Palästinenser kehren nach Chan Junis zurück

  08 April 2024    Gelesen: 741
  Palästinenser kehren nach Chan Junis zurück

Viele Palästinenser kommen nach dem israelischen Abzug zurück nach Chan Junis. Die Stadt liegt in Trümmern, ein Leben im Schutt scheint kaum möglich. Doch zumindest die Notaufnahme der Nasser-Klinik wirkt noch weitgehend intakt.

Nach dem israelischen Abzug aus Chan Junis im Gazastreifen erkennen die Rückkehrer ihre Stadt kaum wieder: Zahlreiche Gebäude sind zerstört oder schwer beschädigt. Wo einst Wohnungen und Geschäfte standen, türmen sich jetzt Schuttberge. Dennoch strömen die Menschen einen Tag, nachdem das israelische Militär den Rückzug seiner Truppen angekündigt hat, zurück in die Stadt.

"Viele Gebiete, insbesondere das Stadtzentrum, sind unbewohnbar geworden", sagt Mahmud Abdel-Ghani, der im Dezember aus Chan Junis floh, als Israel mit der Bodeninvasion begann. Sein Haus und die Häuser seiner Nachbarn seien nur noch Schutt und Asche.

Najwa Ajjasch, die ebenfalls aus Chan Junis vertrieben wurde, sagt, sie habe die Wohnung ihrer Familie im dritten Stock nicht erreichen können, weil die Treppe verschwunden sei. Ihr Bruder bahnte sich durch die Zerstörung einen Weg nach oben und holte einige Gegenstände hinab, darunter Kleidung für ihre Kinder.

In Chan Junis soll die Hamas Geiseln festgehalten haben

Mit dem Rückzug der israelischen Truppen aus Chan Junis sinkt die israelische Truppenstärke im Gazastreifen auf einen der niedrigsten Werte seit Beginn des Krieges. Israel bezeichnete die Stadt als eine Hochburg der militant-islamistischen Hamas, die am 7. Oktober den Süden Israels angriff und damit den Gaza-Krieg auslöste.

Die Militäreinsätze kosteten nach israelischen Angaben in den vergangenen Monaten Tausenden Hamas-Mitgliedern das Leben und beschädigten ein ausgedehntes Tunnelnetz, das die Hamas für den Transport von Waffen und Kämpfern nutzte. Israel gibt an, Beweise dafür gefunden zu haben, dass in Chan Junis Geiseln der Hamas festgehalten wurden. Nach dem israelischen Rückzug könnte die Hamas versuchen, sich in Chan Junis neu zu formieren, wie sie es in anderen Gebieten tat, in denen das Militär seine Truppenstärke reduzierte.

"Es gibt dort kein Leben mehr"

Der Rückzug ermöglichte aber auch Palästinensern die Rückkehr, die nun versuchen, verbliebenen Besitz aus den Trümmern zu retten. Schon am Sonntag, kurz nachdem das Militär seinen Rückzug angekündigt hatte, verließen die ersten Palästinenser die Stadt mit einigen wenigen Habseligkeiten. Zu Fuß und auf Fahrrädern trugen sie alles, was sie sammeln konnten, in Plastiktüten und Wäschekörben davon. Einer schleppte eine zusammengerollte Matratze, ein anderer einen Standventilator. Ein Mann transportierte Holz mit seinem Fahrrad.

Viel ist allerdings nicht geblieben, wie Bassel Abu Nasser sagt, der nach einem Luftangriff auf sein Haus im Januar floh. Die Stadt sei großteils zerstört. "Es gibt dort kein Leben mehr", sagt der 37-jährige Vater von zwei Kindern. "Sie haben dort nichts hinterlassen."

Unklar war der Zustand des Nasser-Krankenhauses, des größten in Chan Junis. Die Klinik war wiederholt Ziel israelischer Angriffe. Soldaten stürmten zudem das Gelände, weil das israelische Militär dort die sterblichen Überreste von Geiseln der Hamas vermutete. Videoaufnahmen aus dem Krankenhaus zeigen, dass das Notaufnahmegebäude intakt zu sein scheint. Trümmer sind jedoch im Inneren verstreut, wo einst Tausende Vertriebene Schutz suchten, bevor sie vom Militär zur Räumung gezwungen wurden.

Quelle: ntv.de, mes/AP


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