Wie viele Tassen Kaffee am Tag völlig okay sind

  22 April 2016    Gelesen: 1132
Wie viele Tassen Kaffee am Tag völlig okay sind
Immer mehr Studien zeigen, dass Kaffee gesundheitsfördernd sein kann – moderater Konsum vorausgesetzt. Doch ab welcher Menge ist Kaffee aufgrund seines Koffeingehalts bedenklich? Was Mediziner raten.
Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen. Seinen Ruf, als Muntermacher ein Krankmacher zu sein, haben mittlerweile viele Studien widerlegt. Dennoch werden Symptome wie Nervosität, Schlafstörungen oder Unruhe häufig aufs Kaffeetrinken zurückgeführt.

Gefährlich für den Körper ist Kaffee aufgrund seines Koffeingehalts allerdings nur dann, wenn er regelmäßig in Übermaßen getrunken wird", sagt Professor Hans Hauner. Er ist Direktor des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin (EKFZ) an der Technischen Universität München (TUM).

Koffein weckt die Lebensgeister und hilft, Leistungstiefs zu überwinden. Es bremst den Müdigkeit auslösenden körpereigenen Botenstoff Adenosin und verbessert die Konzentration.

"Der Kreislauf wird durch das Koffein stimuliert, und das Herz schlägt häufiger", erläutert Hauner. Dadurch erhöhen sich auch der Puls sowie der Blutdruck. "Gesundheitlich bedenklich ist das bei einem moderaten Konsum nicht", betont Hauner.

Gegen bis zu fünf Tassen Kaffee pro Tag ist nach seinen Angaben aus gesundheitlicher Sicht nichts einzuwenden – vorausgesetzt, man ist gesund und nimmt in Verbindung mit Koffein weder Drogen noch Medikamente ein.

400 Milligramm Koffein pro Tag

Koffein steckt nicht nur in Kaffee und Espresso, sondern beispielsweise auch in schwarzem Tee und Cola. Über den Tag verteilt gelten bei einem Erwachsenen bis zu 400 Milligramm (mg) Koffein als unbedenklich, erläutert Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik (VFED).

Allerdings sollte man nur so viel Kaffee oder Tee auf einmal trinken, dass man eine Koffeinmenge von 200 mg nicht überschreitet. Eine Tasse mit 200 Milliliter (ml) Filterkaffee enthält etwa 90 mg Koffein.

Legt man den Maßstab von 400 mg Koffein pro Tag zugrunde, dann können von einem Erwachsenen ohne Weiteres "vier bis fünf Espresso oder bis zu acht Tassen schwarzer Tee pro Tag getrunken werden", wie Gabriele Graf von der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf erläutert.

Für schwangere und stillende Frauen gelten andere Empfehlungen. "Da Koffein ungehindert die Plazenta passiert, gelangt das Koffein in der Schwangerschaft in den Kreislauf des ungeborenen Kindes", sagt Graf.

Die Leber des Ungeborenen kann das Koffein aufgrund der fehlenden Reife aber nicht so schnell abbauen. "Schwangere und stillende Frauen sollten daher Kaffee nur sehr eingeschränkt genießen", rät die Ernährungsexpertin.

Stimulierende Wirkung nach 15 bis 30 Minuten

Zu viel Koffein wirkt sich negativ auf das Nervensystem aus. Mögliche Folgen sind Schlafstörungen, Reizbarkeit und Unruhe. Wie Koffein etwa den Schlaf beeinflusst, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Die einen können gut auch noch abends Kaffee, Cola oder schwarzen Tee trinken und haben trotzdem einen erholsamen Schlaf, andere nicht. "Zu welchen Zeiten am Tag jemand am besten Koffein verträgt, das muss jeder für sich herausfinden", betont Hauner.

Nicht wenige Berufstätige trinken Kaffee nach der Mittagspause, um ein Leistungstief zu überwinden. "Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, solange die tägliche Höchstmenge an Koffein nicht überschritten wird", erklärt Hauner.

Egal, zu welcher Tageszeit Kaffee konsumiert wird: "Die stimulierende Wirkung setzt etwa 15 bis 30 Minuten nach dem Trinken ein", sagt Morlo. Dann hat sich das Koffein über den Blutkreislauf im gesamten Körper verteilt. Mit dem Urin wird es wieder ausgeschieden.

Die Halbwertszeit von Kaffee – die Zeit also, die der Körper benötigt, um 50 Prozent des Koffeins auszuscheiden – hängt unter anderem vom Alter, vom Körpergewicht oder von einer Medikamenteneinnahme ab. "Bei gesunden Erwachsenen beträgt die durchschnittliche Halbwertszeit etwa vier Stunden", sagt Morlo.

Der Körper gewöhnt sich an das Koffein

Wer regelmäßig Kaffee trinkt, gewöhnt den Körper in aller Regel daran. Bleibt die gewohnte Ration aus, kann dies etwa zu Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwierigkeiten führen. Koffein gilt aber nicht als Suchtmittel.

Ein erhöhter Koffeinkonsum kann nicht nur das Nervensystem belasten, sondern auch Magen-Darm-Probleme verursachen. Ein moderater Konsum hat indes positive Effekte.

"Eine Tasse Kaffee kann zum Beispiel einem Diabetes-Patienten guttun", erläutert Hauner. So werde die Insulinwirkung durch Chlorogensäure, die im Kaffee enthalten ist, günstig beeinflusst.

Auch das Risiko, an Arteriosklerose zu erkranken oder einen Herzinfarkt zu erleiden, werde durch Kaffeekonsum nicht erhöht. Selbst Bluthochdruckpatienten könnten moderat Kaffee genießen: "Entgegen einer weit verbreiteten Annahme treibt Kaffee den Blutdruck nicht signifikant und gesundheitsgefährdend in die Höhe", betont Hauner.

Bei Rhythmusstörungen ist jedoch Vorsicht geboten und eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ratsam.

Übrigens: Kaffee darf zur sogenannten Flüssigkeitsbilanz – jeder Mensch soll pro Tag etwa zwei Liter trinken – hinzugerechnet werden. Aber: "Als Durstlöscher ist Kaffee aufgrund der anregenden Wirkung von Koffein auf Herz und Kreislauf nicht geeignet", sagt Morlo.

Quelle : welt.de

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