Florida ist wie Saudi-Arabien. Diesen Vergleich wagt Lewis Hamilton. Der Rekordweltmeister der Formel 1 sorgt unmittelbar vor dem Grand Prix in Miami mit seiner Kritik an der Gesetzeslage im US-Bundesstaat für Aufsehen. Dem Briten geht es um Rechte und Freiheiten der LGBTQ-Gemeinde, die von der Regierung vor Ort derzeit massiv eingeschränkt werden.
Hamilton findet die Maßnahmen "überhaupt nicht gut". "Es ist nicht anders als damals in Saudi-Arabien", sagte der Mercedes-Fahrer. "Es ist nicht die richtige Richtung und nicht die richtige Botschaft." In Florida hat der republikanische Gouverneur Ron DeSantis Ende März ein Gesetz unterzeichnet, das es Lehrkräften an öffentlichen Schulen verbietet, mit ihren Klassen über sexuelle Orientierungen oder Geschlechteridentitäten zu sprechen. Das Papier wird umgangssprachlich "Sag nicht schwul"-Gesetz genannt. Es gilt vom Kindergarten bis zum letzten Jahr an der Highschool.
Hinzu kommt unmittelbar vor dem Rennwochenende die Billigung des Gesetzes, das Ärzten die medizinische Versorgung minderjähriger Transgender im Zusammenhang mit einer Geschlechtsumwandlung verbietet. Auch der Zugang zu Behandlungen für Erwachsene soll eingeschränkt werden. Es muss noch von DeSantis unterzeichnet werden, was jedoch als sicher gilt.
Hamilton will mit Regenbogen-Helm auftreten
Schon in der Vergangenheit hat sich Hamilton immer wieder für die Rechte von Minderheiten, darunter der LGBTQ-Gemeinde, eingesetzt. Der 38-Jährige ist der einzige Schwarze Fahrer in der Formel 1. "Ich stehe hinter der Gemeinschaft hier und ich hoffe, dass sie dem weiter standhalten und dagegenhalten", sagte er in Miami. Er kündigte an, beim Rennen seinen Helm in Regenbogen-Farben zu tragen. Diesen hatte er Ende des Jahres 2021 erstmals in Katar und Saudi-Arabien präsentiert, um dort auf die Diskriminierung der Community aufmerksam zu machen.
"Ich möchte die Gemeinschaft hier weiterhin unterstützen und sie wissen lassen, dass ich auf ihrer Seite stehe und ich hoffe, dass sie weiterhin dagegen kämpfen", betonte er. LGBTQI+ ist die englische Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender, versammelt sämtliche Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen. Die Regenbogenflagge symbolisiert Toleranz, Vielfalt und Stolz.
Trotz seines Protests will Hamilton das Rennwochenende mit dem Höhepunkt am Sonntag (21.30 Uhr/Sky und im ntv.de-Liveticker) nicht boykottieren. "Es sind nicht die Menschen in Miami, die diese Entscheidungen treffen, es sind die Menschen in der Regierung und das ist das Problem", fügte er hinzu. "Ich denke, alles, was ich tun kann - der Sport wird hier sein, ob ich nun hier bin oder nicht - ist weiterhin Unterstützung zu leisten und einfach nur hier zu sein und das auf meinem Helm zu haben, was hoffentlich gut zu dem Thema passt."
Hamilton äußert sich trotz FIA-Verbots
Der siebenmalige Weltmeister hatte sich schon im vergangenen Jahr vor dem Rennen in Miami in die Debatte um die Grundsatzentscheidung zum Abtreibungsrecht eingeschaltet. Der Oberste Gerichtshof hatte 2022 das landesweite Recht auf legale Abtreibung aufgehoben. Hamilton hatte damals betont, er "liebe es, in den USA zu sein". "Aber ich kann nicht ignorieren, was im Moment vor sich geht und was einige in der Regierung versuchen, den Frauen, die hier leben, anzutun", hatte er gesagt. "Jeder sollte das Recht haben, selbst zu entscheiden, was er mit seinem Körper macht. Wir können nicht zulassen, dass uns diese Wahl genommen wird." Zudem hatte er seine politische Haltung auch indirekt dadurch deutlich gemacht, dass er die frühere First Lady, Michelle Obama, zum Training und zur Qualifikation in seiner Box empfangen hatte.
Für die Fahrer der Formel 1 gilt seit dieser Saison ein verschärftes Verbot für politische Äußerungen, das der Motorsport-Weltverband FIA auferlegt hat. "Politische, religiöse und persönliche Äußerungen oder Kommentare" stellen bei offiziellen Anlässen auf der Strecke einen Regelverstoß dar. Der Dachverband hatte seine härtere Linie mit dem allgemeinen Grundsatz der Neutralität, dem die FIA als Mitglied der olympischen Familie unterliege, begründet. Die Beantwortung direkter Fragen von Journalisten sowie Meinungsäußerungen in den sozialen Netzwerken sind derweil erlaubt. Hamilton hatte dies scharf kritisiert und gesagt, sich nicht daran halten zu wollen. Über mögliche Sanktionen im Falle von Verstößen gegen die Regel zu Meinungsäußerungen entscheiden die Rennkommissare. Der Strafenkatalog reicht von einer Verwarnung über eine Geldstrafe, die Verpflichtung zur Sozialarbeit, über Strafrunden bis hin zum Rennausschluss.
Quelle: ntv.de, ara
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