Verband hält deutlich mehr Fernwärme für möglich

  05 Juni 2023    Gelesen: 734
  Verband hält deutlich mehr Fernwärme für möglich

Bislang werden erst einige Millionen Wohnungen mit Fernwärme beheizt. Ein Fachverband hält dies für deutlich steigerungsfähig. Perspektivisch wolle man auf 18 bis 20 Millionen Wohnungen kommen. Fernwärme sei der Schlüssel für klimaneutrale Städte in Deutschland.

Die Fernwärmebranche hält eine Verdreifachung der Anzahl der Haushalte mit Wärmenetzanschluss bis 2050 für möglich. "Dazu benötigen die Unternehmen allerdings Planungssicherheit und geeignete Förderbedingungen", sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Fachverbandes AGFW, John Miller.

Derzeit würden rund 6 Millionen der 43 Millionen Wohnungen mit Fernwärme beheizt. Perspektivisch wolle man auf 18 bis 20 Millionen kommen, vor allem in Mehrfamilienhäusern in den Städten und dicht besiedelten Gebieten. "Fernwärme ist der Schlüssel für das Thema klimaneutrale Städte in Deutschland. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, da die Weichen zu stellen."

An Fernwärme-Infrastruktur könne man sehr viele erneuerbare Quellen und Technologien anschließen, die bis 2045 die Klimaneutralität der Wärmenetze ermöglichen würden, betonte Miller. Als Beispiele nannte er Großwärmepumpen, Geothermie, Solarthermie, Biomasse oder Abwärme aus Industrie oder Rechenzentren. Er hob in diesem Zusammenhang die Hebelwirkung einer Umstellung auf erneuerbare Energien hervor. Würde etwa ein mit Kohle befeuertes Heizkraftwerk dann mit klimaneutralen Brennstoffen betrieben oder durch klimaneutrale Technologien ersetzt, hätten mit einem Mal Tausende Wohneinheiten den Brennstoff gewechselt.

Ruf nach längeren Übergangsfristen

Miller äußerte sich positiv über den Stellenwert, der den Wärmenetzen in den geplanten Gesetzen zur Gebäudeenergie und zur kommunalen Wärmeplanung eingeräumt werde. "Wir sind froh, dass die Politik jetzt ein Stück weit aufgewacht ist und den Fokus auf Fernwärmenetze gelegt hat." Kritik übt der Verband an dem im Gebäudeenergiegesetz vorgesehenen Zeitplan, bestehende Wärmenetze bis 2030 auf mindestens 50 Prozent erneuerbarer Wärme oder Abwärme umzustellen. "Dies pauschal für alle Wärmenetze zeitlich festzulegen, halten wir für keine gute Idee", sagte Miller.

Der Verband fordert längere Übergangsfristen und deutlich mehr Fördermittel insbesondere für das Programm "Bundesförderung für effiziente Wärmenetze" (BEW). In Deutschland gibt es nach AGFW-Angaben rund 3800 Fernwärmenetze, die von rund 500 Unternehmen betrieben werden. Der AGFW bezeichnet sich selbst als "Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und Kraft-Wärme-Kopplung". Rund 640 Unternehmen sind Mitglied, darunter die meisten Fernwärmeanbieter.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa


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