Unwetter in Griechenland bricht alle Rekorde

  06 September 2023    Gelesen: 774
  Unwetter in Griechenland bricht alle Rekorde

Nach langer Trockenheit und Waldbränden wird Griechenland nun von Starkregen heimgesucht. Mancherorts fällt mehr als siebenmal so viel Regen wie 2021 bei der Ahrtal-Flut. Dank eines funktionierenden Frühwarn-Systems gibt es bisher erst einen Todesfall.

Wegen der schweren Unwetter und sintflutartigen Regenfälle in Mittelgriechenland sind die Menschen in den besonders stark betroffenen Städten und Regionen am Dienstagabend aufgefordert worden, ihre Wohnungen und Häuser nicht zu verlassen. Die gewaltigen Wassermassen haben bereits ein Menschenleben gefordert und in der Region Thessalien samt der Hafenstadt Volos zu großen Schäden geführt. Neben Regionen am Mittelmeer sind auch einige Balkanstaaten von Unwettern betroffen. Ein Überblick:

Wie ist die Situation in den betroffenen Gebieten?

Dramatisch - vor allem in der Hafenstadt Volos, wo das Wasser in manchen Straßen fast bis zu den Dächern geparkter Wagen reichte. Autos wurden von den Wassermassen ins Meer gespült, Keller und Ladengeschäfte liefen voll. Außerdem fiel vielerorts immer wieder der Strom aus. Das Handynetz und das Internet waren ebenfalls betroffen und funktionierten zum Teil nur eingeschränkt oder gar nicht. Am Flughafen der Insel Skiathos saßen mehrere Hundert Menschen fest, weil die Flieger gestrichen wurden, wie der Sender Skai berichtete.

So starker Regen Anfang September in Griechenland - ist das normal?

Nein. Zwar herrschte zunächst vielerorts Erleichterung, als der Regen einsetzte - nach Monaten mit hoher Waldbrandgefahr. Aber solche sintflutartigen Regenfälle gibt es sonst nicht einmal in den regenreicheren Wintermonaten.

Was sagen die Meteorologen?

Viele betonen, so etwas "noch nie gesehen" zu haben. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis besuchte am Dienstag den Zivilschutz, um sich über die Lage zu informieren. Dort sollen ihm die Wetterexperten gesagt haben, es handele sich möglicherweise bereits um die stärksten Regenfälle in Griechenland seit Beginn der Aufzeichnung - dabei soll es noch bis Donnerstag so weitergehen. Der staatliche Wetterdienst Meteo meldete am Dienstagabend einen Regenrekord: In der Ortschaft Zagora nordöstlich von Volos wurde eine Niederschlagsmenge von 754 Millimetern pro Quadratmeter gemessen. Zum Vergleich: Bei der Ahrtal-Flut im Juli 2021 lagen die Niederschlagsmengen zwischen 100 und 200 Millimeter pro Quadratmeter.

Wie reagiert der Staat?

Schon seit Montag dröhnen bei vielen Menschen in den betroffenen Regionen immer wieder die Smartphones mit einem unangenehmen lauten Warnton: Das sind dann Mitteilungen des Zivilschutzes, der per SMS über die Gefahren informiert und dazu aufruft, man solle zu Hause bleiben oder dürfe in bestimmten Gebieten nicht Auto fahren. Diese Taktik scheint aufzugehen - trotz der schweren Regenfälle jetzt gibt es bislang nur einen Toten. Medienberichten zufolge wurde der Mann von einer Mauer erschlagen, die wegen der Regenmassen einbrach. Polizei und Feuerwehr sind im Dauereinsatz, und Bürgerschutzminister Vassilis Kikilias appelliert immer wieder, die Menschen sollten den Anweisungen der Behörden unbedingt Folge leisten.

Beachten die Bürger die Warnungen?

Manchen ist nicht klar, wie gefährlich solche Regenmassen sein können. Am Dienstag zeigten griechische Medien den Bürgermeister von Volos, Achilleas Mpeos, der mitten auf der Straße stand und versuchte, die Leute in ihren Autos davon abzuhalten, herumzufahren. "Das ist doch verrückt, wo fahrt ihr hin?", rief er verzweifelt. "Hier können die Rettungsfahrzeuge nicht durch!" Immer wieder müssen Menschen gerettet werden, die in ihren Autos eingeschlossen sind, weil die Straßen sich in reißende Flüsse verwandelt haben. Dennoch: Insgesamt werden die Warnungen ernst genommen, die Menschen bleiben zu Hause.

Wie sind die Aussichten?

Nicht gut: Vor allem in den Morgenstunden des Mittwochs solle Sturmtief "Daniel" wieder an Fahrt aufnehmen, warnte der Zivilschutz. Und selbst am Donnerstagmorgen soll es noch stark regnen, gewittern und stürmen - gerade dort, wo es bisher schon so schlimm war, nämlich in Thessalien. Erst am Freitag soll sich das Wetter beruhigen.

Ist von dem Sturmtief nur Griechenland betroffen?

Nein, auch wenn es dort am stärksten wütet. Starkregen und schwere Gewitter gab es auch in Bulgarien und im Westen der Türkei. In Bulgarien kamen am Dienstag an der südlichen Schwarzmeerküste zwei Menschen ums Leben, weitere drei wurden vermisst. Auch in der Türkei gab es vier Tote in der Provinz Kirklareli nahe der griechischen und bulgarischen Grenze sowie in der Metropole Istanbul. Die Behörden warnten vor weiteren Unwettern im Westen und Südwesten der Türkei. Es könne zu Sturzfluten, Blitzeinschlägen und Sturm kommen, hieß es. Die Straßen von Istanbul verwandelten sich in reißende Flüsse, eine Metrostation stand nach dem nächtlichen Unwetter teilweise unter Wasser. Aus einer Stadtbücherei mussten Medienberichten zufolge Dutzende Menschen in Sicherheit gebracht werden. Im Fernsehen und in Online-Netzwerken waren Bilder von Autos und Marktständen zu sehen, die von den Wassermassen fortgespült wurden.

Quelle: ntv.de, Alexia Angelopoulou, Takis Tsafos, Elena Lalowa und Mirjam Schmitt, dpa


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