Nach dem mysteriösen Tod von Oscar-Preisträger Gene Hackman und seiner Frau Betsy Arakawa gibt es endlich Klarheit: US-Ermittlern zufolge erlag der 95-Jährige seiner schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung. Seine 30 Jahre jüngere Frau soll bereits eine Woche früher gestorben sein - in Folge einer Infektion mit Hantaviren. Was ist das Hantavirus? Und wie gefährlich ist es?
Hantaviren gibt es nicht nur in den USA, sie sind weltweit verbreitet und kommen auch in Deutschland vor. Sie werden über Nagetiere wie Mäuse oder Ratten auf Menschen übertragen. Das spezielle Sin-Nombre-Hantavirus, das zum Tod Arakawas führte, gelangt meistens von Hirschmäusen (Peromyscus maniculatus) auf Menschen. Diese kleinen Nagetiere leben in Nord- und Mittelamerika. In Deutschland werden andere Virustypen übertragen, hauptsächlich über die Rötel- und die Brandmaus.
Die infizierten Nager scheiden die Viren über Speichel, Urin und Kot aus. Der Mensch infiziert sich über den Kontakt mit den Ausscheidungen, wenn kontaminierter Staub aufgewirbelt und die Erreger eingeatmet werden oder in Hautwunden gelangen. Die Viren sind in der Umwelt relativ stabil und können dort bis zu sechs Wochen überdauern. Daher ist zur Ansteckung kein direkter Kontakt mit den Nagern notwendig. Eine Infektion durch Bisse von infizierten Mäusen und Ratten ist aber ebenfalls möglich.
Sehr niedrige Sterblichkeitsrate in Deutschland
Eine Diagnose ist besonders in der Frühphase der Erkrankung schwierig, da sie unspezifisch ist und leicht mit einer Grippe verwechselt werden kann. Typische Anzeichen sind Müdigkeit, plötzlich auftretendes hohes Fieber, Schüttelfrost, starke Rücken-, Kopf- und Gliederschmerzen, Husten und Kurzatmigkeit. Bei einem schweren Verlauf können Komplikationen wie Nieren- und Lungenversagen auftreten.
Eine spezifische Behandlung für eine Hantavirus-Infektion gibt es nicht. Und auch keine Impfung. Eine Erkrankung wird symptomatisch behandelt, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) schreibt. Die Behandlung konzentriere sich auf die Linderung der Symptome. In schweren Fällen kann eine intensivmedizinische Betreuung mit künstlicher Beatmung oder Dialyse notwendig sein.
In Deutschland werden jedes Jahr Dutzende bis Hunderte Erkrankungen mit dem Hantavirus gemeldet. Die Häufigkeit schwankt von Jahr zu Jahr allerdings erheblich. Denn diese hängt mit dem Nahrungsangebot für die Wirtstiere ab, wie das Portal gesund.bund.de des Bundesgesundheitsministeriums schreibt. Finden die Nager viel Futter, können sie sich stark vermehren. Dadurch steigt dann auch die Zahl der Infektionen beim Menschen. So wurden 2022 nur etwa 140 Erkrankungen gemeldet, während es 2021 mehr als 1700 waren.
Todesfälle durch Hantavirus-Infektionen kommen Deutschland allerdings sehr selten vor. Seit der Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 wurde lediglich ein Todesfall registriert. Die meisten Infektionen verlaufen mild oder asymptomatisch und schwerere Verläufe treten vor allem bei Menschen mit Vorerkrankungen auf. Zu den Gebieten, in denen ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht, gehören dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) zufolge die Schwäbische Alb, der Raum Osnabrück, Unterfranken, der Odenwald, Oberschwaben, die Fränkische Alb, der Bayerische Wald, Osthessen und West-Thüringen.
Wie schützt man sich am besten?
In den USA gibt es deutlich weniger Infektionen als in Deutschland, sie sind dafür aber meist gefährlicher. Im Bundesstaat New Mexico, wo Hackman und Arakawa lebten, wurden in den vergangenen Jahren jeweils nur ein bis sieben Fälle pro Jahr gemeldet. Auch das Sin-Nombre-Hantavirus, an dem Arakawa starb, führe zunächst zu grippeähnlichen Symptomen, erklärte die leitende Gerichtsmedizinerin in New Mexico. Schließlich könnten Kurzatmigkeit sowie Herz- und Lungenversagen folgen. "Die Sterblichkeitsrate des Hantavirus-Typs im Südwesten liegt bei 38 bis 50 Prozent."
"Die meisten Übertragungen finden im Umfeld des Wohnorts oder des Arbeitsplatzes des Patienten statt", erklärte die staatliche Tierärztin Erin Phipps. Fachleute hätten das Haus von Hackman und Arakawa untersucht. "Wir schätzten das Risiko einer Exposition im Hauptwohnsitz als gering ein, ähnlich wie in anderen gut gepflegten Häusern in New Mexico." Allerdings sei Nagetierbefall in anderen Gebäuden auf dem Grundstück festgestellt worden.
Vor einer Ansteckung kann man sich dem FLI zufolge am besten schützen, indem man sein Zuhause frei von Mäusen hält. Das Institut gibt folgende Tipps:
Bewahren Sie Lebensmittel für Nager unzugänglich auf (dicht schließende Schränke, Metall- oder Plastikbehälter).
Lassen Sie Tierfutter und Wasser nicht über Nacht offen stehen.
Beseitigen Sie Abfall in verschließbaren Mülleimern.
Geben Sie Essensreste und tierische Abfälle nicht auf den Hauskompost.
Machen Sie mögliche Eintrittsstellen ins Haus ausfindig und dichten Sie Ritzen und Fugen an Türen, Fenstern und Wänden mit Stahlwolle oder Beton ab.
Beseitigen Sie Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten für Nager(zum Beispiel Sperrmüll, Altreifen und Abfallhaufen).
Quelle: ntv.de, mit dpa
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