Die Preisschlacht auf dem Elektroauto-Markt hinterlässt tiefe Spuren in der Bilanz des US-Elektroautobauers Tesla. Das Unternehmen meldete nach US-Börsenschluss die niedrigste Gewinnmarge seit mehr als fünf Jahren. Der Nettogewinn sackte um fast die Hälfte auf knapp 1,5 Milliarden Dollar ab. Elon Musk sprach von einer vorübergehenden Nachfrageflaute nach Elektroautos und verwies auf die Wachstumschancen, welche das Geschäft mit selbstfahrenden Autos biete. Für den 10. Oktober kündigte er Details zum Robotaxi an - zwei Monate später als ursprünglich geplant.
Doch bei Investoren wachsen die Zweifel. Die Aktien gaben im nachbörslichen Handel sieben Prozent nach. "Vielleicht mehr als je zuvor in der jüngeren Geschichte des Unternehmens brauchen die Tesla-Investoren Ergebnisse", sagte Thomas Monteiro, Analyst bei Investing.com. "Diese müssen schnell kommen - sowohl bei den humanoiden Robotern als auch beim Robotaxi." Tesla habe vier Quartale in Folge die Erwartungen der Analysten verfehlt, sagte Dan Coatsworth, Analyst bei AJ Bell. "Tesla muss jetzt schnell einen besseren Weg finden, auch in einem schwierigen Umfeld für Elektroautos zurechtzukommen."
Musk: "War übermäßig optimistisch"
Musk hatte angekündigt, sein Unternehmen verstärkt auf Robotaxis und Künstliche Intelligenz auszurichten. Eine wichtige Rolle wird auch dem humanoiden Roboter "Optimus" eingeräumt, der zunächst in der Produktion eingesetzt werden soll. "Elon ist gut darin, den Investoren eine Karotte vor die Nase zu hängen, aber neue Ideen neigen dazu, groß bei den Visionen, aber schwach bei der Umsetzung zu sein", sagte David Wagner, Portfoliomanager beim Tesla-Investor Aptus Capital Advisors.
Tesla habe beim Thema Robotaxi zuletzt viele Fortschritte gemacht, sagte Musk. "In der Vergangenheit waren meine Vorhersagen hier übermäßig optimistisch", räumte er ein. "Ich wäre schockiert, wenn Tesla es nicht schafft, im kommenden Jahr ohne Sicherheitsfahrer autonom zu fahren." Anders als Mercedes oder BMW hat Tesla bislang kein Fahrassistenzsystem im Angebot, bei dem der Fahrer seine Aufmerksamkeit vom Straßenverkehr nehmen darf. Doch das solle sich ändern. Tesla werde die Zulassung des Systems "Full Self Driving" in Europa und China beantragen, es sei wahrscheinlich, dass noch vor Jahresende die Genehmigung komme, sagte Musk.
Günstigere Teslas ab nächstem Jahr
Doch auch das Autogeschäft solle anziehen, vor allem dank neuer Modelle. Für das dritte Quartal sagte Tesla eine höhere Produktion voraus. Das Unternehmen erklärte, es sei bei seinen Plänen auf Kurs, ab der ersten Jahreshälfte 2025 günstigere Autos anzubieten. Allerdings dürften die Kostenvorteile geringer ausfallen als ursprünglich erwartet. Musk hatte zuletzt ein neues Einstiegsmodell auf Eis gelegt, stattdessen sollen die bestehenden Modelle angepasst werden. Er reagierte damit auch auf die Nachfrageflaute nach Elektroautos. Im Autogeschäft gingen die Erlöse im zweiten Quartal um sieben Prozent auf 19,9 Milliarden Dollar zurück, vor allem deswegen, weil weniger Autos verkauft wurden als vor Jahresfrist.
Ein stärkeres Minus wurde dadurch verhindert, dass andere Autobauer von Tesla mehr Emissionszertifikate kauften als noch im Vorjahr. Diese Zertifikate herausgerechnet, lag die Brutto-Gewinnmarge bei 14,65 Prozent und damit deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Besser lief es im Energiegeschäft, zu dem unter anderem Speicherbatterien für Eigenheime gehören. Diese und eine Dienstleistungssparte eingerechnet legten die Erlöse leicht auf 25,5 Milliarden Dollar zu.
Quelle: ntv.de, ino/rts
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