SUV laufen bekanntermaßen auch in Deutschland ganz gut. Kein Wunder also, dass Hyundai viele davon im Programm führt. Bisher allerdings war die hochbauende automobile Kost der Koreaner zwar irgendwie gefällig, aber doch wenig aufregend im Design, vor allem im Falle des Santa Fe und schon gar nicht konsistent seit dem erstmaligen Erscheinen der Baureihe im Jahr 2000. Und weil optische Langeweile längst nicht mehr zum Konzern passt, der mittlerweile viele Top-Designer hat, ändert Hyundai diesen Umstand mit einem Paukenschlag. Der kommt in Form der fünften Generation des Santa Fe und dürfte wahrlich in den Köpfen seiner Betrachter haften bleiben.
Stylisch und kantig präsentiert sich der dezent gewachsene und nunmehr 4,83 Meter lange Multifunktionswagen. Und ein bisschen burschikos auch, aber dabei futuristisch. Letzteren Einschlag unterstreichen LED-Leuchten mit markanter "H"-Signatur (steht wohl für Hyundai), die dem Koreaner außerdem Wiedererkennungswert verschaffen. Kreativkopf SangYup Lee, der auch schon für General Motors tätig war und später edle Bentleys gezeichnet hat, verlieh dem Santa Fe außerdem markant ausgestellte Radhäuser. Gemeinsam mit der Wirkung buntester Farben (Beige-, Grün- sowie Orange-Töne) wird der Koreaner auf diese Weise definitiv zum Hingucker.
Und während man den Santa Fe bisher nur statisch erleben durfte, stellt Hyundai nun erstmals Exemplare für diverse Ausfahrten zur Verfügung. Wobei es sich bei diesen frühen Autos um Ausführungen mit internationalen Spezifikationen handelt, die von den späteren europäischen und demnach auch deutschen Varianten in diversen Punkten abweichen.
In Europa mit zwei Hybridvarianten
Das gilt auch für die beiden Hybride (mit und ohne externe Lademöglichkeit) - hier werden für Europa andere, wenn auch lediglich marginal veränderte Daten erwartet. Beide verfügen jedoch stets über eine Sechsgang-Automatik. Beim hier getesteten Vollhybrid werkeln 180 Verbrenner-PS in Tateinheit mit 65 elektrischen Pferdchen. Das sind jetzt keine überbordenden Leistungssummen, aber am Ende ist der Antriebsstrang denkbar souverän. Fahrleistungen seien nachgereicht, wenn die europäischen Versionen homologiert sind. Viel wichtiger ist, wie harmonisch beide Motoren zusammenarbeiten - und das ist durchaus hohes Level.
Im Gegensatz zu manchen Dieseln leistet sich dieses Maschinenduo nämlich weder Anfahrschwäche noch Zugkraftunterbrechungen. Das wird voraussichtlich auch bei den Stecker-Versionen so sein, deren technisches Layout ja gleich ist bis auf den größeren Akku. Allerdings soll der Strang weitgehend dem des Vorläufers entsprechen. Daraus muss man schließen, dass die Ingenieure vom PHEV gar nicht mal vollends überzeugt sind, sonst wäre er ja in wichtigen Punkten wie Ladeperformance sowie Reichweite optimiert worden.
Dabei wäre mehr elektrische Reichweite als die bisherigen 70 Kilometer (bei knapp 14 kWh Akkukapazität) ganz gut, um das verbrennerlose Fahren auch tatsächlich häufiger zu ermöglichen im Praxisbetrieb. Denn ist der Strom schnell aufgebraucht, mag der eine oder andere Nutzer gleich gar nicht laden (wird oft als lästig empfunden), sondern lieber hybridisch fahren.
Den im oberen Drehzahlbereich kernigen Vierzylinder kann der Santa Fe übrigens kaum verleugnen. Und es ist schon ein bisschen schade, dass der Konzern für ein Auto dieses Kalibers nicht wenigstens einen Sechszylinder-Hybrid vorsieht, der standesgemäß wäre. Freilich würde die hiesige Premium-Konkurrenz infolgedessen nicht zusammenbrechen, aber Nadelstiche könnten die Koreaner ihr schon versetzen.
Man könnte jetzt außerdem darüber philosophieren, warum Hyundai dem deutschen Markt nicht auch eine reine Verbrenner-Variante spendiert. Spaß macht der 2,5-Liter-Turbo jedenfalls reichlich mit seinem unbändigen Vorwärtsdrang (281 PS). Nur bitte nicht als Fronttriebler, dann scharrt er nämlich hilflos mit den Rädern bei vollem Einsatz der Power. Abgas und CO2 werden hier einen Strich durch die Rechnung der Europäer machen. Und da die europäischen Versionen hinsichtlich ihrer Antriebe demnächst noch gesondert zu untersuchen sind, darf man sich ab jetzt entspannt auf die restlichen Fähigkeiten des Santa Fe konzentrieren.
Im Santa Fe reist man splendid
Und die sind zumindest ganz schön reisetauglich. Beim geschmeidigen Fahrwerk mag sich die Abstimmung für Europa noch leicht ändern, aber dass aus dem Santa Fe niemals ein Sportler werden wird, liegt wohl auf der Hand. Hingegen keine Änderungen zu erwarten sind beim zugegeben ziemlich geräumigen Interieur. Jedenfalls zerstreuen 1,90 Meter Fahrzeugbreite die Sorge, die Passagiere der rechten und linken Seite könnten sich zu nahe kommen.
Für ein geschicktes Packaging spricht die Tatsache, dass die Kniefreiheit in der zweiten Reihe üppig und in der dritten immerhin noch annehmbar ausfällt, denn mit 2,82 Metern zwischen beiden Achsen geht dieser Koreaner nicht unbedingt als Radstand-Riese durch. Um das hintere Abteil komplett für Gepäck zu nutzen, lassen sich die Lehnen umklappen für einen flachen Boden - das exakte Kofferraumvolumen wird noch kommuniziert.
Geschmeidige Polster tragen ihren Teil dazu bei, um lange Reisen möglichst angenehm zu machen. Vor allem die Einzelsitz-Ausgabe mit sechs Plätzen zeichnet sich durch besonderen Komfort aus. Luxuriöse Features à la E-Verstellung im Fond plus neuartigem Entspannungsmodus fördern das Wohlgefühl an Bord.
Haufenweise verschiedene Gimmicks machen den großen Koreaner außerdem attraktiv und nützlich. Ob es nun der allein zwecks Bedienung der Klimaautomatik über sechs Zoll große Touchscreen in der Mittelkonsole ist. Oder die Tatsache, dass der Hyundai künftig mit dem Smartphone statt Schlüssel entriegelt werden darf. Oder die doppelte induktive Ladeschale für zwei Smartphones. Oder viele USB-Anschlüsse im ganzen Auto verteilt. Oder ein Fach zum Desinfizieren von Kleinkram (Brillenetui oder Smartphone) mit UV-Licht. Oder die in zwei Richtungen öffnende Mittelkonsolen-Box. Oder, oder, oder. Und viele Komfort- und Sicherheitsassistenten gibt es sowieso.
Ganz weit oben im Kurs steht natürlich das assistierte Fahren auf der Autobahn. Klar bremst das System bis zum Stillstand herunter und unterstützt außerdem beim Spurwechsel. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass viele Autofahrer bestimmten Assistenzsystemen skeptisch gegenüberstehen. Schön, dass der Konzern um diese Tatsache weiß und das Abschalten beispielsweise der Spurvibration erfreulich einfach gestaltet: Man muss bloß die entsprechende Taste auf dem Lenkrad länger gedrückt halten.
Wenn das nächste Auto ein properes SUV sein soll, das ausdrücklich nicht rein elektrisch fährt, wäre der Santa Fe eine Überlegung. Überlegen, ob man nicht vielleicht doch ein Wettbewerber-Produkt wählt, kann man noch eine ganze Weile lang. Denn Hyundai kündigt das Designer-SUV für die erste Hälfte des nächsten Jahres an. Und schließlich haben andere Hersteller auch schöne Autos. Sogar ziemlich stylische. Dazu reicht es schon, sich allein im Hyundai-Kia-Konzern umzusehen. Eine schlechte Offerte ist der Santa Fe indes nicht. Vor allem eine geräumige und komfortable. Womöglich aber keine günstige, denn der bisherige Santa Fe Hybrid startete ja bereits bei knapp 57.000 Euro.
Quelle: ntv.de
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