Erneuerter VW Golf im Fahrbericht - wie immer, nur besser

  27 September 2024    Gelesen: 63
  Erneuerter VW Golf im Fahrbericht - wie immer, nur besser

Volkswagens Evergreen namens Golf wird pünktlich zum 50. Geburtstag behutsam überarbeitet. Sonderlich auffällig ist das Facelift nicht, aber entscheidende Dinge sind besser geworden.

Obwohl die Elektromobilität (mal abgesehen von einer akuten Delle) in ganz Europa auf dem Vormarsch scheint, lässt sich ausgerechnet ein Verbrenner-Modell nicht vom Thron stoßen: der Volkswagen Golf. Er bleibt Volkswagens meistverkauftes Auto - zumindest dieses Jahr in Deutschland. Nun ist es Zeit geworden, um die allmählich alternde achte Generation ein bisschen aufzupeppen. Wirklich drastische Maßnahmen sind an dem sachlichen Kompakten nicht durchzuführen, wenngleich man den Ingenieuren auf den Schlips treten würde, behauptete man, es habe sich kaum etwas geändert.

Entscheidend ist, dass sich die besonders störenden Dinge geändert haben. Endlich sind die schlecht steuerbaren Touchflächen vom Lenkrad verschwunden und wurden ersetzt durch klassische Drücker mit einer haptischen Rückmeldung. Ein Traum. Und die Wolfsburger hüten sich, die Bedienung zentraler Elemente wie beispielsweise die Spiegelverstellung in die Menüauswahl auf dem Touchscreen zu packen - modischer Kram ist eben nicht immer gut. Kommt also nicht infrage, in der linken Tür findet sich nach wie vor der kleine Joystick. Damit kann man arbeiten.

Apropos Menü. Das ist in der Tat drastisch überarbeitet worden. Und damit ist gar nicht mal die herrlich bunte Oberfläche gemeint. Denn während man früher an der Langsamkeit des Systems schier verzweifelte, lassen sich die farbenfrohen Menüs jetzt flugs durchschreiten. Und man kann nicht oft genug betonen, wie herrlich simpel sich nervige Assistenten wie Spurvibration und Tempolimitalarm ausschalten lassen. Außerdem macht der bis zu 13 Zoll große Touchscreen etwas her. Und damit man nicht für die Änderung alltäglicher Dinge in das Menü abtauchen muss, bleiben zumindest die Klimaautomatik-Basics dauerhaft auf dem Monitor zur Bedienung. Das klappt ganz gut.

Der Golf ist ein Ingenieur-Auto durch und durch

Und so farbenprächtig der Screen anmutet, so sachlich ist der Golf letztendlich dennoch. Allerdings steht der kompakte Dauerbrenner nicht nur für Sachlichkeit, sondern auch für höchste Ingenieurleistung und Qualität. Ingenieurleistung, die man schon gleich zu spüren bekommt im ersten gefahrenen Facelift-Exemplar. Es handelt sich hierbei um einen Variant mit 1,5 Liter großem eTSI-Motor und 150 PS plus E-Boost. Und natürlich wirft das 48-Volt-System den Verbrenner schon vor dem Stillstand ab oder wann immer der Otto nicht benötigt wird (spart Kraftstoff). Und das macht er ziemlich sanft, fast unmerklich, wenn man den Drehzahlmesser nicht im Blick hätte. So viel zum Thema Ingenieurkunst.

Ansonsten ist der Vierzylinder nicht wahnsinnig spektakulär. Er läuft hinreichend kultiviert und macht den Wolfsburger zwar nicht zum Sportler, aber von Untermotorisierung kann auch keine Rede sein (8,6 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h und 224 Sachen Topspeed). Im Kontext mit dem Mildhybrid ist das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe gesetzt, was dem Komfort zuträglich ist.

Golf-Variant-Fahrer genießen übrigens nicht nur ordentliche Platzverhältnisse vorn und hinten, sondern auch veritables Kofferraumvolumen mit 1642 Litern (bestens geeignet für den Baumarkt). Das ist im Segment schon ein properer Wert.

Und da Volkswagen gleich mehrere Ausführungen zu Testfahrten mitgebracht hat, muss anschließend der Plug-in-Hybrid ran. Nicht, dass es vorher keinen Doppelmotorer gegeben hätte, allerdings ist die GTE-Version zu 47.895 Euro deutlich erstarkt mit 272 PS Systemleistung. Und so macht der Top-Hybrid unter Nutzung der vollen Leistung ordentlich Druck und schiebt fast so energisch wie sein klassisches Vorbild GTI (6,6 Sekunden bis 100 km/h und 230 km/h Spitzentempo). Er hat ja immerhin auch die typischen Karo-Sportsitze.

Lieber GTI statt GTE

Aber! Volkswagen hat natürlich an alles gedacht und das Original ebenfalls gleich mitgebracht. Und ganz ehrlich: Wer nicht gerade vorhat, mit vollem 20-kWh-Speicher (mit 40 kW per Gleichstrom zu befüllen) über 100 Kilometer rein elektrisch zu fahren oder auf die reduzierte Dienstwagensteuer (0,5 Prozent) nicht verzichten kann oder will, sollte zum GTI greifen.

Der Volkssportler, wenn man ihn so nennen möchte, ist zum Kurs von 45.655 Euro ein rundes Angebot, wie es beim Wettbewerb selten anzutreffen ist. Der GTI macht einfach Laune auch ohne Überfluss, hat es nicht nötig, in ein massives PS-Rennen einzusteigen. Hier muss der berühmte Zweiliter-Vierzylinder mit Bezeichnung EA888 für Sportwagenverhältnisse bloß moderate 265 PS produzieren. So what, reicht völlig. Der 1,5-Tonner hat Biss genug, um die Mundwinkel auf den niedersächsischen Landstraßen rund um Baddeckenstedt (hier findet die Fahrpremiere statt) dauerhaft oben zu halten. Immerhin soll es bloß 5,9 Sekunden dauern, bis Landstraßentempo erreicht wäre.

In der Spitze sind selbstverständlich 250 km/h möglich. Und auch die wenigen Kurven in dieser Umgebung nimmt der traditionelle Kompakte im wahren Sinne des Wortes sportlich. Und das, ohne andererseits besonders hart über Bodenwellen zu rollen. Das serienmäßige Sperrdifferenzial hält den Radschlupf im Zaum. Außerdem haben die Wolfsburger den GTI auch akustisch harmonisch (eben nicht übertrieben) abgestimmt.

Überlegen Sie schon, welche der unzähligen Golf-Varianten Sie konfigurieren möchten? Dazu sollte man noch zwei Dinge wissen. Erstens startet der überarbeitete Golf bei 28.330 Euro und bleibt somit unter der 30.000-Euro-Schallmauer. Und zweitens bitte unbedingt das 1215 Euro extra kostende "IQ"-Light ordern: Damit zieht nicht nur variables LED-Matrixlicht in den Golf ein, das vor allem auf nächtlichen Landstraßen empfehlenswert ist. Sondern es gibt auch ein beleuchtetes Markenlogo im Kühlergrill. So ein bisschen Coolness-Faktor muss schließlich auch der olle Golf bieten, da sogar eine ganze Generation nach ihm benannt wurde.

Quelle: ntv.de


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