Bauern rechnen mit weniger Getreide - Preise gefallen

  04 Juli 2023    Gelesen: 1043
 Bauern rechnen mit weniger Getreide - Preise gefallen

In den Scheunen und Silos der Landwirte wird am Ende der Ernte weniger Getreide lagern als im Schnitt der vergangenen Jahre. Zu deutlich seien die Schäden durch die Trockenheit im Mai, erklärt der Bauernverband. Zudem sank die Anbaufläche. Für zusätzliche Nöte sorgen gefallene Preise und EU-Vorgaben.

Die deutschen Landwirt rechnen nach der verbreiteten Trockenheit im Mai mit geringeren Erträgen bei der Getreideernte. Der Deutsche Bauernverband erwartet am Ende etwa 40,9 Millionen Tonnen in den Scheunen. Zwischen 2018 und 2022 waren im Schnitt 42,2 Millionen Tonnen Getreide eingefahren worden. "Die Landwirtschaft spürt die Auswirkungen des Klimawandels bereits deutlich", sagte Verbandschef Joachim Rukwied. Die lange Trockenheit im Mai und Juni habe "deutliche Schäden in den Beständen verursacht." Die regionalen Niederschläge der vergangenen Wochen kamen für das Getreide vielerorts zu spät - waren aber hilfreich für Zuckerrüben, Kartoffeln und den Futterbau. Die Stimmung in den Agrarbetrieben sei trotz des derzeit guten Erntewetters gedämpft.

Grund dafür seien nicht allein erwarteten Ertragsverluste, sondern auch ein Preiseinbruch bei Getreide und Raps von 40 bis 45 Prozent im Vergleich zum vergangenen Herbst. Viele Betriebe stelle dieses Situation angesichts gestiegener Kosten vor große Herausforderungen. Allerdings waren die Preise nach dem russischen Überfall auf die Ukraine deutlich gestiegen. Ende Dezember 2022 hatte der Verband die Getreideernte mit 43,1 Millionen Tonnen beziffert. Zudem stellte er fest, dass mehrere Faktoren dazu geführt hätten, dass das "globale Preisniveau weit über dem Mittel der letzten Jahre lag".

Die von der EU vorgeschlagenen pauschalen Reduktionsziele beim Pflanzenschutz würden zu weiteren Ertragsrückgängen führen, hieß es nun weiter. Der starke Flächenverlust - im Schnitt 55 Hektar bundesweit pro Tag - durch Siedlungsbau und Infrastrukturprojekte sorge zusätzlich für rückläufige Erntemengen.

Die zumindest für Verbraucher gute Nachricht ist derweil, dass der Bauernverbandspräsident nicht mit größeren Auswirkungen auf sie rechnet. "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Inflation nicht getrieben wird von landwirtschaftlichen Produkten." Eine Ausnahme seien die Preise für Zucker und Schweinefleisch.

Ökoanbau wächst langsamer - Erlöse sinken

Nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes ist Winterweizen mit einer Fläche von 2,8 Millionen Hektar - sie ging um zwei Prozent zurück - die wichtigste Getreideart. Wintergerste wachse auf knapp 1,3 Millionen Hektar. Danach folgen Sommergerste mit 329.000 Hektar - minus 11 Prozent - und Hafer mit 138.400 Hektar und einem Rückgang von 13 Prozent. Beim Winterraps habe die Anbaufläche um rund 80.000 Hektar auf rund 1,2 Millionen Hektar in diesem Jahr zugenommen.

Die Situation im Ökolandbau bezeichnete Rukwied als derzeit schwierig. 2022 habe es erstmals seit vielen Jahren einen Umsatzrückgang von 3,5 Prozent gegeben. Die Verbraucher achteten beim Einkauf stärker auf den Preis und kauften Bioprodukte verstärkt bei Discountern.

Laut Verband wird rund 11,3 Prozent der Landwirtschaftsfläche im Ökolandbau bewirtschaftet. Insgesamt gebe es fast 31.100 Ökohöfe. Rukwied erwartet, dass die Marktentwicklung die Umstellung konventioneller Betriebe auf Ökolandbau bremst. Bereits 2022 sei die Öko-Fläche nur um 3,7 Prozent gestiegen, 2018 waren es noch 9,1 Prozent.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa


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