Israels Militär hat rund zwei Monate nach Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen wieder massive Angriffe auf die islamistische Hamas im gesamten Küstenstreifen aufgenommen. Ein Sprecher des dortigen Gesundheitsministeriums beziffert die Zahl der Toten auf mindestens 200. In derselben Nacht setzten die mit Israel verbündeten USA ihre heftigen Angriffe auf die Huthi im Jemen fort, wie das US-Regionalkommando Centcom mitteilte. Die Miliz ist wie die Hamas in Gaza Verbündeter des Irans.
Israels schwerste Luftangriffe in Gaza seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe erfolgten auf die "wiederholte Weigerung der Hamas, unsere Geiseln freizulassen, sowie auf ihre Ablehnung aller Vorschläge, die sie vom Gesandten des US-Präsidenten Steve Witkoff und von den Vermittlern erhalten hat", teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit. Er und seine "extremistische Regierung" hätten beschlossen, das Waffenruhe-Abkommen "zu brechen", hieß es in einer Erklärung der Hamas.
Damit riskiere Israel das Leben der Geiseln, drohte die Terrororganisation. Sie forderte die Vermittler Ägypten, Katar und USA auf, Israel "für den Bruch" des Abkommens zur Verantwortung zu ziehen. Netanjahu hatte wiederholt erklärt, Israel werde alle seine Kriegsziele erreichen. Dazu gehört die Freilassung aller Geiseln und die komplette Zerschlagung der Hamas. "Israel wird von nun an mit zunehmender militärischer Stärke gegen die Hamas vorgehen", hieß es in der Mitteilung von Netanjahus Büro. Das Weiße Haus war vorab informiert worden.
Waffenruhe nicht verlängert
Unbestätigten arabischen Berichten zufolge wurden bei den israelischen Angriffen Führungsleute der Hamas getötet. Die Hamas müsse sofort alle israelischen Geiseln und Leichen übergeben, "oder es ist vorbei für Euch", hatte US-Präsident Donald Trump vor knapp zwei Wochen gewarnt. Kürzlich war eine von ihm freigegebene Lieferung schwerer Bomben in Israel eingetroffen.
Im Januar war zwischen Israel und der Hamas eine zunächst sechswöchige Waffenruhe vereinbart worden. Bisher konnten sich beide Seiten nicht auf die Bedingungen für eine Verlängerung einigen. Israel hatte mit Wiederaufnahme des Krieges gedroht, sollte die Hamas keine weiteren Geiseln freilassen. Auch während der Waffenruhe war es immer wieder zu tödlichen Angriffen gekommen. Die Hamas und andere Islamistengruppen halten nach israelischen Informationen noch 24 Geiseln und die Leichen von 35 Entführten fest.
Auslöser des Gaza-Krieges war der Überfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppierungen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1200 Menschen getötet und mehr als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Seitdem wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mehr als 48.500 Menschen getötet, darunter auch viele Frauen und Minderjährige. Die Angaben, die nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheiden, lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Israel spricht von rund 20.000 getöteten Terroristen.
Quelle: ntv.de, ino/mpa/dpa
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