Territorialstreitigkeiten: Aus dem Meer um China wird allmählich ein See

  13 April 2016    Gelesen: 527
Territorialstreitigkeiten: Aus dem Meer um China wird allmählich ein See
Im Asien-Pazifik-Raum steckt angesichts des heftigen Konfrontationskurses der Regionalmächte ein großes Konfliktpotenzial, schreibt die „Nesawissimaja Gaseta“ am Mittwoch.
Die meisten Kontroversen bestehen zwischen China und den USA, aber Washington zieht auch andere Länder, darunter die G7-Mitglieder, in diese Auseinandersetzungen hinein. Beim jüngsten Treffen der G7-Außenminister im japanischen Hiroshima wurde eine Erklärung vereinbart, in der sich die Teilnehmer „gegen jegliche einseitige Aktionen, gegen Einschüchterung und provokatives Vorgehen“ äußerten, „die den aktuellen Status quo verletzen und Spannungen auslösen könnten“. Es war nicht schwer festzustellen, dass diese Deklaration vor allem gegen China gerichtet ist.
Pekings Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Der Sprecher des Außenministeriums, Lu Kang, warf den G7-Mitgliedern das Entfachen territorialer Streitigkeiten „im Interesse einiger Großmächte“ vor, „die die G7 zu ihrer Geisel gemacht haben“. Dabei sollten die G7-Länder von Fakten ausgehen und sich mit solchen Problemen befassen, die die Weltgemeinschaft derzeit am meisten beunruhigen, ergänzte er.

Washington redet aber nicht nur, sondern handelt auch im Interesse des Ausbaus seiner militärischen Präsenz in der Region. Vor kurzem wurde ein Abkommen mit den Philippinen unterzeichnet, dem zufolge die Amerikaner fünf neue Militärstützpunkte auf den Inseln nutzen dürfen. Zudem sind mehrere gemeinsame Militärmanöver geplant, von denen eines gerade jetzt stattfindet. US-Verteidigungsminister Ashton Carter reiste auf die Philippinen, um es zu beobachten.

Der russische Orientalist Jakow Berger vom Institut für Fernost-Studien führte die Eskalation der Lage im Asien-Pazifik-Raum auf die Politik der USA zurück. Nach seinen Worten wollen die Amerikaner „ihre aktuellen und potenziellen Verbündeten näher an sich binden und ein antichinesisches Bündnis bilden“. Das sei aber „erst der Anfang“, so der Experte. „Das Ziel der USA besteht darin, einen Konfliktherd entstehen zu lassen, der die Länder der Region ständig beunruhigen würde, wobei das Pentagon immer weitere Milliarden Dollar für seinen Militäretat (…) beantragen kann. Eine andere Aufgabe besteht in der maximalen Mobilmachung der Verbündeten. Dabei wollen die Amerikaner Japan vorlassen, damit sie die Führungsrolle spielen.“

„Die Japaner wollen aber nicht für die USA die Kastanien aus dem Feuer holen“, so der Experte weiter. „Andererseits will Tokio seine Selbstverteidigungskräfte stärken, und in diesem Sinne stimmen die Interessen beider Großmächte überein. Die USA würden auch Vietnam gerne auf ihre Seite ziehen, das mit China um mehrere Inseln streitet. Das könnte also ein großes Spiel werden“, stellte Berger fest.

Andrew Browne vom „Wall Street Journal“ widerspricht allerdings der Version des russischen Experten. „Vor der Nase der siebten US-Flotte hat eine ganze Armada chinesischer Schiffe mit einem riesigen Schwimmbagger an der Spitze fast 3.000 Acres Kunstinseln vor den Spratly-Inseln aufgeschüttet. Das hat das strategische Gleichgewicht, das seit dem Zweiten Weltkrieg konstant geblieben war, verändert, wobei die USA im westlichen Teil des Pazifiks die Führungsrolle spielten“, so Browne.
Dabei hätten die Chinesen die Amerikaner übertölpelt. In Peking sei man durchaus begründet zu dem Schluss gekommen, dass die Amerikaner keinen Krieg wegen unbewohnter Felsen beginnen würden. Und jetzt verwandele sich das Südchinesische Meer in Pekings Augen immer mehr in ein chinesisches, betonte der US-Experte.


Quelle : sputnik.de

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