Europäische Nato-Staaten importieren deutlich mehr Waffen

  10 März 2025    Gelesen: 61
  Europäische Nato-Staaten importieren deutlich mehr Waffen

Es ist eine Konsequenz der russischen Großmachtpolitik: Die europäischen Staaten rüsten massiv auf. Dabei sind sie bei ihren Waffenimporten vor allem von den USA abhängig, die wiederum zunehmend Verständnis für Moskau zeigen.

Die europäischen Nato-Staaten haben ihre Waffenimporte in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt. Wie aus einem Bericht des Internationalen Stockholmer Friedensforschungsinstituts (Sipri) hervorgeht, stammen mehr als 60 Prozent der Waffenkäufe in diesem Zeitraum aus den USA.

Während die Waffenimporte der europäischen Nato-Mitglieder in dem angegebenen Zeitraum im Vergleich zu den vorangegangenen fünf Jahren um 105 Prozent stiegen, konnten die USA ihre Position als weltgrößter Waffenexporteur festigen. Der US-Anteil an den weltweiten Waffenexporten beträgt demnach 43 Prozent. Dahinter folgt Frankreich als zweitgrößter Waffenexporteur mit einem Anteil von 9,6 Prozent.

Dem Sipri-Vertreter Mathew George zufolge handelt es sich bei der Aufrüstung der europäischen Staaten um eine "Reaktion auf die Bedrohung durch Russland". Demnach lieferten die Vereinigten Staaten 64 Prozent dieser Waffen - verglichen mit 52 Prozent im Zeitraum zwischen 2015 und 2019.

Der Forscher Pieter Wezeman wies im Zuge des Berichts auf die Abhängigkeit Europas von den USA hin. Die europäischen Nato-Staaten hätten "fast 500 Kampfflugzeuge und viele andere Waffen bei den USA bestellt", sagte er.

Frankreich relativ unabhängig

Frankreich sei kaum von den USA abhängig, andere Länder hingegen, darunter Italien und Großbritannien, kauften F35-Kampfflugzeuge oder Luftabwehrsysteme vom Typ Patriot aus den USA. Diese Waffen seien zu komplex, um sie schnell ersetzen zu können. Dies zu ändern, "würde eine enorme finanzielle und politische Investition erfordern", sagte Wezeman. Großbritannien, die Niederlande und Norwegen gehören laut den Sipri-Daten zu den wichtigsten Käufern von US-Waffen.

Laut Sipri entfielen auf Europa 28 Prozent der weltweiten Waffeneinfuhren im Zeitraum 2020 bis 2024, gegenüber 11 Prozent zwischen 2015 und 2019. In Asien und Ozeanien gingen die Waffeneinfuhren laut dem Sipri-Bericht um 21 Prozent zurück. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass China mehr eigene Waffen herstelle.

Die Daten zeigen auch, dass sich die Ukraine zum nunmehr größten Waffenimporteur der Erde entwickelt und ihren Anteil an den weltweiten Waffeneinfuhren im Vergleich der Fünfjahreszeiträume von weniger als 0,1 auf nun 8,8 Prozent fast verhundertfacht hat. Während das Land vor dem russischen Einmarsch im Februar 2022 nur wenige schwere Waffen aus dem Ausland importierte, war es 2023 und 2024 der mit Abstand größte Rüstungsimporteur der Welt. Größte Waffenlieferanten waren dabei die USA (45 Prozent), Deutschland (12 Prozent) und Polen (11 Prozent). Zugleich exportierte die Ukraine selbst 72 Prozent weniger Rüstungsgüter ins Ausland - weil sie die Waffen eben selbst benötigt.

Auf der anderen Seite der Kriegsfront entspricht der russische Anteil an den weltweiten Rüstungsexporten mit 7,8 Prozent quasi nur noch einem Drittel der 21 Prozent des Vergleichszeitraums. Russland verkauft somit viel weniger Waffen ins Ausland, weil es sie zum einen selbst für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine benötigt. Zum anderen erschweren Handelssanktionen russische Rüstungsexporte. Die USA und ihre Verbündeten setzen andere Staaten zudem unter Druck, keine Waffen aus Russland mehr zu kaufen.

Besorgnis nach Trumps Flirt mit Putin

Der Sipri-Bericht fällt mit der Ankündigung der EU-Staaten zusammen, Europas Verteidigungskapazitäten als Reaktion auf den außenpolitischen Kurswechsel der USA unter Präsident Donald Trump auszubauen. Bei einem Gipfel am Donnerstag hatte sich die EU darauf geeinigt, bis zu 800 Milliarden Euro zur Verteidigung gegen Russland zu mobilisieren.

Trumps Annäherung an Russland mit Blick auf den Ukraine-Krieg löste in Europa große Besorgnis aus. Außerdem wächst die Unsicherheit, inwieweit die USA noch für die Sicherheit Europas einstehen würden.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP/dpa


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