„Polizei vor der Tür. Kein Witz“, schrieb Umar im Kurzmitteilungsdienst Twitter am Abend. Als sie ihr Haus verlassen musste, textete sie: „„Ich bin nicht frei, wir fahren zum Krankenhaus“ zu einer medizinischen Untersuchung, bevor sie dem Staatsanwalt vorgeführt werden solle.
Die niederländische Website Geenstijl teilte mit, Umar habe in einer SMS geschrieben, dass sie noch am Sonntag einem Richter vorgeführt werden solle. Sie sei festgenommen worden, nachdem jemand ihre Twitterbotschaften einer von türkischen Behörden eingerichteten Hotline gemeldet habe.
Die Journalistin hatte jüngst für die niederländische Zeitung „Metro“ eine sehr kritische Kolumne über Erdogan verfasst. Auszüge daraus verbreitete sie anschließend über Twitter. In dem Text ging es um ein Schreiben des türkischen Konsulats in Rotterdam an Türken in der Region Rotterdam, die darin aufgefordert wurden, jede mutmaßliche Beleidigung Erdogans in den sozialen Netzwerken zu melden.
Das Schreiben hatte für heftige Kritik gesorgt. Das Konsulat sprach anschließend von einem „Missverständnis“. Angeblich wurde das Schreiben demnach von einem Konsulatsmitarbeiter verschickt, der „eine unglückliche Wortwahl“ gebraucht habe. Der niederländische Regierungschef Mark Rutte kündigte an, von Ankara Aufklärung in dem Fall zu verlangen.
Rutte twitterte am Sonntag, die niederländische Botschaft stehe in „engem Kontakt“ mit Umar, um ihr beizustehen. Bildungsministerin Jet Bussemaker sagte dem Fernsehsender WNL, eine Festnahme wegen eines Tweets sei „absurd“. Das Außenministerium teilte mit, es verfolge den Fall genau und stehe mit den zuständigen Behörden in der Türkei in Verbindung. Diese waren zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Die Festnahme sorgte in den sozialen Medien in den Niederlanden für großes Aufsehen. der Hashtag #freeebru verbreitete sich rasant. Politiker und Journalisten forderten die Freilassung Umars.
In der Türkei ist derzeit ein starker Anstieg von Prozessen gegen Kritiker des seit 2014 amtierenden und zunehmend autoritär herrschenden Erdogan zu beobachten. Derzeit laufen rund 2000 Verfahren, viele gegen Künstler, Journalisten und Intellektuelle, aber auch gegen Privatleute.
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