Industrieproduktion setzt Sinkflug fort

  09 Januar 2024    Gelesen: 667
  Industrieproduktion setzt Sinkflug fort

Die Auftragsbücher der deutschen Industriebetriebe leeren sich - die Produktion geht im November erneut zurück. Experten geben eine düstere Prognose für das neue Jahr.

Die Industrieproduktion hat ihre Talfahrt im November vergangenen Jahres fortgesetzt. Im Vergleich zum Oktober ging sie um 0,7 Prozent zurück - das war der sechste Rückgang in Folge, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Für Oktober revidierten die Statistiker die Entwicklung leicht nach oben, es blieb aber bei einem Minus von 0,3 Prozent.

Im weniger volatilen Dreimonatszeitraum von September bis November ergibt sich demnach ein Rückgang um 1,9 Prozent im Vergleich zum vorherigen Dreimonatszeitraum. Die reine Industrieproduktion - ohne die Bereiche Energie und Baugewerbe - nahm im November um 0,5 Prozent ab. Die Energieerzeugung stieg um 3,9 Prozent. Die Bauproduktion sank um 2,9 Prozent.

"Der erneute deutliche Rückgang der Industrieproduktion zeigt, dass die Unternehmen immer mehr auf die geleerten Auftragsbücher reagieren. Die zurückliegenden weltweiten Zinserhöhungen als Reaktion auf die hohe Inflation fordern ihren Tribut", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

"Unterdessen ist die von einigen erwartete Entlastung vom Konsum noch nicht in Sicht, wie die bis zuletzt schwachen Einzelhandelsumsätze zeigen. Alles in allem dürfte die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal erneut etwas geschrumpft sein", so Krämer. "Für 2024 erwarten wir weiter ein Minus von 0,3 Prozent."

"Sattes Plus" bei energieintensiven Industriebereichen

"Im November lag die Produktion hier fast zehn Prozent niedriger als noch Anfang 2022, unmittelbar vor der russischen Ukraine-Invasion", erklärte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien. "Hier zeigen sich immer stärker die Folgen der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank, die sich zunehmend als überzogen herausstellen."

Ein sattes Plus bei der Produktion verzeichneten die energieintensiven Industriezweige: Sie legten um 3,1 Prozent zu. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums stieg besonders die Produktion chemischer Erzeugnisse (5,1 Prozent). Auch etwa die Mineralölverarbeitung, die Papierherstellung und die Glaswarenindustrie legten zu. Im Dreimonatsvergleich blieb wegen schwacher Vormonate jedoch auch hier ein Minus von 0,9 Prozent.

Die Aussichten bleiben zudem schlecht. "Mit einer schnellen Trendwende der Industriekonjunktur kann angesichts aktueller Frühindikatoren wie Auftragseingängen und Geschäftsklima nicht gerechnet werden", erklärte das Wirtschaftsministerium. "Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich aber vor dem Hintergrund der erwarteten binnenwirtschaftlichen Belebung und wieder anziehender Exporte eine Erholung der Industrieproduktion abzeichnen", hieß es.

Quelle: ntv.de, lme/AFP/rts


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