gülen-Bewegung vorgestellt worden.

Auf der Basis der Angaben, die H.Ş. in seinem Verhör gemacht hatte, konnte auch der hochrangige PKK-Terrorist M.E., Codename „Bahoz“, an einer anderen Adresse festgenommen werden. Dieser soll als Selbstmordattentäter vorgesehen gewesen sein und habe früher Rekrutierungsarbeit für die PKK geleistet. Er soll sich mehrerer Kuriere bedient haben, um einer Entdeckung infolge einer Überwachung der Telekommunikationssysteme zuvorzukommen.

„Lichthäuser“ werden von der Gülen-Bewegung zuzurechnenden Institutionen oder Spenden von Anhängern finanziert. Nach Geschlechtern getrennt, ist jeweils ein „Bruder“ oder eine „Schwester“ für die Leitung der Häuser verantwortlich. Üblicherweise leben Schüler öffentlicher Schulen oder der Gülen-Bewegung zuzurechnender Privatschulen oder Studenten in den Häusern, die zum Teil auch Stipendien und Unterstützungszahlungen durch die Bewegung erhalten.

Im Gegenzug werden sie dazu aufgefordert, lebenslange Treue zu der Bewegung zu schwören und Dienste für diese zu leisten. Der Alltag in den Lichthäusern ist eher fromm geprägt von islamischen Gebeten, Askese und der Lektüre religiöser Bücher wie jener von Said Nursi. Allerdings wird auch Indoktrination im Sinne der Ideologie Fethullah Gülens betrieben. Die Lichthäuser dienen als Rekrutierungsfeld für die Bewegung, die im Verdacht steht, mittels zahlreicher krimineller Akte versucht zu haben, staatliche Institutionen zu infiltrieren und von dort aus die Regierung zu stürzen.

Dazu sollen Prüfungsbetrug, illegale Abhörmaßnahmen, Erpressung, falsche Verdächtigungen, Beweismittelfälschung und Terrorismus in organisierter Vorgehensweise und vielfach unter Ausnutzung öffentlicher Hoheitsgewalt gehört haben.

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