Störungen bei Syrien-Lösung: US-Truppen drängen ins Visier der russischen Luftwaffe
Kremlsprecher Dmitri Peskow erinnerte derweil daran, dass sich die russischen Militäreinheiten auf Bitte der Regierung in Damaskus in Syrien befinden.
Bei Peskows Worten handelt es sich um einen eindeutigen Hinweis, dass US-Soldaten in Syrien nicht erwünscht sind und die russischen Kampfflugzeuge und Hubschrauber im Kampf gegen die Extremisten in ganz Syrien aktiv werden könnten, unter anderem auch dort, wo Einsätze der US-Spezialeinheiten geplant sind. Bekannt ist, dass russische und US-amerikanische Experten das Vorgehen der syrischen Opposition unterschiedlich einschätzen. Es wurde mehrmals betont, dass die Assad-Truppen und die russischen Fliegerkräfte Angriffe gegen Gruppierungen geflogen hätten, die das Pentagon als gemäßigte Opposition einstuft. Moskau und Damaskus betrachten diese hingegen als Terroristen. Nicht ausgeschlossen ist, dass bei Unterstützung dieser „gemäßigten Terroristen“ das US-Militär ins Visier der syrischen Regierungstruppen und der russischen Luftwaffe gerät.
Der syrische Außenminister Walid Muallem hatte bereits im Februar gesagt, dass unerwünschte Militäreinheiten in seinen Land als Einmischungen gewertet und jede militärische Intervention ohne Zustimmung der syrischen Regierung als Aggression wahrgenommen würde. Die Eindringlinge würden in Särgen nach Hause geschickt werden müssen, hieß es damals. Anscheinend will Damaskus auch jetzt so vorgehen. Die Amerikaner wenden sich explizit nicht an die syrischen Behörden, sondern an die russische Führung. Cook sagte am Dienstag, dass die USA zuvor Russland gebeten hätten, keine Angriffe in bestimmten syrischen Gebieten zu fliegen. „Die Erörterung dieser Frage wird fortgesetzt“, so der Pentagon-Sprecher.
Den Beschluss über die Entsendung zusätzlicher Spezialeinheiten nach Syrien wollen die USA bereits getroffen haben, allerdings wird auch diese Frage noch mit Russland besprochen.
In Syrien befinden sich bereits 50 US-Soldaten. Washington zufolge würde die Entsendung von weiteren 250 Militärs den Anti-IS-Kampf beschleunigen. Laut dem Pentagon-Sprecher werden diese Militärs nicht direkt an Kampfhandlungen teilnehmen. Ihre Aufgabe sei es, die Kommunikation mit den Truppen auf dem Kampffeld zu führen, Aufklärungseinsätze vorzubereiten und Ziele einzuschätzen. Die Dauer der Mission wurde nicht genannt.
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Zuvor war mitgeteilt worden, dass die nach Syrien verlegten Kämpfer der US-Spezialeinheiten bereits seit November 2015 im Interesse der gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS, auch Daesh) kämpfenden kurdischen Aufständischen im Nordosten des Landes aktiv sind. Dabei handelt es sich um Gebiete mit reichem Ölvorkommen. Anscheinend wollen die US-Amerikaner sie unter Kontrolle nehmen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Einsatzgebiete der US-Spezialeinheiten ausgeweitet werden. US-Präsident Barack Obama sagte im BBC-Interview am Donnerstag, dass eine vollwertige Invasion der USA in Syrien ausgeschlossen sei. Dabei betonte Obama, dass die Koalition mit den USA an der Spitze den Daesh in Rakka und Mossul weiterhin angreifen würden, um die Gebiete zu isolieren, von wo aus sich immer mehr Extremisten nach Europa begeben würden.
Auch russische und syrische Fliegerkräfte führen Angriffe auf IS-Stellungen in Rakka aus. Russland plant in Absprache mit dem syrischen Präsidenten Assad die Zurückeroberung der IS-Hochburg. Aus diesem Grund ist die Koordinierung der Anstrengungen der USA, der syrischen Regierung und der russischen Fliegerkräfte notwendig. Doch die USA gehen diesem Thema aus dem Weg. Gleichzeitig versuchen die USA über eigene und arabische Medien öffentlich die Meinung zu verbreiten, dass die syrischen Regierungstruppen und die russischen Fliegerkräfte zu unverhältnismäßiger Gewalt greifen.
Laut Berichten des US-Außenministeriums standen diese Fragen im Mittelpunkt des Telefongesprächs zwischen dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und seinem US-Amtskollegen John Kerry am Montag. Der Sprecher des US-Außenministeriums, John Kirby, verwies dabei erneut auf eine schwierige Situation bei Aleppo und betonte, dass die Regierungstruppen weiterhin vorrücken würden, was von den Amerikanern aber nicht erwünscht sei. An selber Stelle prallen auch die Interessen anderer Länder der Region, insbesondere der Türkei, aufeinander. Nach Angaben syrischer Medien sind türkische Militärberater auf dem Weg nach Aleppo und Latakia. Zudem sind in den letzten Tagen mehr als 300 Extremisten der Terrorgruppe Dschabhat an-Nusra in Syrien eingetroffen. Über türkische Grenzübergänge seien fünf Panzer, 50 LAW-Raketen, 45 Flugabwehrsysteme Stinger, 13 Pickups mit Maschinengewehren und vier PKWs mit Sprengstoff nach Syrien gebracht worden, hieß es.
Quelle : sputnik.de