VW kappt Boni für Vorstände

  14 April 2016    Gelesen: 475
VW kappt Boni für Vorstände
Volkswagen will die Zulagen für Topmanager des Unternehmens deutlich kürzen. Im Bundestag plant die Opposition einen Untersuchungsausschuss zum Abgasskandal.
Der VW-Vorstand will trotz Forderungen aus dem Aufsichtsrat nicht komplett auf seinen Bonus verzichten. Inmitten der schwersten Krise des Unternehmens erklärte sich das oberste Management nach Angaben aus Unternehmenskreisen bereit, die erfolgsabhängigen Bezüge um mindestens ein Drittel zu kürzen. Darüber hinaus seien weitere Maßnahmen geplant, um die Bezüge zu verringern.

Laut Berichten von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR wollen die Manager auf die Hälfte ihrer Bonuszahlungen verzichten. Diese Regelung soll in einigen Fällen aber nur vorläufig gelten. Entwickelt sich VW im kommenden Jahr gut, könnte ein Teil der gekappten Boni nachträglich ausbezahlt werden.

Damit zeichnet sich aber kein Komplettverzicht auf die Boni ab, wie ihn das Land Niedersachsen als Großaktionär anstrebt. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) verlangte im Landtag in Hannover von VW ein "deutliches Signal" bei der Kürzung der Vorstandsbezüge. Das Bundesland ist zweitgrößter Aktionär des Wolfsburger Autoherstellers und hat bei wichtigen Entscheidungen ein Vetorecht.

Aktionärsschützer unterstützen die Forderung nach einem kompletten Boniverzicht. "Es ist aus unserer Sicht ganz klar angesagt, dass keinerlei Boni an Vorstand und Führungskräfte ausgeschüttet werden", teilte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) mit. Volkswagen sei durch Dieselgate in eine schwere Unternehmenskrise geraten.
Volkswagen selbst teilte lediglich mit, Aufsichtsrat und Vorstand seien sich einig, dass angesichts der Lage des Unternehmens ein Zeichen auch bei den Vorstandsvergütungen gesetzt werden müsse. Derzeit würden verschiedene Modelle diskutiert. Über die Höhe der geplanten Kürzungen machte VW keine Angaben.

Kritik an Verkehrsminister Dobrindt

Die Oppositionsparteien im Bundestag gaben unterdessen bekannt, dass sich ein Untersuchungsausschuss mit der Abgasaffäre beschäftigen soll. Dies sei "der einzige Weg, endlich die Kumpanei zwischen Bundesregierung und Autoindustrie aufzudecken", sagte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. "Wir wollen den Untersuchungsausschuss noch im April beschließen." In Kreisen der Linksfraktion wurde die Grundsatzentscheidung bestätigt.

Im Zentrum des Ausschusses müsse selbstverständlich die Rolle von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) stehen, sagte Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch dem Handelsblatt. Die Opposition wirft Dobrindt seit Wochen mangelnde Aufklärung vor. Krischer kritisierte: "Bis heute kann der Verkehrsminister nicht beantworten, weshalb er seit Jahren überhöhte Abgaswerte toleriert und nichts dagegen unternommen hat." Die Opposition verlangt unter anderem eine Veröffentlichung der Ergebnisse von Abgasnachprüfungen bei Modellen verschiedener Automarken durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA).

Seit die Bundestagsgeschäftsordnung geändert worden ist, kann die Opposition einen Untersuchungsausschuss trotz der großen Mehrheit der schwarz-roten Koalition allein durchsetzen. Der Vorsitz eines VW-Ausschusses dürfte den üblichen Regeln zufolge an die Linksfraktion gehen. Es wäre bereits der fünfte Untersuchungsausschuss in dieser Wahlperiode.


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