Streit um Nato-Effizienz: „Die USA machen mit Europa, was sie wollen“

  11 April 2016    Gelesen: 800
Streit um Nato-Effizienz: „Die USA machen mit Europa, was sie wollen“
Nachdem Donald Trump die Nato-Struktur als ungerecht kritisiert hat, beschäftigen sich russische Experten mit der Geschichte und mit der gegenwärtigen Effizienz der Allianz, aber auch mit den Motiven der US-Führung.
Der russische TV-Sender Swesda kommentiert am Montag in seiner Onlineausgabe: „Die USA stellten die Sowjetunion einst als ‚Reich des Bösen‘ hin, um dies als Schreckbild für die europäischen Staaten gekonnt zu nutzen. Demnach stand Europa angeblich vor einer großen Militärbedrohung. Dank dieser Darstellung gelang es Washington, die Streitkräfte der europäischen Länder in ein Lager zu vereinigen, um sie dann im Interesse der USA hin und her zu bewegen.“

„Die europäischen Mitglieder der militärpolitischen Allianz ziehen allerdings auch direkte Profite daraus. Die Ausgaben jedes europäischen Landes für seine eigenen Streitkräfte unterscheiden sich deutlich von jenen Summen, die die USA jährlich in die Allianz pumpen“, so der Kommentar.

Der russische Militärexperte Viktor Litowkin sagte dem Sender: „Die US-Präsenz in Europa erfolgt direkt über die Nato. Wenn wir beobachten, welche Truppen sich am meisten über Europa bewegen, so sind das eben die US-Truppen. Eigentlich tun die Amerikaner mit Europa, was sie wollen. Denn sie erfüllen zu 80 Prozent die Verpflichtungen im Sinne der Nato-Finanzierung.“
Der russische Militärexperte Alexej Leonkow erläuterte: „Ohne US-Amerikaner handelt es sich bei den Streitkräften der europäischen Länder allenfalls um zahlenmäßig schwache Kräfte der Selbstverteidigung. Ohne AWACS-Flugzeuge und Patriot-Raketen hätte etwa die Flugabwehr der Europäischen Union ein deutliches Loch. Und Europas Kriegsflotte lässt sich ohne US-Schiffe allenfalls als große Küstenwache bezeichnen.“

Der Sender kommentiert weiter, es sei noch niemandem gelungen, militärpolitische Vorgänge weltweit zu steuern. Auch die Nato mit den USA an der Spitze versage gegen die zunehmenden Bedrohungen wie etwa gegen den IS im Irak und in Syrien oder gegen die Taliban in Afghanistan.
„Überall, wo die Nato mit ihrer Expansion ankommt, gibt es Probleme. Amerika haben diese Probleme allerdings noch nicht erreicht, während Europa sie bereits zu spüren bekam. Die Anschläge in Frankreich und Belgien sind ein weiterer Beleg dafür“, heißt es im Kommentar.
Der Sender weist darauf hin, dass auch manche US-Politiker für eine Reformierung der Nato plädieren, und zitiert den Präsidentschaftsbewerber Donald Trump mit seiner Kritik an den Nato-Verbündeten: „Wir gewähren ihnen militärischen Schutz und andere Dinge und sie berauben halt die USA. Und was tun wir im Gegenzug? Nichts! Entweder sollten sie zahlen oder aus der Allianz austreten. Falls das die Nato zerstört, so sei es drum.“

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