Staria Signature - der beste Platz ist in der Mitte

  16 Januar 2023    Gelesen: 428
  Staria Signature - der beste Platz ist in der Mitte

Der Hyundai Staria ist ein fast perfektes Auto für große Familien. Und gleichzeitig eine Katastrophe für Eltern. Denn in der Großraumlimousine ist es derart offensichtlich, welcher der beste Sitzplatz ist, dass es beim Nachwuchs unweigerlich zu Streit kommt. Ein Fahr- und Leidensbericht.

Sechs Plätze stehen im Staria neben und hinter dem Fahrerarbeitsplatz zur Wahl. Aber eigentlich sind es nur zwei. Nämlich die beiden Business-Class-Elektrosessel in der mittleren von drei Reihen. Dick gepolstert, mit Armlehnen, Fußstützen und auf Wunsch belüftet oder beheizt bringen sie Oberklasse-Flair in das sonst oft eher nüchtern und praktisch geprägte Kleinbus-Segment. Wer den Finger lange genug auf dem Einstell-Knöpfchen lässt, fährt den Sitz in eine nahezu waagerechte Liegeposition, wie sie selbst im Fond von Luxuslimousinen nicht zu finden ist.

Die Sitzbank in Reihe drei wirkt da im Vergleich trotz durchaus schicker Lederpolster und untadeliger Ergonomie ziemlich profan. Dort nimmt nur Platz, wer in der familien- oder sonstwie gruppeninternen Hierarchie eben hinten sitzt. Da das täglich neu ausgehandelt werden muss, verzögert sich jede Abfahrt, bis ein tauglicher Kompromiss gefunden ist. In der Regel sieht der so aus, dass unterwegs gehalten wird, um Plätze zu tauschen.

Komfort-Sessel sind Höhe- und Schwachpunkt

Die beiden Komfort-Sessel sind Höhe- und Schwachpunkt des Staria. Letzteres liegt nicht nur an ihrer streitbaren Popularität, sondern an ihrer Größe und Klobigkeit. Anders als Standard-Einzelsitze verfügen sie etwa nicht über eine Klappfunktion, die den Einstieg in den Fond erleichtert. Wer nach ganz hinten gelangen will, muss sich zwischen ihnen hindurchschieben. Spätestens mit Handgepäck und Winterjacken wird das schon mal eng.

Generell ist es um die Variabilität im Innenraum eher mäßig bestellt, die Verstellwege der Sessel und Bänke sind vergleichsweise kurz. Der Ausbau des Gestühls ist von Hyundai nicht vorgesehen, auch wenn im Internet bereits Do-it-yourself-Anleitungen kursieren. Wohl auch, weil der der Gepäckraum hinter Reihe drei vergleichsweise gering ist und für Urlaubsfahrten zu siebt kaum reichen dürfte. Immerhin lässt sich für Großeinkäufe die Sitzfläche der dritten Reihe hochklappen, so dass dort Gepäck untergebraucht werden kann. Aber auch dabei gilt: Zunächst muss man damit an den klobigen Mittelsitzen vorbei.

Bei der Alltagstauglichkeit ist noch Potenzial

Generell hat der Staria noch Potenzial bei der Alltagstauglichkeit. So fehlt beispielsweise im Cockpit eine Taste zur Fern-Bedienung der seitlichen elektrischen Schiebetüren. Dass die Koreaner durchaus praktische und originelle Lösungen finden, zeigt hingegen die Fernsprechanlage am Fahrer-Arbeitsplatz. Sie überträgt die Stimme des Fahrers während der Fahrt glasklar in Reihe drei. Gleichzeitig liefert eine Innenraum-Kamera ihm ein Bild des Geschehens im fernen Fond.

Solche technischen Kniffe passen außerdem gut zum futuristischen Flair des Kleinbusses. Der fällt schon äußerlich mit seiner glatten Karosserie und den schmalen Frontleuchten aus dem graumäusigen Gestaltungsrahmen im Personentransporter-Segment heraus. Und auch der Innenraum strahlt mit seinen großen Bildschirmen und den berührungsempfindlichen Tasten eher Raumschiff- denn Lieferwagen-Flair aus. Aus dem Nutzfahrzeug-Segment herübergerettet hat Hyundai allerdings die große Zahl an praktischen Ablagen, die sich sowohl in den Türen, der Mittelkonsole als auch im Armaturenbrett finden.

Kein Schnäppchen, aber fairer Preis

Ähnlich schickes Ambiente wie der Staria bieten zwar auch die Top-Varianten von Mercedes V-Klasse oder VW Multivan. Allerdings zu deutlich höheren Preisen. Mit 57.550 Euro (Allradmodell: 59.600 Euro) ist der siebensitzige Staria zwar kein Schnäppchen, aber angesichts von Größe und Komfortniveau fair positioniert. Die Variante für sieben ist aktuell einzig in der Linie "Signature" zu haben, die mit umfangreicher Ausstattung und gehobenem Ambiente aufwartet. Immer an Bord sind unter anderem Ledersitze, Zweizonen-Klimaanlage, Bose-Soundsystem und Elektromotoren für Schiebetüren und Heckklappe.

Eine weniger luxuriöse Neunsitzer-Ausführung ist in Vorbereitung, wendet sich aber weniger an Familien als vielmehr an gewerbliche Nutzer. Als Motor fungiert in allen Fällen ein recht hemdsärmliger 2,2-Liter-Vierzylinderdiesel mit 130 kW/177 PS, Achtgangautomatik und Allradtechnik, der nicht ganz zum spacigen Auftritt des Hyundai passen will, sich aufgrund ordentlicher Dämmung aber auch nicht allzu sehr in den Vordergrund spielt.

Fahrverhalten etwas holprig

Das Fahrwerk ist eher straff abgestimmt, um auch hohe Nutzlasten zu verkraften. Im Alltag führt das zu einem etwas holprigen Fahrverhalten; Unebenheiten und Schlaglöcher drücken sich deutlich in den Innenraum durch. Andere Kleinbusse können das aber auch nicht besser. Ebenfalls ordentlicher Durchschnitt: der Verbrauch von rund 9 Litern.

Mit 5,25 Metern Länge ist der Staria nicht eben handlich und für die meisten großen Familien mit kleineren Kindern wohl ein wenig überdimensioniert. Aber seitdem das klassische Van-Segment ausgestorben ist, ist eben der Kleinbus das Fahrzeug der Wahl für Menschen, die bequem zu fünft oder zu noch mehreren verreisen wollen.

In dieser Klasse ist der Hyundai auf jeden Fall das optisch interessanteste Modell. Und auch der Cockpit-Futurismus und das Luxus-Flair in der zweiten Reihe setzen ihn von der Konkurrenz ab. Kleinere Praxis-Schwächen kann man - auch angesichts des Preises - verkraften. Ein wenig Gleichmut ist aber nötig, um sich von den anhaltenden Platzwahl-Streitigkeiten nicht die Freude vermiesen zu lassen.

Hyundai Staria Signature - technische Daten

Siebensitzige Großraumlimousine

Länge: 5,25 m, Breite: 2,00 m, Höhe: 1,99 m, Radstand: 3,27 m

Kofferraumvolumen: 186-431 Liter, Anhängelast: 1,5 Tonnen, Dachlast: 100 Kilogramm

2,2-Liter-Reihenvierzylinderdiesel, 130 kW/177 PS, maximales Drehmoment: 430 Nm bei 1500-2500 U/min, 8-Gang-Automatik, Allradantrieb

0-100 km/h: 13,5 s, Vmax: 180 km/h

Normverbrauch: 8,9 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 232 g/km, Abgasnorm: Euro 6d, Testverbrauch: 9 Liter/100 Kilometer

Preis: ab 59.600 Euro

Quelle: ntv.de, Holger Holzer, sp-x


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