Die israelische Armee hat ihren Bodeneinsatz im Gazastreifen am Wochenende nach eigenen Angaben ausgeweitet. Wie Armeesprecher Daniel Hagari mitteilte, seien die Truppen in "komplexe Gefechte in dicht besiedelten Gebieten" verwickelt. Sie würden dabei in weitere Hochburgen der islamistischen Hamas vordringen. Bisher hätten die Bodentruppen etwa 30.000 Sprengkörper, darunter Panzerabwehrraketen und Raketen im Besitz der islamistischen Hamas zerstört oder beschlagnahmt. Das Militär hatte zuvor mitgeteilt, einen ranghohen Hamas-Funktionär, der für den eigenen Waffennachschub verantwortlich gewesen sei, getötet zu haben.
Die Soldaten kämpften weiter in dicht besiedelten Gebieten wie der südlichen Stadt Chan Junis und spürten vor allem in den Tunneln im Untergrund "terroristische Infrastrukturen" auf, erklärte der Armeesprecher. Daher habe man die technischen Kräfte deutlich verstärkt. Die Kapazitäten der dort kämpfenden Division würden in den kommenden Tagen weiter ausgebaut. Die Zerstörung der Tunnel sei zeitaufwendig.
Unterhalb des Gazastreifens erstreckt sich über viele Kilometer ein ganzes Netzwerk aus Tunneln, in denen sich laut Israel etliche Terroristen der Hamas verstecken und dort auch Geiseln aus Israel festhalten. Um Israels Bomben aus der Luft widerstehen zu können, reichen manche Tunnel Dutzende Meter unter die Erde. Die Terroristen nutzen die Tunnel zugleich, um aus dem Nichts aufzutauchen und hinterrücks anzugreifen. Viele der Tunnel sind mit Sprengfallen versehen, um israelische Soldaten, die dort eindringen, zu töten.
Bislang seien während des Bodeneinsatzes mehr als 700 Mitglieder von Terrororganisationen in dem Küstenstreifen gefangen genommen worden, teilte Israels Militär weiter mit. Innerhalb einer Woche seien es allein mehr als 200 gewesen. Sie seien für Verhöre nach Israel gebracht worden. Einige hätten sich ergeben. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.
USA drängen erneut auf Schutz von Zivilisten
Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen war Israel zuletzt international immer mehr unter Druck geraten. Um das grauenhafte Leiden der Zivilbevölkerung zu lindern, hatte der Weltsicherheitsrat am Freitag nach tagelangem Ringen in einer Resolution die Aufstockung der humanitären Hilfe gefordert. Eine unverzügliche Waffenruhe wird in dem aufgeweichten Kompromisstext dagegen nicht gefordert.
Die USA als wichtigster Verbündeter Israels enthielten sich bei der Abstimmung. US-Präsident Joe Biden machte nach Angaben des Weißen Hauses vom Samstag Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in einem Telefonat erneut deutlich, Zivilisten, einschließlich humanitärer Helfer, müssten unbedingt geschützt werden.
Jedem vierten Palästinenser in Gaza droht nach Angaben der Vereinten Nationen der Hungertod. Die US-Regierung hatte zuletzt immer wieder im Gespräch mit Israels Führung auf gezieltere militärische Einsätze gepocht, die sich auf die Führung der Hamas konzentrieren sollten.
Quelle: ntv.de, rog/dpa
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