Europäische Zentralbank verbucht Milliardenverlust

  20 Februar 2025    Gelesen: 197
  Europäische Zentralbank verbucht Milliardenverlust

Im Kampf gegen die hohe Inflation in den Jahren 2022 und 2023 setzt die Europäische Zentralbank die Leitzinsen hoch, um die Preise stabil zu halten. Dafür müssen die Währungshüter ein Minus von fast acht Milliarden Euro in den Bilanzen ausweisen. Das ist der höchste Verlust in der Geschichte der EZB.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im vergangenen Jahr angesichts ihrer Zinspolitik erneut rote Zahlen geschrieben. Damit fällt die Gewinnausschüttung an die nationalen Notenbanken der Euro-Zone abermals aus, wie die EZB in Frankfurt mitteilte. Der Verlust liege 2024 bei 7,94 Milliarden Euro. Das ist der höchste Verlust in der mehr als 25-jährigen Geschichte der EZB. Im Jahr zuvor hatte das Minus vor dem Abrufen von Rückstellungen für finanzielle Risiken bei 7,89 Milliarden Euro gelegen.

Die Euro-Notenbank will die roten Zahlen in ihrer Bilanz als Verlustvortrag gegen zukünftige Gewinne verrechnen. Sie signalisierte zudem, dass auch in den kommenden Jahren Verluste anfallen könnten. Diese würden aber wahrscheinlich geringer sein als in den Jahren 2023 und 2024. Danach werde sie voraussichtlich wieder Gewinne schreiben.

Die Notenbank betonte, die vorübergehenden Verluste seien eine Folge notwendiger geldpolitischer Entscheidungen. Die EZB könne gleichwohl effizient arbeiten und ihre Hauptaufgabe erfüllen: für Preisstabilität im Währungsraum der 20 Euroländer zu sorgen.

Noch 2023 hatte die EZB die Verluste nach Abrufen von Rückstellungen für finanzielle Risiken in Höhe von 6,62 Milliarden Euro deutlich auf 1,27 Milliarden Euro verringern können. Da diese Rückstellungen aufgebraucht seien, habe die Notenbank das Minus dieses Mal jedoch nicht drücken können, erklärte die EZB.

Lockerungskurs seit Mitte 2024

Die Bilanzverluste sind vor allem auf die aggressiven Leitzinserhöhungen in den Jahren 2022 und 2023 zurückzuführen, mit denen sich die Notenbank gegen die damals hohe Inflation im Euroraum stemmte. Erst Mitte 2024 war sie auf einen Lockerungskurs umgeschwenkt. Denn die Kosten für EZB-Verbindlichkeiten beruhen auf variablen Zinssätzen. Sie waren im Zuge der straffen geldpolitischen Ausrichtung deutlich angezogen. Dagegen stiegen die Zinserträge aus den Vermögenswerten nicht im gleichen Umfang an. Denn diese Assets sind größtenteils festverzinslich und weisen lange Laufzeiten auf.

Die EZB hatte im Kampf gegen eine hohe Inflation bis September 2023 insgesamt zehnmal die Zinsen nach oben gesetzt. Danach lag der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Banken erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, noch bis Anfang Juni 2024 auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent. Die EZB vollzog dann im Zuge einer nachlassenden Inflation einen Kurswechsel und senkte bis Jahresende 2024 viermal die Zinsen. Ende Dezember 2024 lag der Einlagensatz bei 3,00 Prozent - inzwischen steht er bei 2,75 Prozent.

Quelle: ntv.de, mau/rts/dpa


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