Der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland hat sich im November etwas verlangsamt. Die Inflationsrate war mit 10 Prozent aber weiter zweistellig. Das Statistische Bundesamt bestätigte eine erste Schätzung. "Die Inflationsrate verweilt trotz leichter Entspannung bei den Energiepreisen mit 10,0 Prozent weiterhin auf einem hohen Stand", sagte der Präsident der Wiesbadener Behörde, Georg Thiel. "Wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Waren neben der Energie." Im Oktober hatte die Teuerungsrate mit 10,4 Prozent den höchsten Stand seit etwa 70 Jahren erreicht.
Volkswirte sehen in der Abschwächung im November noch keinen Grund zur Entwarnung. Viele Ökonomen rechnen erst im Frühjahr mit einem deutlicheren Rückgang der Teuerung. Hohe Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern und zehren Einkommenszuwächse auf. Die Menschen können sich für ihr Geld weniger leisten.
Angeschoben wird die Inflation seit Monaten von den Energie- und Lebensmittelpreisen. Energie kostete im November 38,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Preisanstieg schwächte sich nach einem Zuwachs von 43 Prozent im Oktober damit etwas ab. Der Preis für Erdgas für Haushalte stieg um mehr als das Doppelte (112,2 Prozent), für Fernwärme um 36,6 Prozent. Brennholz und Holzpellets wurden im Jahresvergleich 96,3 Prozent teurer, Strom um 27,1 Prozent. Ohne Energie lag die Inflationsrate bei 6,6 Prozent.
Dienstleistungen nur wenig teurer
Für Nahrungsmittel mussten Verbraucher 21,1 Prozent mehr zahlen als im November 2021. Gegenüber dem Vormonat sanken die Verbraucherpreise im November insgesamt um 0,5 Prozent.
Dienstleistungen dagegen wurden binnen Jahresfrist nur um 3,6 Prozent teurer. Nettokaltmieten etwa stiegen nur um 1,9 Prozent - sie fallen wegen des großen Anteils an den Konsumausgaben der Haushalte aber stark ins Gewicht. Deutlicher stiegen die Preise etwa für Friseur und Körperpflege (7,5 Prozent) oder die Reparatur von Fahrzeugen (7,4 Prozent).
Das IFO-Institut erklärte, die gestiegenen Preise für Energie und Vorleistungen allein erklärten nicht das Ausmaß der Inflation. "Vielmehr scheinen Unternehmen in einigen Wirtschaftszweigen die Preissteigerungen dazu genutzt zu haben, ihre Gewinne auszuweiten", sagte Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der IFO-Niederlassung Dresden. Das gilt vor allem für den Handel, die Landwirtschaft und den Bau. "Einige Unternehmen scheinen den Kostenschub als Vorwand dafür zu nehmen, durch eine Erhöhung ihrer Absatzpreise auch ihre Gewinnsituation zu verbessern."
Teuerungsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern wurden Raten um die 10 Prozent und darüber Anfang der 50er Jahre gemessen. Allerdings hat sich die Berechnungsmethode im Laufe der Zeit geändert.
Quelle: ntv.de, als/dpa/AFP
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