Konkurrenz der Syrien-Strategien: Russland, der Iran und verschiedene Lösungsansätze

  22 April 2016    Gelesen: 730
Konkurrenz der Syrien-Strategien: Russland, der Iran und verschiedene Lösungsansätze
Nach der Aufhebung der Iran-Sanktionen hat Russland die Kontakte zur iranischen Führung intensiviert. Am Mittwoch ging der Moskau-Besuch des Parlamentsvorsitzenden Ali Laridschani zu Ende. In der nächsten Woche reist der iranische Verteidigungsminister Hossein Dehgan nach Moskau, wie die „Kommersant“ am Donnerstag schreibt.
Moskau und Teheran erklären ihre Annäherung mit dem Streben nach einer möglichst schnellen Lösung des syrischen Problems sowie nach Wiederbelebung der Wirtschaftskooperationen. Allerdings gehen die Herangehensweisen Moskaus und Teherans in mehreren Fragen immer weiter auseinander. Am stärksten ist dies bei der Syrien-Frage zu erkennen. Während Russland und die USA für eine nationale Versöhnung und radikale politische Reformen sind, geht es Teheran vor allem darum, den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad an der Macht zu halten.
Der iranische Parlamentsvorsitzende Ali Laridschani nahm in Moskau an der ersten Sitzung der Parlamentsvorsitzenden der Eurasien-Länder teil. Er hob bei seinem Moskau-Besuch die Bedeutung des russisch-iranischen Zusammenwirkens hervor. „Im vergangenen Jahr reisten rund zehn unsere Minister nach Russland, zehn russische Minister reisten in den Iran. Unsere Länder arbeiten zusammen an der Regelung der Krisen“, so Laridschani. Während seines Besuchs wurde vereinbart, dass die Vorsitzende des russischen Föderationsrats, Walentina Matwijenko, noch bis Jahresende Teheran besuchen wird.

Vom 26. bis zum 28. April weilt der iranische Verteidigungsminister Hossein Dehgan in Moskau, der an der Internationalen Sicherheitskonferenz teilnehmen und mit dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu verhandeln wird.
Laut dem iranischen Botschafter in Moskau, Mehdi Sanai, erleben die bilateralen Beziehungen einen Aufschwung und man setze sich für ihre weitere Entwicklung und Stärkung ein.

Allerdings tauchten in letzter Zeit bei Moskau und Teheran auch einige Gründe zu Unzufriedenheit miteinander auf. Das betrifft vor allem den Syrien-Konflikt, wo die Strategien der beiden Seiten auseinander gehen. Für Russland, das eine langfristige Konfliktregelung anstrebt, ist es wichtig, nicht im Krieg stecken zu bleiben und die Militäroperation mit dem Ruf eines Friedenstifters rechtszeitig zu beenden. Für Teheran ist der Syrien-Konflikt eine Front des geopolitischen Kampfes gegen die USA, Saudi-Arabien und andere sunnitische Länder.

„Die Widersprüche in den Beziehungen zwischen den zwei Staaten gelangen zwar nicht an die Oberfläche, weil es gemeinsame taktische Ziele gibt, die in der Notwendigkeit begründet liegen, die Situation in Syrien zu regeln. Allerdings gibt es diese Widersprüche und sie werden weiter zunehmen“, so der Politologe Grigori Kossatsch. Ihm zufolge sind die Auseinandersetzungen zwischen Moskau und Teheran damit verbunden, dass das Assad-Regime für die Iraner die einzige Kraft ist, die in Damaskus an der Macht bleiben darf. Russland seinerseits habe mehrmals zu verstehen gegeben, dass es am wichtigsten sei, die Stabilität und Integrität des syrischen Staates aufrechtzuerhalten. Wer an der Macht bleiben werde, darüber soll das syrische Volk entscheiden, so der Experte.

Angesichts der Tatsache, dass Teherans Hauptaufgabe die Aufrechterhaltung der Macht Assads ist, hören die wichtigsten Vertreter der syrischen Führung vor allem auf Teheran und nicht auf Moskau. So wurde ohne vorläufige Konsultationen mit Russland am 13. April in Syrien ein neues Parlament gewählt. Laut dem Kreml nahestehenden „Kommersant“-Quellen wurde dies in Moskau ohne Enthusiasmus wahrgenommen. Teheran begrüßte hingegen die Wahlen.

Ein weiterer Reizfaktor in den Beziehungen zwischen Russland und dem Iran sind die Auseinandersetzungen bei der Ölpreisbildung. Moskau zufolge war die kompromisslose Position Teherans, das Einschränkungen im eigenen Ölsektor verweigerte, eine der Gründe für das Scheitern der Verhandlungen der 17 ölproduzierenden Länder in Doha.

Zudem sorgt die Annäherung Teherans an den Westen nach der Aufhebung der Sanktionen Beunruhigung in Moskau. Die russische Wirtschaft hat kein Monopol mehr auf dem iranischen Markt, auf den nun auch Europäer und Amerikaner strömen. Dabei erweise Teheran seinen russischen Verbündeten keinerlei Vorzugsbehandlungen.


Quelle : sputnik.de

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