Das sind die neuen Oldtimer des Jahres 2025

  30 Dezember 2024    Gelesen: 365
  Das sind die neuen Oldtimer des Jahres 2025

Auch schon Oldtimer! Im Jahr 2025 haben viele Autos die Chance auf ein H-Kennzeichen, die noch gar nicht so alt wirken. Vielleicht liegt es daran, dass nicht wenige der etwa 80 Neuheiten des Jahres 1995 als Kultautos alle Abwrack-Aktionen überlebten.

"Steigen Sie ein in den neuen Range Rover, in einen Klassiker, der Zeit und Raum hinter sich lässt", warb die 1995 im BMW-Konzern beheimatete Marke Land Rover für die Neuauflage ihres Bestsellers - und erklärte ungewollt en passant, was den Reiz eines Oldtimers ausmacht. Es ist das vermeintlich sorgenfreie Lebensgefühl früherer Jahrzehnte und die längst vergangene unbeschwerte eigene Jugend, die Klassiker revitalisieren sollen.

Und so stürmt heute die Zahl der mindestens 30 Jahre alten H-Kennzeichen-Klassiker von Rekord zu Rekord. Rund 850.000 Oldtimer verzeichnet das Kraftfahrzeug-Bundesamt 2024, Tendenz weiter steigend. Zeitkapseln, die als technisches Kulturgut einige Privilegien, etwa in Umweltzonen, genießen - sofern ein Gutachten den weitgehend originalen und guten Erhaltungszustand des Klassikers bescheinigt. Wer 2025 einen Oldtimer kaufen will, hat die süße Qual der Wahl zwischen rund 80 Neuzugängen, die so bunt sind wie das Jahr 1995, das sie hervorgebracht hat.

Von aufregenden Premieren am Taxistand wie der Mercedes E-Klasse (W210) mit Vier-Augen-Gesicht über konservative Stufenhecks in Form von Mitsubishi Carisma, Volvo S40 oder VW Polo Classic bis zur Van-Familie VW Sharan, Ford Galaxy und Seat Alhambra und Kombi-Ankündigungen von Audi A4 Avant bis zu Renault Laguna oder Volvo V40 war alles dabei. Vor allem aber waren es fröhliche Sonnenflitzer vom Fiat Barchetta bis zum Aston Martin DB7 Volante, die in einem Jahr schlechter Wirtschaftsnachrichten Lichtblicke zeigten.

Elf Prozent Arbeitslosenquote, der Abbau von Arbeitsplätzen in den östlichen Bundesländern, zu hohe Lohnkosten im Westen, Deutschland brauchte Mitte der 1990er neuen Schwung. So wie James Bond, der nach ungewöhnlich langer, sechsjähriger Pause wieder in einem Kinoabenteuer auf Schurkenjagd ging, erstmals mit Pierce Brosnan in der Rolle des Geheimagenten 007. Für BMW die Chance zu einem Coup, wie es ihn so noch nie gab: Der neue Roadster BMW Z3 feierte im Blockbuster "GoldenEye" seine Weltpremiere, natürlich nachgeschärft durch Waffensysteme aus der Werkstatt von Q, allerdings brauchte Bond die Stinger-Raketen nicht abzufeuern.

Der Z3 avancierte für BMW zum Bestseller, ob 007 die Karriere dieses Vierzylinder-Senkrechtstarters (Sechszylinder folgten verzögert) befeuerte, lässt sich kaum klären. Jedenfalls lieferte der Roadster exakt das, was der Zeitgeist seit dem 1989 eingeführten Mazda MX-5 liebte: Erschwingliche Spaßautos, am besten in Retrodesign oder technischer Tradition - der Z3 zitierte Details des BMW 507 aus frühen Wirtschaftswunderjahren, die Elise von Lotus den leichten Purismus der 1950er, und die Fiat Barchetta das italienische Spider-Erbe, das alles kombiniert mit Sommergefühl und Sportsgeist.

Dagegen feierte der offene Ferrari F50 ein halbes Jahrhundert Straßenrennwagen im Zeichen des Cavallino Rampante, der Plymouth Prowler würdigte die Hot Rods der 1930er, der MGF übertrug die Agilität des MGB aus dem Britannien der Swinging Sixties in die Mittelmotor-verliebte Zeit des Millenniumwechsels, der Porsche 911 Turbo (993) zelebrierte mit zwei Turboladern (300 kW/408 PS) plus Allradantrieb einen neuen Leistungszenit seit 20 Jahre zuvor der erste Porsche Turbo die Ära aufgeladener Supercars eingeleitet hatte, und der Lamborghini Diablo VT bewies mit V12-Power, dass auch Sant'Agata Bolognese offene Boliden baut, die mit dem Wind um die Wette fahren.

Sport machte positive Schlagzeilen, denn Michael Schumacher fuhr zum zweiten Formel-1-WM-Titel, Boris Becker wurde neuer ATP-Weltmeister, Franziska van Almsick fünffache Schwimm-Europameisterin und der deutsche Fußball-Nationalspieler und Weltmeister von 1990, Jürgen Klinsmann, wurde in England zum Spieler des Jahres 1995 gewählt. 13 Jahre später war Klinsmann Trainer des FC Bayern und ein Audi der Dienstwagen - das ikonische TT Coupé debütierte als schon seriennahes Concept auf der IAA 1995.

In der Messehalle gleich nebenan überraschte der koreanische Newcomer Kia mit einem Roadster-Konzept auf Lotus-Basis, das wenig später in Serie ging, und Ferrari F355 Spider, Honda NSX mit T-Bar-Roof, Pontiac Firebird V6, Renault Mégane Coach (die französische Interpretation eines kompakten Familien-Coupés) sowie der revolutionär offene Renault Sport Spider ohne Windschutzscheibe, aber mit Helmempfehlung zum Schutz vor Insekten und Steinchen komplettierten die Sportschau.

Ablenkung von den Krisen des Jahres

Die Leichtigkeit der Athleten lenkte den Blick ab von den Krisen jenes Jahres. Darunter die Schrecken des Bosnienkriegs mitten in Europa, das Erdbeben, das die japanischen Millionenstädte Kobe und Osaka verwüstete, oder der Krieg zwischen der Kaukasusrepublik Tschetschenien und Russland.

Auch das Überleben des Planeten war Thema in Berlin, dies bei der allerersten UN-Klimakonferenz nach dem Inkrafttreten der Klimarahmenkonvention und eröffnet von der damaligen Bundesumweltministerin Angela Merkel. Vertrug sich die Angst vor einem Klimakollaps mit dem Credo "Auto, echt gut!"? Dieser Slogan begrüßte rund eine Million Besucher der IAA 1995. Zu sehen gab es unter anderem den ersten effizienten Benzin-Direkteinspritzer (Mitsubishi Carisma), den seriennahen Smart fortwo, Hybrid- und E-Autos - und Vertreter des Bio-Trends.

"Ei - Ei - Ei: der neue Sharan", warb etwa Volkswagen und zeigte den Van in Ei-Form, denn rundliches Biodesign war angesagt. Auch Chryslers großer Voyager (Werbeslogan: "Noch besser als das Original von 1984") folgte dem Trend, ebenso die gerundeten Cityflitzer Ford Fiesta, Mazda 121 und Lancia Y (Werbespruch: "Die Antipoden der Norm"), während der kompakte Nissan Almera und der Ford Scorpio die Grenzen der Eiform ausloteten. Als neue Familienautos fungierten neben Vans (Honda CR-V, Toyota RAV4 Fünftürer) und frühen SUV sowie Kombis noch immer klassische Fünf- und Viertürer, wie ein Novitätenreigen zeigte vom Alfa 146 über BMW 5er (E39), Fiat Bravo und Brava, Nissan Maxima, Opel Vectra, Peugeot 406 bis zum Rover 400.

Nicht zu vergessen die kleinen, braven Alltagsgeräte Honda Civic, Peugeot 306 Stufenheck, Kia Sephia, Subaru Justy oder Suzuki Swift, denen man ihr Alter bis heute ebenso wenig anmerkt wie dem Sound einiger Megahits des Jahres 1995. Vangelis und "Conquest of Paradise" sowie "Wish you were here" von Rednex etwa, und natürlich Elton Johns "Circle of Life", bekannter Song aus "Der König der Löwen", diesem erfolgreichsten Zeichentrickfilm aller Zeiten und scheinbar ewig populärem Musical.

Und noch ein Kapitel Kulturgeschichte: Ab 1995 galt auf Inlandsflügen der Lufthansa ein Rauchverbot, auch die skandinavische SAS bekämpfte den blauen Dunst. Zeitgleich entfernte der schwedische Autobauer Saab für erste Märkte den Aschenbecher aus seinem neuen Modell 900 - und wurde in Schweden prompt mit einem Preis für den Schutz der öffentlichen Gesundheit ausgezeichnet. Das Überleben seiner Autosparte konnte Saab so nicht sichern, aber als Klassiker finden die Turbos und Cabrios aus Trollhättan auch 2025 Fans, so wie fast alle neuen Oldtimer von insgesamt über 40 Marken.

Neue H-Kennzeichen-Kandidaten im Jahr 2025 - Übersicht

Alfa Romeo 146

Aston Martin DB7 Volante

Audi A3 (IAA-Premiere, Marktstart 1996), Audi A4 Avant (Premiere 1995, Marktstart Januar 1996)

Bentley Azure Convertible

BMW Z3 (Premiere 1995, Marktstart 1996), BMW 5er (E39)

Chrysler Stratus, Chrysler Town & Country bzw. Voyager (Generation 2)

Citroen Xantia Break, Citroen Evasion Turbo-Diesel

Dodge Caravan (Generation 2)

Ferrari F355 Spider, Ferrari F50

Fiat Barchetta, Fiat Brava, Fiat Bravo

Ford Fiesta (Generation 4), Ford Escort '95, Ford Scorpio (erstes volles Produktionsjahr), Ford Taurus, Ford Galaxy

Honda Civic (6. Generation), Honda Inspire, Honda Legend (KA9, Generation 3), Honda NSX mit T-Bar-Roof, Honda CR-V

Hyundai Accent (Marktstart)

Kia Sephia (Neuauflage)

Jeep Wrangler

Kia Asia Rocsta, Kia Sportage (Marktstart in allen Karosserieformen), Kia Roadster (seriennahes Concept auf Lotus-Elan-Basis)

Lada 110, Lada 111, Lada 112

Lamborghini Diablo VT Roadster

Lancia Y (Generation 2 der Baureihe Y10/Y/Ypsilon), Lancia Delta HPE

Lexus LX 450 (Premiere 1995, Marktstart 1996)

Lotus Elise (Premiere 1995, Marktstart 1996)

Mazda 121 (Typ JASM, Premiere 1995, Verkaufsstart 1996)

Mercedes-Benz E-Klasse (W210), Mercedes-Benz C-Klasse (Kompressor-Motoren),

MGF

Mitsubishi Carisma, Mitsubishi Pajero Mini

Nissan Almera, Nissan Maxima,

Oldsmobile Aurora, Oldsmobile Bravada (Neuauflage)

Opel Vectra (B), Opel Frontera 2.2i/2.8 TD, Opel Sintra (Premiere 1995, Marktstart 1996)

Peugeot 406, Peugeot 306 Stufenheck

Plymouth Breeze, Plymouth Voyager, Plymouth Prowler (Premiere 1995, Serienstart 1996)

Pontiac Firebird 3.8 V6

Porsche 911 Turbo (993)

Renault Mégane, Renault Mégane Coach/Coupé, Renault Laguna Grandtour, Renault Sport Spider

Rinspeed Roadster

Rover 200, Rover 400 (HHR, Generation 2)

Seat Alhambra, Spectre R42

SsangYong KJ (Vertriebsstart 1996)

Subaru Justy (JMA, Generation 2)

Suzuki Swift (Generation 3), Suzuki X-90, Toyota Paseo (Typ EL54, Generation 2)

Toyota RAV4 (Fünftürer)

Volkswagen Polo Classic (Typ 6N, Generation 3), Volkswagen Sharan

Volvo S40, Volvo V40 (Premiere 1995, Marktstart 1996), Volvo 850 TDI und R

Quelle: ntv.de, Wolfram Nickel, sp-x


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