Ist es ein weiterer Beweis für die Grausamkeit der russischen Seite oder übertriebene ukrainische Darstellung? Sowohl der Sprecher der Tawrija-Streitkräfte, Oleksandr Stupun, als auch Geheimdienst-Sprecher Andrij Jusow behaupten laut "Kyiv Post", dass die russischen Streitkräfte eigene Soldaten mit Drohnen töten würden, damit diese nicht in Gefangenschaft geraten. "Tatsache ist, dass die Russen ihren Soldaten nicht erlauben, sich zu ergeben", soll Stupun gesagt haben. Jusow teilte dem ukrainischen Medium mit, derlei Vorfälle seien "wiederholt aufgezeichnet worden, auch von der ukrainischen Luftaufklärung".
Unabhängig überprüfen lassen sich diese Berichte nicht, Beweise wurden nicht vorgelegt. Aber: Über menschenverachtende Methoden in der russischen Armee ist schon des Öfteren etwas bekannt geworden. So sollen die Soldaten immer wieder massenweise wie "Kanonenfutter" in Richtung der ukrainischen Stellungen geschickt werden - wer sich verweigert oder umkehrt, dem droht die Erschießung. Laut einem Sprecher des Weißen Hauses würden Kommandeure wohl ganzen Einheiten mit der Exekution drohen.
Das britische Verteidigungsministerium berichtete zudem bereits im November 2022, das russische Militär habe damit begonnen, Blockadeeinheiten aufzustellen, die Soldaten am Rückzug von der Front hindern sollen, auch wenn die Lage dort völlig aussichtslos sei. Im Sommer veröffentlichte die Ukraine ein Drohnenvideo, in dem russische Soldaten gut erkennbar andere Soldaten erschießen - womöglich ein "Sperrtrupp" mit dem Auftrag, Flüchtige zu eliminieren.
Russland blockiert angeblich Austausch von Gefangenen
Russische Armeeangehörige, die sich den ukrainischen Streitkräften ergeben, soll es immer wieder geben. Die ukrainische Seite hatte dafür im letzten Jahr sogar eine Hotline eingerichtet, bei der sich Soldaten melden können, die überlaufen wollen. Laut "Kyiv Post" gab es alleine in den letzten drei Wochen rund 80 Russen im Tawrija-Sektor, einem der am heftigsten umkämpften Gebiete um die belagerte Stadt Awdijiwka, die sich ergeben haben.
In der Vergangenheit tauschten Moskau und Kiew wiederholt Gefangene aus. Der Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Dmitro Lubinez, warf Russland jedoch zuletzt vor, dies zu blockieren. "Der Austausch findet nicht statt, weil Russland das nicht will", erklärte Lubinez bei Telegram. "Alle Initiativen und (...) Bemühungen der Ukraine scheitern an der fehlenden Bereitschaft Russlands, seine eigenen Bürger zurückzuholen." In Medien behaupte Moskau aber, dass Kiew "nichts unternimmt, um seine Krieger zurückzubringen". Den letzten Austausch soll es im August gegeben haben.
Quelle: ntv.de, rog
Tags: