Nicht geklärt war bisher, welchen Anteil die menschengemachte Klimaänderung am Anstieg des Meeresspiegels hat. Die Hauptgründe für den Anstieg sind schmelzende Gletscher und Eisschilde sowie die Ausdehnung des sich erwärmenden Ozeanwassers. Allerdings schmilzt das Eis auch als Folge natürlicher Klimaänderungen - nicht nur in Folge menschlicher Treibhausgasemissionen. Das Gleiche gilt für die Erwärmung der Ozeane. Erschwerend kommt hinzu, dass Ozeane und Gletscher träge sind und auch lange nach einer Klimaänderung noch auf diese reagieren.
"Mensch spielt entscheidende Rolle"
Mit Hilfe von Klimamodellsimulationen hat ein Team von Wissenschaftlern aus Deutschland, Australien, Belgien und Österreich nun untersucht, wie der Meeresspiegel-Anstieg zu erklären ist. Das Ergebnis, veröffentlicht in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change", ist folgendes:
Bis 1950 war der menschengemachte Anteil am Meeresspiegel mit etwa 15 Prozent klein. Seitdem ist dieser Anteil aber stetig gestiegen. Seit 1970 sind etwa zwei Drittel des Anstiegs durch menschliche Emissionen verursacht worden, das können die Wissenschaftler belegen. Während die Forscher die Änderungen des Meeresspiegels in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch mit natürlichen Ursachen erklären können, ist das in der zweiten Hälfte nicht mehr möglich. "Hier können wir eindeutig sagen, dass der Mensch die entscheidende Rolle gespielt hat", sagt Ben Marzeion, Teil des Wissenschaftler-Teams und Professor am Institut für Geographie der Universität Bremen.
Untersuchungen wie die vorgelegte seien auch vor dem Hintergrund des im Dezember 2015 in Paris verabschiedeten Klimaabkommens von Interesse, so Marzeion. "Mit Studien wie dieser sind wir nicht mehr weit davon entfernt, menschengemachte Klimaschäden zu identifizieren." Die Wissenschaftler können offenbar auch benennen, wer in der Vergangenheit wie viel Kohlendioxid ausgestoßen hat. "Wenn dann das Verursacherprinzip zur Begleichung dieser Klimaschäden verwendet wird, wäre das", so Marzeion, "ein großer Schritt in Richtung globaler Gerechtigkeit."
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