Kein Trump, weniger Wähler

  10 April 2016    Gelesen: 688
Kein Trump, weniger Wähler
Eine Umfrage zeigt: Mit einem anderen Kandidaten als Donald Trump würde es für die US-Republikaner bei der Präsidentschaftswahl im November noch enger, als ohnehin schon. Manche Trump-Anhänger würden eher einen Demokraten wählen.
Aus Sicht vieler Republikaner, die dem sogenannten Establishment zugerechnet werden, wäre die Wahl des Milliardärs Donald Trump zu ihrem Präsidentschaftskandidaten eine Katastrophe. Für viele Trump-Wähler ist es genau andersrum: Sollte ihr Favorit nicht Präsidentschaftskandidat werden, würden sie den Republikanern bei der eigentlichen Wahl im November den Rücken zukehren. Das ergab eine Umfrage, die von der Nachrichtenagentur Reuters und dem Meinungsforschungsinstitut Ipsos durchgeführt wurde.

Demnach würde ein Drittel der Wähler, die in den derzeit laufenden Vorwahlen Trump unterstützen, bei der Präsidentschaftswahl zuhause bleiben oder sich gar für den demokratischen Kandidaten beziehungsweise die demokratische Kandidatin entscheiden. Im Fall einer knappen Entscheidung sei dies eine "verheerende Nachricht" für die Republikaner, erläuterte der Politologe Donald Green.

Die Umfrage wurde nur unter Trump-Anhängern durchgeführt. Gefragt wurden sie, was sie bei der Präsidentschaftswahl machen würden, wenn Trump die meisten Delegierten gewinnen, aber nicht Kandidat der Republikaner werden sollte. Genau dieses Szenario zeichnet sich ab: Trump hat die meisten Delegierten, wird aber möglicherweise nicht die Mehrheit erreichen, die notwendig ist, um auf dem Nominierungsparteitag im Juli im ersten Wahlgang zum Kandidaten gewählt zu werden. In diesem Fall könnten die Republikaner Trump im zweiten Wahlgang wählen – aber sie könnten auch einen ganz anderen Kandidaten aufstellen.

Für die Republikaner zählt jede Stimme

"Verheerend" ist die Umfrage für die Republikaner, weil sie keine Stimme zu verschenken haben – denn sie haben eine deutlich schlechtere Ausgangsposition als die Demokraten. Darauf weist die "Washington Post" hin. In 19 Bundesstaaten haben bei den vergangenen sechs Präsidentschaftswahlen stets die Demokraten gewonnen. Diese 19 Staaten stehen zusammen für 242 Stimmen im "electoral collage", dem Gremium der Wahlmänner und -frauen, das den Präsidenten wählt.

Dagegen gibt es nur 13 Bundesstaaten, in denen der republikanische Kandidat in den Wahlen seit 1992 gewonnen hat. Diese 13 Staaten stellen zusammen lediglich 102 Elektoren. Kurzum: Die wahrscheinliche Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, muss im November nur 28 weitere Elektoren gewinnen, um die Schwelle von 269 Stimmen zu überschreiten. Es ist natürlich möglich, so die "Washington Post", dass ein republikanischer Kandidat trotzdem gewinnt. Das Gegenteil ist allerdings wahrscheinlicher.

Bei den republikanischen Vorwahlen gibt es noch drei Bewerber. Neben Trump sind dies der christlich-fundamentalistische Senator Ted Cruz und der gemäßigte Gouverneur von Ohio, John Kasich. Im Gegensatz zu Kasich hat Cruz zumindest eine theoretische Chance, doch noch mehr Delegierte zu gewinnen als Trump – wahrscheinlich ist das aber nicht.

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